Unter anderem sorgte ein Vereinswechsel zum TV Leichlingen für die jüngsten Erfolge von Victoria Krause.
Schwere VerletzungLeichlinger Speerwerferin muss nach DM-Titel die Saison beenden
Besser hätte der Saisonstart kaum laufen können für Victoria Krause vom TV Leichlingen: Goldmedaille im Speerwerfen bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften und das mit einer Bestleistung von 57.87 Metern. Nun erreichte die Redaktion eine traurige Nachricht von der 23-Jährigen: „Leider hatte ich vergangene Woche einen Unfall, bei dem ich mich schwer am Knie verletzt habe“, schreibt Krause. Die Saison sei somit vorbei, bevor sie überhaupt richtig beginnen konnte. Der Traum von den Europameisterschaften in Rom ist geplatzt. In der kommenden Woche werde sie operiert, schreibt Krause. „Dann habe ich einen langen Weg vor mir.“
Rückblick: Zwei Wochen zuvor hatte sie einen großen Erfolg gefeiert. Die Goldmedaille, Victoria Krause nach den Deutschen Winterwurfmeisterschaften um den Hals baumelte, war eigentlich nur das Sahnehäubchen des vergangenen Februarwochenendes. Viel mehr als über den ersten Deutschen Meistertitel ihrer Karriere freute sich die Leichtathletin vom TV Leichlingen über die Weite, die schließlich auf der Anzeigentafel beim Turnier in Halle an der Saale prangte: 57.87 Meter.
Damit toppte sie ihre bisherige Bestleistung um über zwei Meter – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Saison erst langsam Fahrt aufnimmt. Richtig los gehe es erst Ende April, sagte Krause. Die Trainingsplanung sei eigentlich auf die Wettkampfhöhepunkte im Sommer ausgerichtet, unter anderem stehen im Juni die Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom an. Nur noch 68 Zentimeter fehlten Krause jetzt für die EM-Bestätigungsnorm. Diese wird nun definitiv ohne Krause stattfinden.
Dabei schaute die 23-Jährige so positiv in die Zukunft: „Ich hätte nicht damit gerechnet, jetzt schon so nah an die Weite heranzukommen“, zeigt sie sich selbst ein wenig überrascht von ihrer Leistung. Selbst die 60-Meter-Marke schien nicht mehr unantastbar. Das wäre die direkte Qualifikationsweite für Rom. Dabei ist Krause aber immer realistisch geblieben: „Kleine Brötchen backen ist erstmal auch nicht schlecht“, sagt sie. Ihre Technik zum Beispiel sei noch ausbaufähig.
Wechsel vom TSV Bayer 04 Leverkusen zum TV Leichlingen
Für die jüngsten Leistungssteigerungen hatte sie eine einfache Erklärung parat: „Stressabfall“. Die positive Formkurve der vergangenen eineinhalb Jahre hänge unter anderem mit dem Wechsel vom TSV Bayer 04 zum TV Leichlingen zusammen. Beim Verein in der Blütenstadt gehe es deutlich familiärer zu, als in der Leichtathletiksparte des Leverkusener Großvereins. Zudem profitiere sie von der Eins-zu-eins-Betreuung ihres neuen Trainers Marc Windgassen, der sie größtenteils bei Einheiten in ihrer Heimatstadt Wuppertal unterstützt.
Dadurch spart sich die Speerwerferin auch ordentlich Zeit. „Ich kannte das gar nicht anders, dann sind die langen Wege nach Leverkusen einfach weggefallen. Dafür sind die Einheiten jetzt länger und intensiver.“ Sie könne sich vielmehr auf den Sport konzentrieren, erzählt sie.
Daran änderte auch die jüngst abgegebene Masterarbeit der Lehramtsstudentin nichts. „Die ließ sich gut von zu Hause aus schreiben, das ging von der Belastung“, so Krause, die sich an der Bergischen Universität Wuppertal in den Fächern Mathematik, Deutsch und Sport auf die Lehre an Grundschulen spezialisierte. Nun setzt sie noch einen Master in Germanistik obendrauf. Und das neben sieben Einheiten in der Woche plus einem Nebenjob in der Schule sowie Leichtathletik-Training für Kinder.
Leistungssport, Studium und Nebenjob
Finanziell ist Krause nämlich – neben der Unterstützung durch den TV Leichlingen – auf sich selbst angewiesen. Bislang ist sie kein Mitglied der Nationalmannschaft, die Kadernorm verpasste sie im vergangenen Jahr noch. Fördergeld, beispielsweise durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe, gibt es dann nicht. So langsam müsse sie sich nach Sponsoren umgucken. Physiotherapie, Trainingsutensilien, das läppere sich. Allein ein Speer – ohne den geht es als Werferin schließlich nicht – koste zwischen 700 und 1500 Euro. Und mit nur einem Wurfgerät sei es nicht getan.
Sogar der Bundestrainer hatte sie auf dem Schirm. „Die sehen Potenzial“, erzählte Krause vor ihrem Unfall. Man habe vorgeschlagen, sie in den Testpool der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada) aufzunehmen. Für den Fall, dass sie sogar die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris geschafft hätte. Dann sei die Kontrolle durch die Nada Voraussetzung.
Olympia, das sagte Krause schon vor der Verletzung, sei aber genauso wie die Teilnahme an Weltmeisterschaften eher ein langfristiger Traum. Die Spiele in Los Angeles 2028 seien nicht utopisch, sagte Krause. Bis dahin hat sie nun noch vier Jahre Zeit.