Leichlinger Aktion für die UkraineMassenhaft Spenden kommen im „Globolus“ zusammen
Leichlingen – Brigitte Stenzel kommt zeitweise nicht mal mehr zum Durchatmen. Sie steht ja nicht nur einfach so an der Eingangstür des „Globulus“. Sie steht dort unter Strom. Ein paar Tage ist es her, da hatte das Team des Leichlinger Sozialkaufhauses, zum dem eben auch sie gehört, die Menschen aufgerufen, an diesem Donnerstag zwischen 10 und 17 Uhr doch vorbeizukommen und Sachspenden für die vielen Hilfsbedürftigen und vom Krieg in der Ukraine Betroffenen vorbeizubringen.
Heute ist es soweit. Und, wie gesagt: Brigitte Stenzel steht unter Strom. Denn jeder Spender und jede Spenderin muss an ihr vorbei, damit in all dem herrlichen, wenn man so will, Hilfstohuwabohu Ordnung gehalten wird.
Es hört gar nicht mehr auf
Pausenlos kommen die Menschen zu ihr an den als Balustrade und Theke zwischen Draußen und Drinnen aufgebauten Tisch und übergeben das, was sie dabei haben: Windeln, Babynahrung, Duschgel, Zahnpasta, Zahnbürsten, Konservendosen mit Essen, Müsliriegel, Taschenlampen, Batterien. „Es hört gar nicht mehr auf“, sagt sie – und lächelt.
Ja: Bei aller Mühe, die Brigitte Stenzel dabei hat, alles ins Ladeninnere hinter sich zu wuchten, wo ein Dutzend Helferinnen und Helfer die Sachen sortieren zum Weitertransport gen Ukraine, lächelt sie. Denn: „Die Hilfsbereitschaft der Leute ist einfach beeindruckend!“ Und macht Freude. Und steckt an.
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Beinahe zuviel des Guten
Und ist manchmal sogar beinahe zuviel des Guten: Eine ältere Dame gibt eine Tüte mit medizinischem Gerät, darunter ein Katheter, ab. Das ist dann doch zuviel des Guten. Brigitte Stenzel lehnt ab. Und als Christa Dietrichs mit einem Kleinbus vorfährt und Schlafsäcke und Isomatten aus dessen Innerem wuchtet, wird sie zum Hintereingang geschickt. Der kleine Tisch würde sonst zusammenbrechen. Und es kommen ja schon die nächsten, die spenden wollen. Beziehungsweise: Es hört gar nicht mehr auf.
Als Uschi Kummer ihre Tüten abgibt, weiß sie zu berichten: „In den Supermärkten und Drogerien in der Stadt werden die Hygieneartikel langsam knapp.“ Sie sei eben einkaufen gewesen und habe sich immer weiter leerende Regale gesehen. Passenderweise – oder besser: nicht von ungefähr – werden im „Globulus“ die Türme aus Kartons und Kisten zur gleichen Zeit immer höher.
Fahrt zur Sammelstelle
Sergej Ungefug ist derjenige, der dann alles, was schon zusammengekommen ist, in seinen bereitstehenden Van packt. Mit dem fährt er nach Ratingen, wo bei der dortigen griechisch-katholischen Gemeinde mehrere Lkw warten. Auf die wird alles umgeladen. Und dann treten die großen Gefährte die Reise nach Polen und bis an die ukrainische Grenze an. Fünfmal wird Sergej Ungefug am Ende zwischen Leichlingen und Ratingen hin- und hergefahren und dazu von weiteren, spontan hinzugekommenen Fahrerinnen und Fahrern mit deren Fahrzeugen begleitet worden sein. Die gelb-blaue Flagge der Ukraine liegt dabei die ganze Zeit sichtbar über seinem Beifahrersitz. Er tue das gerne für die Menschen in der Ukraine, sagt Sergej Ungefug. „Ich bin ja selbst in Russland geboren und in der Ukraine aufgewachsen, ehe ich in den 90er Jahren nach Leichlingen kam.“
Verwandte im Krisengebiet
Seine Tochter hatte den Aufruf am Wochenende gemeinsam mit dem „Globulus“-Team gestartet. Die Ungefugs haben zahlreiche Verwandte und Bekannte im Kriegsgebiet. „Und ich will demnächst am liebsten selbst einmal hin und helfen“, sagt Sergej. „Ich habe einen eigenen Betrieb und mehrere dieser Kleinlaster. Das würde also passen.“
Überwältigt von der Anteilnahme der Menschen aus Leichlingen und Umgebung ist nicht zuletzt Michael Altmeyer-Lange, der als Chef der Awo Leichlingen das „Globolus“ quasi leitet und der an diesem Tag mit anpackt und auspackt und umpackt und verpackt. „Das übertrifft alle Erwartungen“, sagt er und erzählt von einer Reihe aus Menschen, die am Morgen, zur Eröffnung des Ladens, „die ganze Straße runter gestanden hat“ und die den ganzen Tag über bis zum Abend zu keinem Zeitpunkt abreißen soll.
Kein Warenlager
Ein Warenlager gibt es im „Globulus“ nicht. „Dabei hätten wir das heute gut gebrauchen können“, sagt er und lacht. Sei’s drum: Irgendwie kann überall im und um den Verkaufsraum immer noch ein Paket zwischen fünf andere Pakete gequetscht werden, ehe es an den Transport geht. Man könnte auch sagen: Platz ist das kleinste Problem an einem vollgepackten Tag wie diesem. Allein die Herzen aller Beteiligten bieten genug davon.