Leichlinger StraßengalerieEin Schaufensterbummel, der inspiriert
Leichlingen – 23 Kreative und 25 Fachgeschäfte – das zeichnet die 33. Leichlinger Straßengalerie als Auftakt des Kultursommers der Stadtverwaltung Leichlingen aus. Auch in diesem Jahr werden diverse Kunstwerke wie Gemälde, Fotografien und Skulpturen in den Schaufenstern im Leichlinger Zentrum für mehrere Wochen ausgestellt und können so beim Bummeln durch die Stadt bestaunt werden. Die meisten teilnehmenden Geschäfte befinden sich entlang der Brücken- und Marktstraße. Nur wer bereits an der jurierten Jahresausstellung teilgenommen hat, darf hier ausstellen. So wird die Qualität gesichert.
„Wir wollen die Kunst ganz nah bringen, ganz persönlich werden lassen“, sagte Bürgermeister Frank Steffes zur Eröffnung. Knapp 50 Personen waren mit kleinem Sekt und O-Saft in einer Geschenktüte statt Ausschank dabei, musikalisch begleitet von „Dad’s Army“.
Zu den sieben Kunstschaffenden, die zum ersten Mal an der Leichlinger Straßengalerie teilnehmen, zählt Cara Wilmanns. Die Frauen auf ihren Ölgemälden bei „Mode Bach“ wirken so realistisch, dass sie nahezu lebendig zu werden scheinen. Sie sind in Gedanken versunken oder strahlen den Betrachter breit lachend an. Dabei sitzt jeder Pinselstrich, jede Schattierung oder Spiegelung in der Sonnenbrille. So malen zu können, erfordere viel Übung, gesteht die 20-jährige Künstlerin aus der Wipperaue.
Das meiste habe sie sich selbst beigebracht. Dabei habe ihr das Internet mit Plattformen wie Youtube sehr weitergeholfen und viele künstlerische Tricks verraten. Ihre Modelle fand Wilmanns hingegen auf die klassische Weise im Freundes- und Verwandtenkreis.
Auch Joe Azzopardi stellt in diesem Jahr erstmalig auf der Leichlinger Straßengalerie drei seiner Schwarz-Weiß-Fotografien im „Unverpacktladen“ aus. Wer die jurierte Jahresausstellung regelmäßig besucht, dürfte ein paar seiner Kunstwerke jedoch schon zweimal im Bürgerhaus gesehen haben. Doch auch im Ausland konnte Azzopardi sich – beispielsweise in Australien oder den Niederlanden – schon bewähren. Denn was ihn interessiert, ist universell: Formen und Körper.
Weltberühmte Architektur
Gerade die Architektur habe hier viel zu bieten, betonte der Fotograf. Daher sei sein zentrales Bild auch eine Aufnahme des Dachs des berühmten Marina Bay Sands Hotel in Singapur. Jeder kenne die drei Hochhäuser, deren Dächer mit einer Art Boot als Dach verbunden sind als Außenaufnahme. Der Blick von Innen hinauf hingegen ist das Ungewöhnliche, das durch den Lichteinfall zugleich hart und weich die strengen Linien der Architektur konterkariert. Eine kleine Gruppe von Passanten näherte sich bei der Eröffnung beeindruckt den Fotografien Azzopardis.
Kurz zuvor noch standen sie vor der Goldschmiede Hager + Kirchner. Der scheinbar aus Teelichterdosen gefertigte silberne Vorhang über den hochwertigen Ringen und Ketten des Schmuckgeschäfts wirkt erst bei längerer Betrachtung als gewitzter ökokritischer Kommentar, der das Material selbstironisch verwendet. Viel mehr jedoch passt das Kunstwerk ästhetisch zum Gesamtkonzept des Schaufensters und zeigt, dass auch Monika Stratmanns kunsthandwerkliches Geschick nicht zu unterschätzen ist.
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Auch Irmgard Kaduks Plastiken in der Buchhandlung Pavlik mögen vom Motiv her simpel wirken, erzählen durch ihre Materialien und Fertigung jedoch in sich kleine Geschichten. Dies wird besonders an der Keramik auf Eisenstele deutlich, die den Titel „Oh, wie schön ist Diepental“ trägt und ein gekrümmt ruderndes Paar in blauweißer Freizeitkleidung zeigt.
Dass gleich zwischen ihren Paddeln Bücher wie „Hier beißen die Fische nicht“ oder „Der Schiffskoch“ im Schaufenster ausgestellt werden, macht nur noch einmal mehr deutlich, dass auch die Inszenierung in den Schaufenstern den besonderen Reiz dieser Straßengalerie ausmacht.