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StadtzentrumÜber Leichlingens wichtigstes Bauvorhaben bricht Streit aus

Lesezeit 4 Minuten
Pässler-Häuser an der neukirchener Straße, Leichlingen, Innenstadt

Die Neubauten stehen dicht an der Neukirchener Straße.

So wie die Gebäude auf dem ehemaligen Kaufpark-Areal an der Wupper in die Höhe wachsen, steigt auch das Unbehagen über die Bebauung im Stadtzentrum.

Die CDU-Fraktion im Stadtrat hat sich mit einer ganzen Reihe von Fragen zum wichtigsten Bauvorhaben der vergangenen Jahre im Stadtzentrum an die Stadtverwaltung und Bürgermeister Frank Steffes gewandt. Die Christdemokraten berufen sich in ihrem Schreiben ausdrücklich auf Fragen von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die sie zur Baustelle an der Neukirchener Straße auf dem früheren Areal des Kaufparks und der Tankstelle in den vergangenen Monaten erreicht hätten. Sie beantragen, dass ihre Fragen in der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses beantwortet werden.

Insbesondere will die Fraktion zum Beispiel wissen, warum die Gebäudekörper „so dicht an der Neukirchener Straße stehen“ und „ob die Höhe der Gebäude so im Bebauungsplan festgelegt wurde“. Die Stadtverwaltung hat das zum Anlass genommen, alle Informationen zu dem Bauvorhaben nochmals zusammenzutragen. Der Bericht liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor.

Gebäudehöhe entspricht dem Bebauungsplan

Die Verwaltung weist zum Thema Gebäudehöhe darauf hin, dass auf dem Baugelände unmittelbar am Ufer der Wupper vor drei Jahren „aus Gründen des Hochwasserschutzes eine neue Geländehöhe festgesetzt“ wurde. „Aus dem Hochwasser von Juli 2021 resultierte eine Anhebung der Brücke um 70 cm und eine Höherlegung des Erdgeschossfußbodens des Rathausvorplatzes und des Marktes um 25 cm“, heißt es in dem Bericht. Das habe aber keine Überschreitung der Gesamtgebäudehöhe zur Folge gehabt, wie sie im Bebauungsplan vorgesehen ist. Sie entsprächen im Gegenteil „exakt den Festlegungen des Bebauungsplans“.

Pässler-Häuser an der neukirchener Straße, Leichlingen, Innenstadt

Die Höhe der Gebäude entspricht dem Bebauungsplan.

Die Gebäudemauern direkt an der Straße ergeben sich dem Bericht der Verwaltung zufolge aus dem ehrgeizigen Nutzungskonzept im Erdgeschoss, namentlich dem politisch gewünschten großflächigen Supermarkt, dem im April 2015 in einem einstimmigen Stadtratsbeschluss alle Fraktionen zustimmten. Der künftige Edeka-Markt wird sich auf knapp 2500 Quadratmetern ausbreiten. Auch das sei „in Abwägung zum Bebauungsplan so beschlossen“ worden, so die Fachleute in der Verwaltung, die im Übrigen darauf hinweisen, dass der neue Gebäudekomplex gegenüber dem alten Kaufpark in der Gebäudeflucht deutlich von der Straße zurückweicht und auf diese Weise Raum schafft für einen neuen Rathausvorplatz von 1200 Quadratmetern Fläche.

Zur Frage der Fassadengestaltung, die die CDU-Fraktion gleichfalls aufbringt, hat es nach Angaben der Verwaltung gleich mehrere öffentliche Präsentationen gegeben. Die jetzt im Bau befindliche Gestaltung entspreche weitestgehend dem Stand der veröffentlichten Pläne, heißt es aus dem Rathaus.

Die Wahrheit ist, dass die CDU immer schon für dieses Projekt war
Matthias Ebecke, SPD-Fraktionsvorsitzender

Bei der SPD im Stadtrat kommt der Fragenkatalog der CDU allerdings gar nicht gut an. Sie wittert in den detaillierten Fragen an die Verwaltung den Versuch der Christdemokraten, sich aus der Verantwortung für die jetzt entstehenden Gebäudekörper und deren Gestaltung zu stehlen. „Die CDU hat jetzt gemerkt, dass unter den Leichlingerinnen und Leichlingern viele negative Stimmen zu diesem Bauprojekt gibt. Die Wahrheit ist aber, dass die CDU immer schon für dieses Projekt war“, betonte Matthias Ebecke, Fraktionschef der SPD im Stadtrat, im Gespräch mit dieser Zeitung, und verweist etwa auf eine Haushaltsrede des CDU-Fraktionschefs Helmut Wagner vom November 2019, in der dieser betont, dass es die CDU war, die gemeinsam mit anderen Parteien das Projekt der Bauherren Pässler und Sundermann auf die Schiene gesetzt hat. „Heute tun sie so, als ob sie damit nichts zu tun haben“, kritisierte Ebecke seine CDU-Ratskollegen.

Ebecke wies darauf hin, dass die SPD in der Debatte über die Bebauung des Kaufpark-Areals dafür gewesen sei, stattdessen einen Teil des Stadtparks für den allseits in der Stadt gewünschten großen Supermarkt herzugeben und im Wege eines Geländetausches dafür das Wupperufer an der Stelle des Kaufpark-Areals von Bebauung freizuhalten. Dieser Vorschlag fand allerdings in einer Bürgerbefragung 2015 keine Mehrheit.

„Wir kritisieren die entstehende Bebauung jetzt nicht. Es ist halt so. Was die CDU macht, ist aus meiner Sicht Täuschung und Heuchelei“, befand Ebecke im Gespräch.

Möglicherweise legt sich die Aufregung über den neuen Gebäudekomplex im Stadtzentrum aber auch, wenn die derzeit noch weitgehend im Rohbau stehenden Mauern mal verkleidet und innen ausgebaut sind. Die ersten Wohnungen in den Obergeschossen sollen bereits Anfang 2024 übergeben werden, die weiteren werden im Jahresverlauf fertig, Ende 2024 soll nach jetzigem Planungsstand der Edeka-Markt eröffnen.