Die Leichlinger SPD-Ratsfraktion hat den Beitritt der Stadt zur neuen Energie-Genossenschaft beantragt.
SPD-AntragLeichlingen soll mit der Energie-Genossenschaft Strom in Bürgerhand produzieren
Solardächer oder Windräder bauen, die allen gehören, von denen alle profitieren, energetisch unabhängig sein und klimafreundlichen Strom in der Stadt produzieren – das ist der Plan. Die Zeit ist reif dafür, das Interesse offenkundig riesig: Eine neue Bürgerenergie-Genossenschaft fürs Bergische Land steht in den Startlöchern. Und als der Verein Klimafreunde Rhein-Berg sein Vorhaben, Photovoltaik-Anlagen in Bürgerhand auf öffentlichen Dächern zu installieren, Ende März bei einer ersten großen Informationsveranstaltung in Bergisch Gladbach vorstellte, war der Bensberger Ratssaal ausgebucht, standen die Besucher bis vors Rathaus.
Leichlingen sollte bei diesem Projekt von Anfang an mit dabei sein, finden die Leichlinger Sozialdemokraten. Darum hat die SPD-Ratsfraktion den Antrag gestellt, dass die Blütenstadt der Bürger-Energie-Genossenschaft BEGGL als Gründungsmitglied beitritt. „Sie erlaubt die Teilhabe an einem gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb mit dem Hauptziel, sich aktiv am Klimaschutz zu beteiligen und die Energiewende deutlich voranzubringen“, begründen Fraktionsvorsitzender Matthias Ebecke und seine Stellvertreterin Roswitha Süßelbeck ihren Antrag, der für die Sitzung des Umweltausschusses am Donnerstag dieser Woche vorgelegt wird.
Verein der Klima-Freunde sucht Investoren für Solaranlagen
„Wir können die regionale Energiewende nur gemeinschaftlich schaffen“, wirbt Stefan Häusler, der Vorsitzende der Klima-Freunde, für den Vorstoß, Strom dezentral und nah am Verbraucher zu produzieren: „Kein Jahr, eigentlich keinen Tag dürfen wir mehr verstreichen lassen. Wir müssen es jetzt angehen.“ Möglichst viele Bürger, aber auch Firmen oder Banken, sollen sich finanziell beteiligen, um durch Investitionen den Umstieg auf erneuerbare Energien und den Ausstieg aus fossilen oder strahlenden Ressourcen voranzutreiben.
Interessierte kaufen einen oder mehrere Mitgliedsanteile, um in Projekte der Genossenschaft zu investieren, erläutert Häusler das Modell: „Die Kosten für einen Anteil liegen bei 500 Euro.“ Nach den ersten drei Jahren soll eine Rückvergütung in Höhe von zwei bis vier Prozent an die Mitglieder ausgezahlt werden. „Es geht hier aber nicht um Gewinnmaximierung“, stellt Häusler klar. Eine nachhaltige Energieversorgung stehe an erster Stelle, autark und unabhängig zu sein von den die Preise diktierenden Energielieferanten.
Bergisch Gladbach macht mit und bekommt die erste Anlage
Bergisch Gladbach hat sich bereits für einen Beitritt ausgesprochen und begrüßt dieses Projekt: „Es stellt einen wertvollen und wirksamen bürgerschaftlichen Beitrag zum Klimaschutz dar“, sagt Bürgermeister Frank Stein. Dadurch könne die Stadt der Genossenschaft ohne komplizierte Ausschreibungen öffentliche Dächer verpachten, um auf ihnen PV-Anlagen zu installieren, erläutert Stein.
Und in Gladbach soll im Herbst auch die erste Photovoltaik-Anlage der Initiative gebaut werden, auf dem Dach der Turnhalle des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, das ihr dafür zur Verfügung gestellt wird. Zwischen 100 und 300 Euro Pacht pro Jahr werde die Genossenschaft an die Stadt zahlen müssen. Für Anschaffung und Installation müssen etwa 95.000 Euro aufgebracht werden. Zur Finanzierung will der Verein vorerst auf eigene Mittel statt Fremdkapital setzen: Für das Projekt am Gymnasium wären 187 Mitglieder nötig.
Noch ist die Genossenschaft „i.G.“, in Gründung. Die Satzung und den Businessplan habe man dem Genossenschaftsverband vorlegen müssen, die Prüfung würde etwa drei bis vier Monate dauern, erklärte Vorstand Stefan Häusler. Zwölf Personen, darunter ein ehemaliger Vorstand aus der Energiebranche, hätten viele hundert Arbeitsstunden in die Vorbereitung investiert.
Der Schwerpunkt liegt bei der Solarenergie. Häusler hat dabei auch die vielen Dächer der Gewerbebetriebe im Visier. Die Dächer von Privatleuten seien für die Genossenschaft hingegen zu klein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Windräder zu bauen, kann sich der Verein ebenfalls vorstellen, auch wenn sie viele nicht schön finden. Bringen sie Geld ein, könnten sie aber für mehr Akzeptanz sorgen.
Die Energiegenossenschaft hat aber noch weitere Ideen, zum Beispiel die Gründung einer Selbstbaugenossenschaft. Außerdem werde darüber nachgedacht, den Strom selbst zu vermarkten. Denn der kommunale Stromversorger Belkaw steht bisher als Kooperationspartner nicht zur Verfügung. „Wir würden uns freuen, wenn die Belkaw uns als regionaler Energieversorger unterstützen würde“, bedauert Häusler die Absage.
Bürgerenergiegenossenschaften arbeiten in der Regel mit lokalen Partnern zusammen, um ihre Projekte zur Strom- und Wärmeerzeugung zu etablieren. Die Initiative zur Gründung einer bergischen Energiegenossenschaft geht vom Verein Klimafreunde Rhein-Berg aus. Die Belkaw als regionaler Energieversorger steht bislang nicht als Kooperationspartner zur Verfügung. „Wir schließen dies nicht aus“, sagte deren Pressesprecher Lutz Eisenhut auf Anfrage, „bei uns im Haus wird darüber noch ergebnisoffen beraten“. Anders in der Nachbarstadt Rösrath. Dort ist der Vorstoß zur Gründung einer lokalen Energiegenossenschaft sogar von den Stadtwerken ausgegangen. (ub)