AboAbonnieren

Trainingsplätze in MonheimWarum Bayer 04 Leverkusen aus der Stadt weg will

Lesezeit 4 Minuten
Ein Feld am Stadtrand von Monheim

Bayer 04 will am Laacher Hof Trainingsplätze bauen.

Bayer 04 steht wegen des Autobahnbaus unter Zugzwang, die Rasenplätze neben dem Leverkusener Stadion sollen zu VIP-Parkplätzen werden.

Wer geglaubt hat, dass der Autobahnausbau in Leverkusen nur die Leverkusener Anwohner etwas angeht, sollte sich anhören, was Langenfelder dazu sagen. Dort fürchtet man inzwischen ums Trinkwasser.

Die Gefahr fürs Wasser in Langenfeld ist eine indirekte; Bayer 04 möchte 300 Meter neben den Langenfelder Trinkwasserbrunnen ein Trainingszentrum bauen, zwei Rasen-, sechs Kunstrasen- und fünf Hybridrasenplätze, ein Parkhaus, eine Halle mit einem Kunstrasenplatz, Tribünenanlage, Umkleiden, Physio- und Rehazentrum, Büros, Logistik und einen Medienbereich. 17 bis 20 Jugendmannschaften sollen dort untergebracht werden. Insgesamt sind die Felder im Dreieck zwischen Laacher Hof und Autobahn, grob geschätzt 400.000 Quadratmeter groß und sie gehören Bayer – dort zu bauen, wäre für die Fußball GmbH vergleichsweise billig.

Jenseits der Autobahn ist auf einem Bayer-Plan sogar noch ein zweites Trainingszentrum eingezeichnet: Wenn man schon mal dabei ist ..., so mag man sich bei den Verantwortlichen gedacht haben. Dieses zweite Zentrum ist für die „Kinder- und Breitensport Zweigstelle TSV Bayer 04“ gedacht. So lautet jedenfalls die Beschriftung – noch einmal 50.000 Quadratmeter Fläche.

Der Plan aus einem öffentlichen Papier: Dieses Trainingszentrum möchte Bayer 04 im Wasserschutzgebiet neben dem Autobahnkreuz Monheim-Süd bauen.

Der Plan (Stand Dezember 2022) aus einem öffentlich zugänglichen Papier: Dieses Trainingszentrum möchte Bayer 04 im Wasserschutzgebiet neben dem Autobahnkreuz Monheim-Süd (rechts unten) bauen.

Aber: Es gibt weder eine Buslinie noch eine Schienenverbindung zu dem geplanten Trainingsareal. Die Bayer-Jugend wäre damit komplett aufs Auto angewiesen. Das weite Land liegt komplett im Grünen, das ist auch offiziell so festgestellt: „Grünzug und Gebiet zum Schutz des Wassers“, heißt das im Landesentwicklungsplan. Daran will Bayer 04 jetzt schrauben.

Links die Stelze, rechts die Trainingsplätze von Bayer 04. Foto: Ralf Krieger

So nah sind sich Autobahn und die Bayer-04-Trainingsplätze: Links die Stelze, rechts wird Fußball geübt.

Für Bayer 04 hatte der Geschäftsführer der Sportstätten-Tochter Tec-Arena-Plus, Ulrich Wölfer, in einem Vortrag 2022 im Düsseldorfer Regionalrat die Bayer-Pläne vorgetragen. Der Platz in Monheim sei nach Prüfung von vielen Plätzen einzig übrig geblieben. Die Zeit drängt. Selbst in Köln-Flittard, wo Bayer 04 ein Nachwuchs-Leistungszentrum betreibe, gebe es keine Erweiterungsmöglichkeit, sagte er. Erst jetzt, nachdem es schon 20 Jahren existiere, habe Köln für dieses Jugend-Trainingszentrum an der S-Bahnstation „Chempark“, eine Baugenehmigung ausgestellt. Auch andere Grundstücke eigneten sich nicht. Alleine Monheim sei geeignet. Und er fügte atemlos im Vortrag hinzu, wie man in einem Video sehen kann: Die Jugend, das sei das Kapital der Fußball-GmbH.

Bezirksregierung Düsseldorf: Kein Siedlungsbereich – keine Sportstätte für Bayer 04

Um den Bau der Plätze in Monheim möglich zu machen, müssten die Gremien bei der Düsseldorfer Bezirksregierung den Regionalplan ändern, eine Mammutaufgabe, denn die Veränderungen des Landes am Laacher Hof wären erheblich. Daher gab es 2023 von den Düsseldorfern ein klares Nein zu dem Megaprojekt im Wasserschutzgebiet. Kein Siedlungsbereich – keine Sportstätte. In der Sprache der Behörde klingt das so: „Bezüglich der Fläche in Monheim bestehen bisher Bedenken (insbesondere wegen landes- und regionalplanerischer Vorgaben sowie einem bestehenden Wasserschutzgebiet)“.

