Leichlinger Bürger-GartenKohl und Radieschen im Schatten des Rathauses
Leichlingen – Neben dem Rathaus sollen Kopfsalat und Kohlrabi, Radieschen, Rucola und Petersilie wachsen. Obstbäume, Beerensträucher und Gemüsebeete können abgeerntet werden, wenn zwischen dem Ärztehaus am Büscherhof und dem Hochhaus der Siedlung Cremers Weiden ein Garten erblüht ist. Auf der Wiese am Wilhelm-Gödderts-Weg können Bürgerinnen und Bürger zu Hobbygärtnern werden, Kräuter, Erdbeeren und Spitzkohl züchten, wenn der Rasen in ein Revier fürs „Urban Gardening“ verwandelt worden ist.
Fast 1000 Quadratmeter
Auf dem städtischen Grundstück soll ein 950 Quadratmeter großer Bürgergarten entstehen. Am Donnerstag stellte die Stadtverwaltung das Projekt vor, das zur Kampagne „Wir sind Blütenstadt“ gehört und aus dem Pool eines Ideenwettbewerbs zur Innenstadtgestaltung gehört.
„Das wird richtig schön“, freut sich Bürgermeister Frank Steffes auch auf die optische Verschönerung der Ecke, die einst als Erweiterungsfläche für den Rathaus-Parkplatz ins Auge gefasst worden war. Dass auf der Wiese unter der großen Esche nun bald Stangenbohnen, Apfelbäume und Johannisbeeren stehen sollen statt Autos, hat zwar auch damit zu tun, dass sich eine Pkw-Zufahrt dort nicht verwirklichen ließ. Aber es ist auch ein Paradigmenwechsel in der Stadtplanung, die andere Akzente setzt, die Attraktivität der Innenstadt stärken, Biodiversität und Klimaschutz fördern und das Image der „Blütenstadt“ wieder aufpoliere will.
Hobbygärtner können sich bei der Stadt melden
Mitstreiter werden gesucht: Ab sofort kann man sich per E-Mail (bluetenstadt@leichlingen.de) für die Gartengruppe melden. Der Bauhof wird auf dem Rasen ein Gartenhaus und sechs Hochbeete bauen, eine Wasseranschluss legen, eine Regentonne anschließen und die ersten Bäume und Sträucher pflanzen. Die Verantwortung für den Bürgergarten soll danach allmählich an die Ehrenamtler übergehen, die sich als Gruppe organisieren und die Arbeiten einteilen muss.
Wassersäcke für Straßenbäume
Die FDP hat beantragt, dass zur Bewässerung der städtischen Bäume Tropfsäcke angeschafft werden. Dabei handelt es sich um Plastikmanschetten, die am Boden um den Stamm gebunden werden und kontinuierlich Wasser abgeben. Die Tropfsäcke, schlägt Ratsherr Lothar Esser vor, sollen vom Bauhof eingesetzt und in Einzelfällen auch privaten Baumpaten leihweise zur Verfügung gestellt werden, damit sie sich ums Gießen von Straßenbäumen kümmern.
Die Methode der Tröpfchenbewässerung mit Wasserreservoirs gilt laut Esser als ökonomisch und ökologisch „äußerst effektiv“. Das Befüllen sei in wenigen Minuten möglich, die Abgabe erfolge in acht bis zehn Stunden direkt in den Wurzelbereich. Eingesetzt würden die Säcke erfolgreich zum Beispiel in Langenfeld und Wuppertal.
Andreas Pöppel, der Leiter des Leichlinger Bauhofs hält allerdings nicht viel von der Idee, wie er auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte. Die Wannen seien allenfalls in den ersten Jahren bei jungen Bäumen sinnvoll. Ein 60 Liter fassender Sack reiche nicht aus, um den Wasserbedarf eines Baumes von 150 bis 200 Litern pro Woche zu decken. Besser sei das Bewässern mit den an Leichlinger Bäumen angelegten Gießrändern, die eine gleichmäßige Durchfeuchtung des ganzen Wurzelballens ermöglichten. (hgb)
„Das Ziel ist, dass alles, was gepflanzt wird, auch geerntet werden kann“, sagt Bauhofleiter Andreas Pöppel zur Planung. Oliver Heidelberg aus seinem Team ist ein exzellenter Experte für Biogärtnern und altes bergisches Saatgut. Er wird ab Oktober einen Einführungs-Workshop über Pflanzenkunde und Naturgärtnern mit Tipps und Tricks zu Aufzucht und Pflege leiten und ist der Ansprechpartner für den „Blütenstadt-Garten“. Er möchte gerne in Vergessenheit geratene traditionelle heimische Sorten pflegen, den Leuten Mangold, Spitzkohl und Melde schmackhaft machen.
Rund 13 000 Euro ist der Stadt das grüne Projekt wert. Es wird im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes zu 60 Prozent vom Land bezuschusst.
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Angst vor Vandalismus hat die Verwaltung nicht, eher vor Hundehaufen. Man könne zwar nie ausschließen, dass sich jemand daneben benimmt. „Aber wir wollen keinen zwei Meter hohen Stabgitterzaun um die Anlage ziehen“, sagt der Bürgermeister. Von den Balkonen des Hochhauses schauen die Nachbarn künftig direkt in den Garten. Und man hofft, dass sie ein wenig Acht auf die Oase geben.