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Sekundarschule LeichlingenHohe Messwerte: Gefährliches PCB muss raus aus Fugen und Beton

Lesezeit 4 Minuten
Ein Arbeiter im Overall mit Atemmaske saniert eine Wand.

In Schutzkleidung müssen schadstoffhaltige Bauteile in den Unterrichtsräumen entfernt werden. (Symbolbild)

Eine akute Gesundheitsgefahr besteht nicht. Aber die PCB-Belastung in der Sekundarschule ist zu hoch. Blutuntersuchungen werden angeboten.

Im August vergangenen Jahres platzte kurz vor den Ferien die Hiobsbotschaft in die Sommerpause, dass im Schulzentrum Am Hammer bei Luftmessungen erhöhte PCB-Werte festgestellt worden sind. Die inzwischen verbotenen Polychlorierten Biphenyle stecken als Weichmacher vor allem in elastischen Dichtungsmassen, mit denen beim Bau in den 70er-Jahren Fugen zwischen den Betonplatten verfüllt worden sind. Sie müssen – das steht inzwischen fest ¬ in einigen Räumen raus.

Die Sanierung beginnt im März. Über aktuelle Messwerte und den Plan zur Beseitigung der schädlichen Stoffe informierten Bau- und Gesundheitsexperten die Elternschaft am Mittwochabend bei einer Veranstaltung in der Mensa des Schulzentrums, an der rund 40 Personen auch per Videokonferenz teilnahmen.

Rückseite der Sekundarschule

In der Sekundarschule beginnt im März von außen und innen die PCB-Sanierung.

Die guten Nachrichten vorweg: Für das Gymnasium kann Entwarnung gegeben werden. Und auch für die Sekundarschule gilt: „Eine akute Gesundheitsgefährdung besteht nicht, es ist keine Gefahr im Verzug“, sagte der Arbeitsmediziner Professor Dr. Thomas Kraus von der RWTH Aachen, den die Stadtverwaltung als Sachverständigen hinzugezogen hat.

Probesanierung beginnt im März

Aber die ermittelten Schadstoffwerte sind auch nicht so, dass man gar nichts unternehmen muss. In einigen Proben aus der Sekundarschule wird der in der Medizin anerkannte Grenzwert von 3000 Nanogramm PCB pro Kubikmeter Raumluft leicht überschritten. „Das kann man nicht so lassen“, empfiehlt Kraus, „es ist notwendig, etwas zu tun, um die Belastung zu reduzieren“. Und das geschieht jetzt: „Anfang bis Mitte März“, kündigt Stephan Bergmann an, der Leiter des Amtes für Gebäudewirtschaft, beginnt die Probesanierung in zwei Räumen im Obergeschoss der Sekundarschule.

Diese Arbeiten sind technisch aufwändig und sie werden gefährlich aussehen: Die Kollegen müssen zum eigenen Schutz in Overalls und mit Atemmasken vorgehen. Die Räume werden mit Schleusen luftdicht abgetrennt. Innen steht eine Kernsanierung bis zum Rückbau auf den Rohbauzustand an. Außen wird die Fassade eingerüstet, um die Verkleidung öffnen und belastete Fugen zwischen den Fertigbeton-Mauern entfernen zu können.

Offene Fuge mit PCB-haltiger Dichtungsmasse im Schulflur.

Eine offene Fuge mit PCB-haltiger Dichtungsmasse im Schulflur.

Wie lange das dauert und welchen Erfolg das Unternehmen hat, müssen begleitende Messungen ergeben. Die Fachleute hoffen, dass die Schadstoffe nicht auch in den Beton eingedrungen sind, denn der wäre nicht sanierbar. „Das Ergebnis ist nicht vorhersehbar“, sagt Diplom-Ingenieur Robert Küpper, der mit seinem Büro auf Bauschadstoffe spezialisiert ist. Aber in einer anderen Schule im Kreis sei das Verfahren erfolgreich gewesen, ist Bürgermeister Frank Steffes optimistisch. Doch auf eine besorgte Frage aus der Versammlung nach dem schlimmsten Fall antwortete er auch: „Wenn die Schule nicht sanierungsfähig ist, dann muss sie abgerissen werden.“ Im Hintergrund laufen im Rathaus für den Notfall bereits Pläne für die Aufstellung von Containern, wenn Klassen ausgelagert werden müssen.

Wenn die Schule nicht sanierungsfähig ist, dann muss sie abgerissen werden
Bürgermeister Frank Steffes zum „worst case“

Das Podium des Informationsabends war breit besetzt. Von der Verwaltung waren neben dem Bürgermeister und den beiden Leitern der Sekundarschule und des Gymnasiums, Martin Kayser und Christoph Bräunl, die beiden Fachbereichsleiter für Schulen und Bauwesen, Ingolf Bergerhoff und Mirjam Bosse, sowie drei Amtsleiter dabei. Und als gefragte Fachleute Dr. Sabine Kieth, die Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes, Professor Kraus aus Aachen und das mit der Sanierung beauftragte Ingenieurbüro Küpper.

Robert Küpper stellte die Ergebnisse der Raumluftmessungen vor. Im Gymnasium waren sie so niedrig, dass man die verdächtigen Fugen mit einem diffusionsdichten Aluminium-Klebeband versiegelt hat. Mit Erfolg: Danach lagen alle Werte unter dem kritischen Wert von 300 Nanogramm.

Blutuntersuchungen werden angeboten

In der Sekundarschule haben Messzyklen besonders im Sommer in sechs von zwölf Räumen den Grenzwert von 3000 Nanogramm überschritten. Bei Hitze werden die Weichmacher besonders leicht in die Raumluft freigesetzt. Durchzug hilft: Durch regelmäßiges Lüften wurde bereits eine deutliche Senkung nachgewiesen. Aber angesichts von Werten von zuletzt 300 bis 3000 Nanogramm – in dem Bereich wird ein Eingreifen empfohlen – müssen nun Konsequenzen gezogen werden. Für die Probesanierungen in den ersten beiden Räumen rechnet die Verwaltung zunächst mit Kosten in fünfstelliger Höhe.

Obwohl die Fachleute davon ausgehen, dass durch die Ausdünstungen niemand gesundheitliche Schäden davongetragen hat, bietet das Gesundheitsamt Schüler- und Lehrerschaft Blutuntersuchungen an, für die man sich bei der Verwaltung melden kann. Durch sie könne auch festgestellt werden, welche PCB-Belastung jemand über die Nahrung aufgenommen hat (das ist die Haupteintragsquelle) und wie viel er eingeatmet hat. „Jeder Mensch ist PCB-belastet“, erklärt Professor Kraus, „je älter man ist, desto mehr hat man im Körper.“ Die durch die Luft aufgenommenen Stoffe würden über den Stoffwechsel aber wesentlich schneller abgebaut.