Wer die Leichlinger Wälder und Felder in Jagdreviere einteilt und wie sich Jäger um ihre Pachten kümmern.
LeichlingenWer die Jagdreviere vergibt, wie sich Jäger um sie kümmern
In Leichlingen besitzen aktuell 132 Menschen einen Jagdschein. In Burscheid sind es 81. Wer in Leichlingen oder Burscheid wohnt und jagen möchte, muss seinen Jagdschein in Bergisch Gladbach beantragen. Im gesamten Kreisgebiet wohnen 1598 Jagdberechtigte. Und die Zahl steigt deutschlandweit an. Im Jagdjahr 2021/22, es wird vom 1. April bis 31. März gerechnet, gab es laut Deutschem Jagdverband 407.370 Jagdscheininhaber, so viele wie noch nie. Doch wie kümmert sich ein Jäger um sein eigenes Revier und wer vergibt sie für Leichlingen?
Das Jagdgebiet Leichlingen ist ungefähr 2500 Hektar groß und in sieben Reviere und vier „Angliederungen“ aufgeteilt. Wer Land besitzt, ist automatisch Teil der Jagdgenossenschaft. Sie verpachtet die Reviere an die Jäger.
So verwaltet die Jagdgenossenschaft die Reviere
Grundbesitzer mit Land einer gewissen Größe können selbst entscheiden, an wen sie verpachten, das betrifft die Angliederungen Nesselrath und Roderbirken. Zudem kauft der Landesbetrieb Wald und Holz immer mehr Wälder in Leichlingen auf. 2019 ist daraus eine zusammenhängende Fläche von 278 Hektar entstanden, die seither die NRW-Forstbehörde unter dem Namen „Wollberg“ verpachtet. Auch die kleinere Angliederung „Sengbach“ liegt in ihrer Hand.
Die Jagdgenossenschaft Leichlingen hat die rund 300 kleineren Grundstücke ihrer Mitglieder in sieben Jagdreviere eingeteilt, denn ihre Grenzen entsprechen meist nicht denen einer sinnvollen Bejagung. Vier Reviere liegen rund um die Leichlinger Innenstadt, drei in Witzhelden.
Ein Jäger zahlt 13 Euro pro Hektar an die Genossenschaft, so hat sie es festgeschrieben, also 1500 bis 5000 Euro pro Jahr je nach Revier. Das Geld wird dann an die Grundbesitzer ausgeschüttet, 27.000 Euro erhalten die rund 300 Mitglieder der Jagdgenossenschaft insgesamt. Vor allem zählen die Landwirte zu ihnen.
Die Jagdgenossenschaft Leichlingen hat seit 2022 einen neuen Vorsteher. Helmut Joest übte das Amt 30 Jahre lang aus und wurde von der Genossenschaft bei der Generalversammlung am 28. März mit dem Ehrenvorsitz geehrt. Auf ihn folgt sein Neffe Reiner Blasberg. Er arbeitet zwar in der IT, ist dennoch Leichlinger Grundstückseigentümer. Blasbergs Vater ist Landwirt in Grünscheid.
Das machen die Jäger in den Revieren
In den Revieren kontrollieren die Jäger nicht nur den Wildbestand durch Abschuss, ihre Aufgaben sind vielfältiger. Statt zum Gewehr müssen sie manchmal auch zur Hacke und Harke greifen. Denn wenn Wild Schäden verursacht, stellen Jäger die Grasnarbe wieder her und zahlen meist eine Entschädigung. Sie überwachen auch den Bestand der Tiere in der Natur, etwa durch Kameras.
Und Mitte April bis Mitte Juli retten Jäger sogar Rehkitze. Dann ist Hauptsetzzeit der Tiere – aber gleichzeitig mähen die Landwirte ihre Wiesen ab. Damit die Tiere vorher die Felder verlassen, suchen die Jäger sie mit Drohnen ab oder vertreiben die Kitze mit stinkenden Substanzen.
Wieso Forstwirte, Jäger und Grundbesitzer eng zusammenarbeiten
Die Generalversammlung besuchten auch Jäger und Forstwirte, die eng mit den Grundbesitzern zusammenarbeiten. „Die Wälder in Leichlingen sind von der Trockenheit und dem Borkenkäfer betroffen“, mahnte Gerrit Hochmuth an, „und eine Aufforstung kostet viel Geld und Zeit.“ Hochmuth wies auf die „Bechener Erklärung“ hin, die Anfang des Monats die Kreisjägerschaft bei einem Symposium in ebenjener Stadt erstellt hatte. Sie steht für das Zusammenspiel von Wald und Wild.
Zum Beispiel können sich Jäger bestimmte Tiere zu Nutzen machen, anstatt sie abzuschießen: Ein territorialer Plätzbock in der Nähe von bestellten Feldern hält nämlich andere fegende Böcke von der Kulturfläche fern. Weil Jäger, die ihr Revier gut kennen, es auch besser pflegen können, teilt die Jagdgenossenschaft Leichlingen ihre Reviere langfristig konstant ein und vergibt Pachten an dieselben Jäger.