Seit vergangenem Jahr plant der Leichlinger Hospizdienst die Umgestaltung der Friedhöfe im Stadtgebiet.
HospizdienstIn Leichlingen entstehen Orte für Trauernde
Beim Sterben geht es nicht nur um den Sterbenden. Ein neues Projekt des Ökumenischen Hospizdienstes Leichlingen richtet sich aus diesem Grund an Trauernde. Anlass ist das 25-jährige Bestehen des Betreuungsdienstes, das 2025 ansteht. Auf allen Leichlinger Friedhöfen sollen „Orte der Begegnung“ für Angehörige entstehen. Die Plätze sollen Sitzgelegenheiten und dadurch auch Möglichkeiten zum Austausch bieten. Durch ihre künstlerische Gestaltung werden sie laut Hospizdienst eine „symbolische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart“ darstellen.
Christine Schwung, eine der Koordinatorinnen des Leichlinger Hospizdienstes, hatte das Projekt im vergangenen Jahr angestoßen. Ihr sei aufgefallen, dass auf den Friedhöfen Orte zum Trauern fehlten. Friedhöfe seien wunderbare, kulturelle Orte, die es dringend gelte, neuzugestalten. Ende März hat die Arbeit auf den ersten zwei Leichlinger Friedhöfen und in der Werkstatt von Bildhauer Berthold Welter, der das Projekt unterstützt, begonnen. Die Umsetzung ihrer Idee hautnah mitverfolgen zu können, berührt Christine Schwung sehr. „Es ist irre – ich kriege eine Gänsehaut, wenn ich daran denke“, so die Trauerbegleiterin.
An dem Projekt beteiligen sich neben dem Hospizdienst auch die beiden Kirchen, Leichlinger Gärtner und Bestatter sowie die Künstlergruppe „Unsere Art“. Als Schirmherr des Projekts fungiert NRW-Innenminister Herbert Reul, den vor allem der andere Zugang zum Thema „Tod und Sterben“ daran beeindruckt. „Das klingt erst mal profan, aber am Ende ist es eine sensationelle Idee, finde ich“, so Reul. Er verknüpft, ebenso wie die Koordinatorin, die Friedhöfe mit der Erinnerungskultur. „Auf unseren Friedhöfen kann man Geschichten der ganzen Stadt erkennen“, sagt der CDU-Politiker.
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Wo in Leichlingen Trauernden Raum geboten wird
Bereits begonnen haben die Bauarbeiten auf dem katholischen Friedhof Johannesberg. Hier soll eine Pergola errichtet werden. Ein altes Sprossenfenster mit buntem Glas dient als Seitenwand, wobei einige Glasscherben bewusst eingearbeitet werden, um symbolisch darzustellen, dass „alles seine Zeit hat“. Laut Hospizdienst soll dieser Ort Raum für stille Betrachtung und Erinnerung bieten. Ebenfalls auf dem Friedhof Johannesberg soll am angrenzenden Wald ein weiterer Begegnungsort entstehen. Hier wird eine kunstvolle Mauer entstehen, aus der sowohl Sitzgelegenheiten als auch Vorsprünge für Kerzen und andere Gedenken herausragen.
Auf dem Friedhof an der Uferstraße wurde ebenfalls schon mit dem Bauen mehrerer Begegnungsstätten begonnen. So soll einerseits eine außergewöhnliche Säule aus einer alten Eichenbohle entstehen, in die buntes Glas eingelassen ist. Zudem nutzt der evangelische Friedhof ein ehemaliges Grab als Ausgangspunkt für einen weiteren Ort der Begegnung. Der einstige Grabstein soll erhalten bleiben und als Grundlage für eine Bank Verwendung finden. Durch diese Umgestaltung wird laut Hospizdienst die Geschichte des Friedhofs bewahrt und es entsteht außerdem ein funktionaler und ästhetischer Ort für Besucher.
Noch nicht konkret begonnen hat das Projekt auf dem Friedhof Weltersbach. Doch auch für diesen Ort hat sich der Leichlinger Hospizdienst schon ein genaues Konzept überlegt. Hier sollen neue Wege entstehen, die die Zugänglichkeit erleichtern und es den Angehörigen ermöglichen, die Atmosphäre vollkommen wahrzunehmen. Eine Sitzgelegenheit ist auf dem höchsten Punkt des Friedhofs neben einer Buche geplant. Dieser Ort solle Besuchern eine „Ruheoase“ bieten, so der Ökumenische Hospizdienst.
Das Friedhofsprojekt wird aus Spenden finanziert. Aus diesem Grund organisiert der Ökumenische Hospizdienst Leichlingen für nächsten Sonntag eine Benefizveranstaltung. Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage.