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„Haus der Zukunft“Leichlinger Zimmerermeister saniert Fachwerkhaus energetisch nachhaltig

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Der pensionierte Zimmerermeister Gerd Ribbeck im Werkstatts-Zelt neben dem sanierten Haus.

Der pensionierte Zimmerermeister Gerd Ribbeck im Werkstatts-Zelt neben dem sanierten Haus.

Die Leichlinger Familie Ribbeck hat ein Fachwerkhaus in der Mittelstraße zu einem fast energieautarken „Haus der Zukunft“ saniert.

Ein Fachwerkhaus in ein ökologisches Vorzeigeprojekt der Luxusklasse verwandeln. Dieser Aufgabe haben sich der pensionierte Zimmerermeister Gerd Ribbeck und die Firma seines Sohnes Thomas vor etwa einem Jahr gestellt. Nun ist die Sanierung bereits so weit, dass ihre Familie dort zur Probe wohnen kann.

Das Haus an der Mittelstraße in Leichlingen wurde im Sommer 2021 vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen und war dadurch preiswert zu kaufen. Auf dem Nachbargrundstück soll noch ein Massivholzhaus für den Eigenbedarf gebaut werden. Das sanierte Fachwerkhaus soll als Beispiel für naturnahes Bauen und als Ferienhaus mit Garten, Sauna und Grill möbliert auf Zeit vermietet werden.

Das 130 Jahre alte Haus hat im letzten Jahr einen Zeitsprung in die Moderne vollbracht. Wärmepumpe, Speicher und ökologische Isoliertechnik machen es nahezu energieautark. Thomas und Gerd Ribbeck haben sich auf diese Arbeiten spezialisiert und wollen ihre Kenntnisse mit regenerativen Baustoffe, nachhaltigen Altbausanierung und das Wohnen im Holzhaus noch viel weiter einbringen.

Im Wohnzimmer wurden alle Wände und der Fußboden mit Eichen- und Lärchenholz gedämmt.

Im Wohnzimmer wurden alle Wände und der Fußboden mit Eichen- und Lärchenholz gedämmt.

„Natürliche Baustoffe, besonders Holz, speichern jede Menge Kohlenstoffdioxid. Beton ist hingegen die Hölle. 38 bis 40 Prozent der CO₂-Emissionen kommen schließlich aus dem Baubereich. Wir müssen mehr CO₂ speichern als wir produzieren und Holz kann dabei sehr helfen“, sagt Gerd Ribbeck.

Im „Haus der Zukunft“, wie Gerd Ribbeck es nennt, finden sich Elemente von Eiche, Kiefer, Lärche und Zirbe. Dem Holz der Zirbe wird sogar nachgesagt, dass es im Schlafzimmer eingebaut die Regeneration des Körpers fördert und die Herzfrequenz senkt. Das Ganze hat allerdings auch seinen Preis und hier sei „nur das Beste von Besten reingehauen worden“, sagt Gerd Ribbeck.

Bis ein Baum allerdings soweit ist, damit er für derartige Projekte verarbeitet werden kann, vergehen knapp 80 Jahre. Daher empfiehlt Gerd Ribbeck, „Holz da zu nutzen, wo wir Statik brauchen“, also beispielsweise bei Säulen. Für alle weiteren Dämmungszwecke seien Hanfholzfaser, Stroh und Lehmbauplatten geeignet. Stroh und Hanf wachsen bis zu zweimal im Jahr zum Ernten. Da diese Baustoffe nur gepresst eingebaut werden, seien sie „ähnlich wie ein Massivholzhaus nur schlecht brennbar“, so Gerd Ribbeck.

Die Fundamente des alten Fachwerkhauses wurden hier durch schwere Lehmbauplatten verstärkt und mit einer weißen Gipsschicht verfeinert.

Die Fundamente des alten Fachwerkhauses wurden hier an beiden Seiten durch schwere Lehmbauplatten verstärkt und mit einer weißen Gipsschicht verfeinert.

Bis auf Kabel und Isolierungen sind alle verwendeten Werkstoffe im Fachwerkhaus recycle- und biologisch abbaubar. Das einzige, was dem Haus zur vollen Nachhaltigkeit fehlt, ist eine Fotovoltaikanlage. Diese dürfen jedoch nicht auf denkmalgeschützte Häuser gesetzt werden. „Das sollte man auf jedem Dach machen dürfen“, fordert Gerd Ribbeck eine zeitgemäße Anpassung der Bauvorschriften. Sonnenenergie wollen die Bauherren aber im Garten und auf dem Carport einfangen.

Gerd Ribbeck wird oft von Leuten aus der Umgebung um Rat gefragt, die sich handwerklich selbst um die Dämmung ihrer Gebäude kümmern und Naturbaustoffe in ihre Häuser einbauen wollen. Der Rentner hat als internationaler Meister bereits in Namibia ausgebildet und Betriebspartnerschaften in Südafrika geknüpft. Es liegt ihm besonders am Herzen, „dass die Jugend lernt, CO₂ zu speichern.“

Als einer der 20 Klimaschutzpaten der Stadt Leichlingen will Gerd Ribbeck gemeinsam mit Klimaschutzmanagerin Monika Meves Menschen zum Umweltschutz engagieren. Dazu soll auch der Leichlinger Klimatag am 20. August 2023 einladen, bei dem Thomas Ribbecks Firma „wieNEU GmbH“ auch mit einem großen Stand vertreten sein wird.

Neben ökologischer Sanierung mit Naturbaustoffen wollen Gerd und Thomas Ribbeck dort auch zur Gebäudedämmung, Heizungsoptimierung und dem Weg weg von fossilen Energien und Baustoffen für Gebäudebesitzer informieren.