AboAbonnieren

WersbachEs wird dauern, aber in Leichlingen sollen demnächst Mammutbäume stehen

Lesezeit 3 Minuten
In Leichlingen-Wersbach wird Wald nachgepflanzt, der dem Klimawandel standhalten soll. Zum Beispiel Hainbuchen, aber auch Mammutbäume.

In Leichlingen-Wersbach wird Wald nachgepflanzt, der dem Klimawandel standhalten soll. Zum Beispiel Hainbuchen, aber auch Mammutbäume.

In Leichlingen-Wersbach wurde mit gespendetem Geld ein Wald aufgeforstet

Mit dem Borkenkäfer, der Millionen Fichten dahinraffte, wurde es so richtig ernst nach dem extrem trockenen Sommer 2003; in den vergangenen sechs Jahren lichteten sich ganze Wälder. Auch in Leichlingen-Wersbach sind große Bestände des über Jahrzehnte beliebten Holzes abgestorben.

Millionen Fichten wurden gefällt, jetzt trafen sich Waldbesitzer und Forstleute von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Wersbachtal an einer Schonung, um ein Stück neuen Waldes einzuweihen. Stellvertretend sozusagen, denn auf dem privaten Waldgrundstück im Bachtal wurden 500 Setzlinge gepflanzt. Hunderttausende dieser kleinen Pflänzchen, die noch für einige Jahre empfindlich bleiben werden, wurden in den Jahren seit der Käferplage gepflanzt. Das Geld für diese 500 Setzlinge hat man beim Autohaus Weigler in Leverkusen gesammelt, das von jedem verkauften Auto einen kleinen Betrag dafür locker gemacht hat.

Leichlingen: Ein Wald aus heimischen und amerikanischen Bäumen

Im Wersbachtal hat man aktiv eingegriffen und Bäumchen gepflanzt, diese sogar mit je einer Hülse aus Kunststoff vor Wildverbiss geschützt. Darin können die Bäume so groß wachsen, bis Rehe oder Hirsche nicht mehr drangehen.

Über die Methode, wie man die kahlen Waldparzellen wieder grün bekommt, gibt es verschiedene Meinungen: Manche sagen, dass man die Grundstücke am besten einfach sich selbst überlassen soll. Dann wüchsen die passenden Baumarten von ganz alleine, die mit dem veränderten Klima zurechtkommen. „Das stimmt“, sagt der pensionierte Förster Karl Zimmermann, „aber es funktioniert längst nicht überall.“ Auf manchen Grundstücken setze sich zum Beispiel erstmal das indische Springkraut durch, das wächst so dicht, darunter können kleine Bäume nicht wachsen.

Ein anderes Problem sind Brombeeren, die, wenn sie erstmal einen dichten Teppich gebildet haben, undurchdringlich werden, alles Licht wegnehmen und so keiner anderen Pflanze eine Chance geben, groß zu werden. „Dann kann es Jahrzehnte dauern, bis ein Bäumchen es vielleicht durch Zufall schafft, ans Licht zu wachsen“, sagt Zimmermann.

Gruppenbild: Eine Tafel informiert über die Pflanzung.

Gruppenbild: Eine Tafel informiert über die Pflanzung.

In Wersbach hilft man also nach und hält die schnell wachsenden, bodendeckenden Pflanzen mühsam klein, bis es die Bäume geschafft haben. Die 500 Bäume, die mit dem Geld aus Leverkusen gekauft wurden, verteilen sich auf vier Sorten, von denen zwei heimisch sind, die aber mit Hitze gut zurechtkommen: Wildkirschen und Hainbuchen. Schwarznuss und Mammutbaum sind nordamerikanische Bäume, die Schwarznuss mit ihren gefiederten Blättern und Früchten, die Walnüssen ähneln, wächst mehr auf der New Yorker Seite des Landes, der Mammutbäume gehören zu den Zypressengewächsen und stammen aus dem warmen Kalifornien.

Sie könnten später besonders groß werden, wenn sie die ersten Jahre überstehen. Mammutbäume sind in Deutschland eher selten, ein paar dieser imposanten Bäume stehen in Parks, wie dem „Tillmanns-Park“ in Bergisch Neukirchen. Aber es gibt sie auch in deutschen Wäldern; auch im Weltersbachtal gebe es mindestens ein Exemplar, das ein experimentierfreudiger Förster vor 30 Jahren gepflanzt haben soll, weiß Karl Zimmermann, der in den Jahrzehnten seiner Amtszeit einen umfassenden Überblick über die Wälder der Umgebung bekommen hat.

Vom Borkenkäfer zerstörte Fichten liegen im Wald in Leichlingen Wersbach.

Vom Borkenkäfer zerstörte Fichten liegen im Wald in Leichlingen Wersbach.

Nicht nur die Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 waren eine Folge des Klimawandels: In diesem Jahr war es zwar auch warm, aber auch so regenreich, wie man das seit 1881 noch nie gemessen hat, auch im Bergischen Land. Das aber half den Setzlingen, die erste Zeit zu überleben, denn kaum etwas macht jungen Bäumen mehr Probleme als ein trockener Sommer.

Der jetzt frisch gepflanzte Weltersbacher Wald könnte also später wegen seiner Mischung interessant werden – aber in frühestens einer Generation, denn damit müssen Forstleute immer leben: Dass sie zwar etwas anstoßen, Wälder pflanzen, das Ergebnis selbst bekommen sie aber in ihrem Leben nicht mehr zu sehen.