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Neue BestattungskulturLeichlinger Friedhof Johannisberg bekommt ersten Ort der Begegnung

Lesezeit 3 Minuten
Menschen stehen auf einem Friedhof.

Auf dem Friedhof Johannisberg gibt es einen ersten Ort der Begegnung. Petra Wodaege, ehrenamtliche Mitarbeiterin und Trauerbegleiterin beim Ökumenischen Hospizdienst Leichlingen (v.l.) und weitere Beteiligte freuen sich.

Friedhöfe sind auch Rückzugs- und Aufenthaltsorte. Künstlerisch gestaltete Verweilmöglichkeiten sollen dabei in Leichlingen behilflich sein.

„Der Weg der Trauer beginnt häufig auf dem Friedhof“, stellte die Mitkoordinatorin und Trauerbegleiterin des Ökumenischen Hospizdienstes Leichlingen, Christine Schwung, fest. Da das Hospiz im kommenden Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiere, sei bei ihnen die Idee entstanden, die Friedhöfe in Leichlingen in den Blick zu nehmen und auf jedem einen Ort der Begegnung zu schaffen, so Schwung weiter. Das erste Projekt wurde nun auf dem Friedhof Johannisberg fertig gestellt. Die Ausführung übernahm und übernimmt die Leichlinger Künstlergruppe „Unsere Art“.

Wenn Besucher links an der Friedhofskapelle bis zum Begrenzungszaun durchgehen, stoßen sie jetzt auf ein kleines, aus bergische Grauwacke-Mauersteinen bestehendes Mäuerchen, in dessen Mitte ein Glasfenster eingelassen ist und von dem jeweils an beiden Enden eine Holzbank abgeht. Es sei „ganz toll“, dass das Projekt künstlerisch begleitet werde und die Ausgestaltung fände er „wunderschön“, betonte Bürgermeister Frank Steffes, während er die Arbeit in Augenschein nahm. Dann richtete er auf einmal vorsichtig den Blick in Richtung des mitwirkenden Künstlers Berthold Welter: „Ist das Loch oben links in dem kleinen Fenster bewusst vorhanden?“

Alte Grabelemente Teil des Leichlinger Friedhofsprojektes

„Ja, das haben wir so vorgefunden“, erläuterte Welter. Dies sei auch als Zeichen der Vergänglichkeit zu deuten, führte der Künstler weiter aus: „Wir können uns noch so viel Anti-Aging-Creme ins Gesicht schmieren, aber wir werden älter.“ Die meisten Bestandteile der künstlerischen Arbeit seien vom Friedhof, so Welter. Die Lärchenholz-Sitzbretter würden von ehemaligen Grabumrandungssteinen getragen und bei dem zentral vor der Mauer stehenden Grabstein sei die Grabfrist abgelaufen. „Man sieht, es wird angenommen“, verwies Welter auf die Grablichter, Blumen und Fotos, die bereits vor und auf der Mauer abgelegt wurden.

Da der Trend zur Urne gehe, sei es schön, dass Trauer- und Friedhofsgäste hier die Möglichkeit hätten, Lichter abzustellen, bekräftigte Christoph Rösgen, Mitglied des Kirchenvorstandes der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist und St. Heinrich. Insgesamt sei es ein „tolles Gemeinschaftsprojekt“. Die Zusammenarbeit zwischen der Initiative, der Stadt und der Kirche sei sehr unkompliziert verlaufen, betonten Schwung, Steffes und Welter. Nichtsdestoweniger müsse hervorgehoben werden, was das für ein „Riesen-Geschenk“ von der Künstlergruppe an die Stadt und die Friedhöfe sei, unterstrich Schwung.

Alle Leichlinger Friedhöfe sollen einen Begegnungsort erhalten

Die Materialkosten seien übernommen worden, aber abgesehen davon, habe „Unsere Art“ „richtig Arbeitskraft“ in das Projekt gesteckt, die nicht entlohnt wurde, so Schwung. „Hier stecken ungefähr 180 Arbeitsstunden drin“, ordnete Welter ein. Da die Mitwirkenden nicht mit Bagger und großem Gerät gearbeitet hätten, sei „Manpower“ gefragt gewesen. Der Friedhofsgärtner Rüdiger Schunder habe zwei Container für den Abfall zur Verfügung gestellt. Insgesamt arbeite er aber sehr gerne auf dem Friedhof, bemerkte Welter. Alles sei entschleunigter, die Leute hätten Zeit und es sei kein Problem, wenn mal ein Auto oder ähnliches im Weg stehe.

Hier stecken ungefähr 180 Arbeitsstunden drin
Berthold Welter von der Künstlergruppe „Unsere Art“

Für diejenigen, die zukünftig mit ausreichend Zeit auf den Friedhof Johannisberg kommen, soll bald ein weiterer Ort der Begegnung an dem „Lingemann-Grab“ beim alten Friedhofstor entstehen. Das nächste Projekt entstehe aber auf dem Friedhof Uferstraße, erklärte Welter. Ebenso sei auf den kommunalen Friedhöfen Kellerhansberg und Witzhelden ein Ort der Begegnung geplant, stellte Bürgermeister Steffes in Aussicht.

Zudem sei angedacht, dass an diesen Stätten auch konkret etwas stattfinden solle, führte Schwung aus: Beispielsweise stehe die Idee im Raum, dass sich hier zu bestimmten Zeiten Seelsorger Zeit für die Trauernden nehmen.