Bezüglich der Fläche in Monheim bestehen bisher Bedenken
Bezirksregierung Düsseldorf zu dem Plan von Bayer 04, im Wasserschutzgebiet bauen zu wollen

Bayer 04 will aber den aus ihrer Sicht günstigen Platz nicht aufgeben: „Das Problem mit dem Trinkwasserschutz ist technisch beherrschbar“, so die Aussage bei der Sitzung im Dezember 2022.

Brunnen im Verbandswasserwerk Langenfeld-Monheim. Stefan Figge und Rudolf Gärtner sorgen sich ums Trinkwasser. Bayer 04 will am Laacher Hof Trainingsplätze bauen. Foto: Ralf Krieger

Grundwasser steht hier nur sechs Meter unter der Oberfläche. Brunnen im Verbandswasserwerk Langenfeld-Monheim. Stefan Figge und Rudolf Gärtner sorgen sich ums Trinkwasser, weil Bayer 04 am Laacher Hof Trainingsplätze bauen will.

Beim Verbandswasserwerk für Langenfeld und Monheim sieht man das anders. Bayer 04 hat jetzt nachgelegt und dem Wasserwerk einen dicken Packen Papiere mit Gutachten und Stellungnahmen zugestellt. „Das kam passenderweise zu Beginn der Sommerferien, wir hatten und wir haben gar keine Kapazität, das alles zu prüfen“, sagt Stefan Figge, der Leiter der Stadtwerke Langenfeld. Sein Wasserwerks-Chef Rudolf Gärtner, der Hüter des Trinkwassers, nennt ein paar Fakten: Das Langenfelder Grundwasser sei seit kurzem endlich fast frei von Nitrat, man habe gerade eine teure Filteranlage abschalten können.

Die müssten den Oberboden komplett abschieben
Langenfelds Wasserwerks-Chef Rudolf Gärtner über die Folgen der geplanten Bayer-04-Sportanlage für das Gelände

Das Grundwasser hier in einem alten Rheinarm („Laach“) stehe nur sechs Meter unter der Oberfläche. Darüber sei eine sehr durchlässige Deckschicht aus Kies. Der Gedanke an Dünger und Spritzmittel auf künftigen Sportplätzen verursachen bei den Langenfeldern spürbares Unbehagen: das sickert sofort ins Grundwasser. Auf Rasen- und Hybridplätzen geht es nicht ohne Anti-Pilzmittel. Dazu käme: Die Versiegelung. Gärtner graust es: „Die müssten den Oberboden komplett abschieben.“ Am Montag (26. August 2024) will sich Bayer 04 mit den Langenfelder Wasserwerkern in der Bezirksregierung in Düsseldorf treffen. „Wir sind gespannt“, sagt Stefan Figge diplomatisch.

Bayer 04 will am Laacher Hof Trainingsplätze bauen

Das Land, das Bayer 04 am Laacher Hof umbauen will, ist, grob geschätzt,400.000 Quadratmeter groß.

Öffentlich vorgestellt und geredet wurde über die Pläne bisher nicht, außer im weitgehend ohne Öffentlichkeit tagenden Regionalrat.

Zurück nach Leverkusen: Während sich hinter verschlossenen Behördentüren alles um die Pläne der erfolgreichen Bayer-04-GmbH dreht, könnte ein anderer Verein dauerhaft schwer unter die Räder kommen: der SC Leverkusen, der mit seinem Platz an der Stelze zwischen TSV und den Bayer-Trainingsplätzen liegt. Denn auch dieser Sportplatz müsste wohl VIP-Parkplatz werden. Er gehört der Stadt Leverkusen. Der Vorsitzende Rolf Schiefer jedenfalls fühlt sich keinesfalls genügend einbezogen in die Überlegungen, was aus „seinem“ Vereinsgelände werden könnte.

Platz des SC Leverkuse neben den Bayer-Trainingsplätzenn. Foto: Ralf Krieger

Platz des SC Leverkuse neben den Bayer-Trainingsplätzenn. Foto: Ralf Krieger

Ein Stadtsprecher antwortet auf die Frage nach der Zukunft des SC Leverkusen eigentlich glasklar: „Die Stadt Leverkusen befürwortet und begleitet den Findungs- und Realisierungsprozess für ein zukunftsfähiges Trainings- und Leistungszentrum von Bayer 04 und steht dem Verein dabei in allen relevanten Punkten unterstützend zur Seite.“