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Leichlinger GeschäfteWenn der Händler zu den Kunden kommt

Lesezeit 3 Minuten

Monika Jellwitzki und Kathrin Weber von der Kinderkiste übergeben bestellte Waren am Brunnen vor ihrem Geschäft.

  1. Modeberatung - das geht auch per WhatsApp Videoanruf.
  2. Bücher liefert die Händlerin den Kunden ins Haus.
  3. So wollen Händler am Ort Amazon & Co. in Zeiten von Corona Paroli bieten.

Leichlingen – Ist der Kleiderschrank einmal ausgemistet und der Keller aufgeräumt, beginnt so mancher im Internet nach neuem Füll- und Unterhaltungsmaterial zu stöbern. Jetzt hat man ja die Zeit und kann sich das Angebot in Ruhe anschauen. Doch wirklich befriedigend ist das Erlebnis dann oft nicht, fragt man sich doch gerade bei Kleidung ständig, wie sich der Stoff anfühlt und ob die angegebene Größe auch wirklich reicht.

Alexandra Schumacher von der Boutique Herz-Dame weiß, dass so manche Kundin nicht nur der Ware, sondern auch der Beratung wegen zu ihr kommt. Seit einem Jahr hilft sie in ihrer Modeboutique „gestandenen Frauen“ dabei, mit guter Ware das Beste aus ihrem Typ zu machen. Diesen Beratungsservice will Schumacher auch in Zeiten einer Pandemie nicht einschränken. Die Fachfrau kenne gerade bei ihren Stammkundinnen schließlich Figur und Geschmack bereits sehr gut.

Eine Service-Übersicht im Netz

Immer mehr Geschäfte finden kreative Lösungen, um ihr Angebot trotz verfügter Schließung aufrechtzuerhalten. Eine aktuelle Übersicht des neuen Angebots hat der Wirtschaftsförderungsverein Leichlingen auf seiner Internet-Seite zusammengestellt.

www.einkaufen-in-leichlingen.de

Per WhatsApp Videoanruf lassen sich auf Nachfrage die meisten die Ware zeigen. Werden sie fündig, fertigt Schumacher ein Päckchen inklusive eines Überraschungsteils an. „Wenn es ihnen gefällt, können sie es behalten. Sonst geht das mit den zurückgeschickten Artikeln wieder vor die Haustüre.“

Persönliche Lieferung

Auch die Buchhandlung Gilljohann hat sich vorübergehend umstellen müssen, da sie nicht regulär geöffnet bleiben darf. „Wenn die Kunden nicht zu uns kommen können, kommen wir eben zu ihnen“, so die Inhaberin. Per Mail oder Anruf können Bestellungen durchgegeben werden, die Lisa Gilljohann am nächsten Tag persönlich vorbei bringe. „Die meisten wissen genau, was sie wollen und geben mir den Titel mit Autor oder die ISBN-Nummer durch.“

Lisa Gilljohann fährt ihre Bücher persönlich zu den Kunden.

Einen solchen Service bietet am Ort auch die Buchhandlung Langen an, die schon seit Jahren online, per Mail, Telefon und WhatsApp Bestellungen entgegennimmt und liefert. „Unsere Kunden wissen, was sie wollen. Aber hin und wieder freuen sich die Menschen auch einfach, wieder eine vertraute Stimme zu hören“, weiß Buchhändlerin Heike Richartz.

Für die Kleinen und Großen, denen das stille Herumsitzen bereits zu viel wird, hat die Kinderkiste ebenfalls notgedrungen einen Lieferservice installiert. Die Inhaberinnen Monika Jellwitzki und Kathrin Weber hat die Zwangsschließung „direkt zwischen die Augen getroffen.“ Kaum hatten sie sich nach der Spielemesse mit neuen Artikeln eingedeckt, um fürs Ostergeschäft gewappnet zu sein, kam Corona und änderte alles. Die Kosten bekämen sie kaum gedeckt und Nachbestellungen seien derzeit durch die Lieferanten nicht möglich. Doch hätte ihr Angebot alles, was man in diesen Zeiten brauche, um auf andere Gedanken zu kommen, bestätigte Jellwitzki.

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„Spiele für die Kleinen sind besonders beliebt, aber auch Spiele für zwei Personen werden häufig gewünscht.“ Gerade dass nun auch wieder Erwachsene oder Familien Zeit fürs gemeinsame Spielen fänden, freue sie. Auf ihrer Facebook-Seite kann man einen digitalen Rundgang durch den ganzen Laden machen und auch einzelne Spielempfehlungen finden, doch leiten sie alle Infos und Preise auf Nachfrage auch gerne weiter: „Wir empfehlen und beraten auch supergerne am Telefon oder per WhatsApp. Das unterscheidet uns schließlich auch von Amazon.“

Während der Einzelhandel offenkundig unter Profiteinbrüchen leidet und teils um die eigene Existenz bangen muss, finden viele Hoffnung und Übergangslösungen: „Es ist superwichtig, dass wir nach vorne schauen. Es wird auch eine Zeit nach Corona geben“, betont Schumacher. Derzeit scheinen jedoch alle Gilljohanns Einstellung in einem Punkt zu teilen: „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Beträge lohnen bei weitem nicht, um die Kosten zu decken. Aber dafür mache ich es nicht. Ich mache es für den Kundenservice.“