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PolizeiWie junge Straftäter in Rhein-Berg die „Kurve kriegen“ können, bevor es zu spät ist

Lesezeit 3 Minuten
Das Team "Kurve kriegen" im Rheinisch-Bergischen Kreis: Tizio Fata, Timo König, Stefan Lurz, Lea Dörwaldt stehen mit Plakate auf Bahngleisen.

Zum Team von „Kurve kriegen“ im Rheinisch-Bergischen Kreis gehören (von links) Tizio Fata, Timo König, Stefan Lurz und Lea Dörwaldt.

Nach einem Jahr zieht die Polizei Rhein-Berg eine positive Bilanz des Präventionsprojektes, an dem zehn junge Straftäter teilnehmen.

Der Start scheint gelungen: Nach einem Jahr Teilnahme an der NRW-Initiative „Kurve kriegen“ zieht die Polizei im Rheinisch-Bergischen Kreis ein positives Fazit ihrer Bemühungen, jugendliche Straftäter vor dem weiteren Abgleiten in die Kriminalität zu bewahren. Jetzt sollen Prominente gewonnen werden, um das Präventionsprojekt bekannter zu machen.

Unter dem Motto „Frühe Hilfe statt späte Härte“ arbeiten pädagogische Fachkräfte und erfahrene Kriminalbeamte bei der Aktion gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 15 Jahren daran, sie vor der schiefen Bahn zu schützen. Denn wer schon in jungen Jahren durch Straftaten auffällt, ist nach Erfahrung der Expertengruppe in Gefahr, sich zum Intensivtäter mit einem hohen Gewaltpotential zu entwickeln.

Die NRW-Initiative nennt als Zielgruppe Kinder und Jugendliche, die mit mindestens einer Gewalttat oder drei Eigentumsdelikten polizeilich in Erscheinung getreten sind und deren Lebensumstände derart risikobelastet sind, dass ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht.

Kriminalhauptkommissar Stefan Lurz und Pädagogin Lea Dörwaldt.

Kriminalhauptkommissar Stefan Lurz und Pädagogin Lea Dörwaldt.

Das Team „Kurve kriegen“ im Rheinisch-Bergischen Kreis besteht aus den beiden polizeilichen Ansprechpartnern Stefan Lurz und Tizio Fata sowie den beiden pädagogischen Fachkräften Lea Dörwaldt und Timo König. Mittlerweile gibt es kreisweit zehn Kinder und Jugendliche, die in dem Programm betreut werden. „Es kommt sehr gut bei unseren Teilnehmenden an“, freut sich Lea Dörwaldt von der Diakonie Michaelshoven.

Weniger bis gar keine Straftaten mehr

Den Erfolg können die Fachleute am Verhalten der Zielgruppe messen. Allerdings sinken die Vorfälle nicht bei allen direkt auf Null. „Die Teilnehmer haben nach einem Jahr weniger bis gar keine Straftaten mehr begangen. Wenn sie dann tatsächlich mal eine Straftat begehen, werden die Pädagogen sofort damit konfrontiert und können auf sie eingehen. Und die sind manchmal ganz verwundert, woher die Pädagogen das schon wieder wissen. Von daher ist die Initiative eine tolle Prävention, um Jugendkriminalität zu verhindern“, resümiert Stefan Lurz. „Dennoch ist es eine Auf- und Abwärtsbewertung, denn wir als Pädagogen können auch nicht zaubern“, schränkt Dörwaldt überzogene Erwartungen ein.

Wir als Pädagogen können auch nicht zaubern
Lea Dörwaldt

Die pädagogischen Kollegen sitzen am gleichen Standort wie die beiden Kriminalbeamten. „Das macht die Kommunikation sehr transparent“, so Stefan Lurz: „Wir arbeiten Hand in Hand und eng vertraut zusammen.“ Das Ziel: Individuelle Ressourcen und Fähigkeiten fördern, um Verhaltensänderungen bei den jungen Menschen zu bewirken.

Wie läuft die Kontaktaufnahme ab? Zunächst erfolgt ein ausführliches Screening bei potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmern hinsichtlich Straftaten und Risikofaktoren. Liegen die Voraussetzungen für eine Aufnahme in das Programm vor, nimmt zunächst die Polizei Kontakt mit den Erziehungsberechtigten auf und stellt die Initiative vor. Stimmen diese zu, werden die Daten an die Pädagogen weitergegeben. Es kommt dann zu einem gemeinsamen Treffen, bei dem sich die Pädagogen auch ein Bild von der Gesamtsituation in den Familien verschaffen können.

Prominente sollen sich in den Dienst der Sache stellen

Auch die Kinder und Jugendlichen müssen der Mitarbeit zustimmen. Dann beginnt die eigentliche Arbeit, wird in vertraulichen Gesprächen der Bedarf in den Familien analysiert und werden passende Maßnahmen abgestimmt. In unterschiedlicher Regelmäßigkeit finden Treffen statt und werden Beratungs- und Trainingsangebote von Partnern hinzugezogen. 40 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden nach erfolgreichem Durchlauf des Programms nach Angaben des 2011 entwickelten landesweiten Netzwerkes nicht mehr straffällig.

Das Team von „Kurve kriegen“ der Polizei möchte zukünftig auch Prominente, welche einen Bezug zum Rheinisch-Bergischen Kreis haben, für die Initiative gewinnen. Wer Vorschläge machen möchte, kann sich vorzugsweise per E-Mail an Kurvekriegen.BergischGladbach@polizei.nrw.de wenden.