Leichlingen digitalWarum die Stadt alle Bänke und Müllkörbe fotografiert hat
Leichlingen – Viel zu zählen hatten Thomas May und Valeri Neubauer, als sie im Herbst und Frühjahr in dienstlicher Mission auf Waldwegen, in Parks und im Straßennetz unterwegs waren. Mit GPS-Tracker und Fotohandy ausgerüstet, waren die beiden Kollegen des städtischen Bauhofs auf der Jagd. Aber nicht nach Wildschweinen oder Waschbären. Sie haben während ihrer Routine-Kontrollen, die in regelmäßigen Abständen erfolgen, nebenbei im gesamten Stadtgebiet 635 Sitzbänke, Abfallkörbe und Behälter für Hundekot-Beutel entdeckt, lokalisiert und fotografiert, Material, Lage und Zustand der Stadtmöblierung erfasst und dokumentiert.
Daraus ist ein digitales Kataster entstanden, eine Stadtkarte, auf der es jetzt vor grünen, gelben und roten Punkten wimmelt. Es ist das neueste elektronische Werk der im Planungsamt für das Geoinformationssystem (GIS) zuständigen Datenexpertin Katja Blumenberg. Die Verwaltung stellte es am Dienstagabend in der Sitzung des Infrastrukturausschusses vor.
Inventur erleichtert die Arbeit
Argwöhnische und Beamtenwitzler werden sich fragen, ob man im Rathaus nichts Besseres zu tun hat als Bänke zu zählen. Aber das mache Sinn, erklärt Bürgermeister Frank Steffes, wenn man den Bestand effizient warten und pflegen will. Und das muss man. Deswegen sei es hilfreich, wenn man rasch Zugriff auf die Standorte hat, wo es etwas zu reparieren, entleeren, ersetzen oder reinigen gibt. Auch auf den Spielplätzen wird das Open-Source-System für die Wartungsintervalle bereits eingesetzt.
„Es ist wichtig, dass man da auch ran kommt und nicht noch eine halbe Stunde zu Fuß über den Obstweg laufen muss“, ergänzt Steffes, dass die Übersicht des Inventars auch die Wahl von Standorten für neue oder entbehrliche Exemplare erleichtert. Denn Bürgerschaft und Politik äußern immer wieder Wünsche nach der Aufstellung weiterer Papierkörbe oder melden defekte Bänke. Sie sollen demnächst möglicherweise auch noch nummeriert werden, um sie sofort orten zu können. Die Datenlage ist bei der Inspektion erschöpfend erfasst worden. Dabei hat sich auch herausgestellt, dass sowohl bei den Müllbehältern als auch bei den Bänken ein großes Sammelsurium an Modellen herrscht.
Bänke: Es gibt 308 Sitzbänke, von denen 72 in Grünanlagen, 71 im Verkehrsraum, 50 auf Spielplätzen, 49 im Wald, 20 an Schulen, 19 auf den städtischen Friedhöfen und 16 an Sportplätzen stehen. 242 gehören der Stadt, 54 sind vor allem in Witzhelden von den Verkehrs- und Verschönerungsvereinen aufgestellt worden. 37 Prozent sind aus Holz, 46 aus Kunststoff und 16 Prozent aus Metall. 29 Standorte sind nur zu Fuß erreichbar, 91 Prozent aber können angefahren werden. 79 Prozent sind derzeit in einem guten Zustand, 14 Prozent reparaturbedürftig.
Holz statt Kunststoff
Die Kunststoff-Planken werden rasch porös und brüchig, sind der Verwaltung nicht nachhaltig genug. Sie will langfristig auf Holz setzen, das zwar alle fünf Jahre gewartet und gestrichen werden muss, aber eben reparabel ist. Angestrebt wird die Aufstellung eines Standardmodells aus festem Sockel und austauschbaren Sitzflächen und Lehnen. Private und Bänke auf Kirchengelände und in Buswartehäuschen sind nicht Teil des Katasters.
Abfallkörbe: Von 308 Müllbehältern stehen 85 an Bushaltestellen, 76 im Verkehrsraum und 46 in Grünanlagen. 93 Prozent von ihnen, das ist für die Entsorgung des Abfalls wichtig, sind mit einem Klein-Lkw anfahrbar. 88 Prozent werden im laufenden Turnus wöchentlich gereinigt, acht Prozent zwei Mal pro Woche. Die regelmäßige Entleerung, bisher vom Team des Bauhofs auf Rechnung des Bav erledigt, wird künftig der Bergische Abfallwirtschaftsverband in eigener Regie erledigen. 283 Behälter fassen 50 Liter Müll, die anderen 90 Liter.
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An 19 Standorten steht daneben auch ein Spender für Hundekotbeutel. Sieben Prozent von ihnen haben einen integrierten Aschenbecher. Auch dieser Service für Raucher kann aber zum Problem werden. Denn unter den Rosten, hat der Bürgermeister beobachtet, brüten gerne Meisen.