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Polizei sichert Montags-Demo in Leichlingen„Spaziergänger“ bekommen Gegenwind

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Vorbeimarsch der Montags-„Spaziergänger" an den Gegendemonstranten auf der Brückenstraße.

Leichlingen – Nicht alleine gelassen wurden in dieser Woche die „Montags-Spaziergänger“ bei ihrem Protestmarsch gegen die Corona-Schutzverordnungen in Leichlingen. Entlang der Brückenstraße hatte sich erstmals ein Empfangskomitee der Europa-Partei Volt aufgestellt. Die etwa 15 Gegendemonstranten, die ihre Aktion angemeldet hatten und Mund- und Nasenschutz trugen, warben auf Plakaten für das Impfen und für Solidarität bei der Bekämpfung der Pandemie.

Auch auf dem Brückerfeld hatten sich ein Dutzend Personen aus Protest gegen Impfgegner wieder zu einer Mahnwache versammelt. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Die Polizei war mit Streifen präsent und überwachte die Situation in der Innenstadt am Abend mit Kontrollfahrten.

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Mahnwache auf dem Marktplatz für die 36 mit dem Virus verstorbenen Leichlinger.

Um 18 Uhr trafen sich die Teilnehmer am Rathaus mit Lichterketten und Kindern wie gewohnt zu der vor allem über den Telegram-Messenger-Dienst verabredeten und nicht angemeldeten Demonstration. Gegen den Verstoß gegen die Maskenpflicht schritten Ordnungsamt und Polizei nicht ein. Statt der zuletzt mehr als 70 waren in dieser Woche um die 50 „Spaziergänger“ dabei, die ohne Parolen oder Transparente im Pulk geisterhaft durch die Stadt wanderten.

Volt wirbt für das Impfen

An der Wupperbrücke hatte sich die Volt-Gruppe mit umgehängten Plakaten postiert, um dem Treiben die Überzeugung entgegen zu setzen, dass Impfen unverzichtbar sei, um die Einschränkungen durch die Pandemie zu beenden, sagte Eric Bischof von der Leichlinger Ortsgruppe. Sie hatte für ihre Aktion im Vorfeld nicht öffentlich geworben, auch aus Sorge vor Auseinandersetzungen. Man habe „ganz bewusst nicht zu einer Demo aufgerufen, weil es ausschließlich darum ging, ein Zeichen fürs Impfen zu setzen und den Spaziergängern zu zeigen, dass es auch andere Meinungen dazu gibt, die respektiert werden müssen“, sagte Bischof.

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Nicht alle „Spaziergänger“ seien Rechtsradikale oder Verschwörungstheoretiker, betonten die Volt-Vertreter – unter denen auch die bergischen Landtagswahl-Kandidaten Simon Pugnaghi, Markus Blümke und Markus Monkowsky sowie ihr NRW-Spitzenkandidat Christopher Gudacker aus Köln waren. Aber wer sich den Montags-Demos anschließe, müsse wissen, dass er mit Rechtsextremen, AfD-Aktivisten und Corona-Leugnern mitlaufe und Impfskeptiker von ihnen instrumentalisiert würden.

„Wir wollten nicht länger tatenlos zusehen“, sagte Simon Pugnaghi. „Es ist wichtig, jetzt Brücken zu schlagen und alle Menschen mitzunehmen“, warb Gudacker für einen konstruktiven Austausch: „Gleichzeitig zeigen wir klare Kante gegen alle, die unsere Demokratie angreifen.“

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Die Volt-Delegation erwartete die Montags-Demonstranten an der Marly-Wupperbrücke mit Plakaten.

Konfrontationen zwischen den beiden Gruppen, die sich an der Marly-Brücke unter den Augen zweier Polizisten begegneten, gab es nicht. Auf Pressefotografen reagierte ein Demonstrant verbal aggressiv. Mit einer Frau, die anhielt, kam es zu einem kurzen Gespräch über den Sinn von Impfungen und Impfpflicht, bei der die konträren Meinungen ausgetauscht wurden. Aber der Zug zog schweigend an der Menschenkette vorbei weiter durch die Brückenstraße.

Vor dem Marktplatz bog der Tross ab über die Funchalbrücke und vermied somit das Zusammentreffen mit der Initiative der „Leichlinger Erklärung“, die sich dort aufgestellt und auf dem Boden 36 Kerzen entzündet hatte – für die bislang 36 mit Covid-19 verstorbenen Personen aus Leichlingen.