AboAbonnieren

TuS Makkabi LeichlingenEin jüdischer Sportverein entsteht in der Blütenstadt

Lesezeit 3 Minuten
Screenshot der webseite Makkabi Deutschland

Screenshot der Webseite Makkabi Deutschland

In Leichlingen wurde 2023 ein neuer Sportverein gegründet.

Sportvereine, die „Makkabi“ im Namen tragen, wollen damit offen jüdisches Leben dokumentieren und deshalb haben sie zurzeit verstärkt mit Antisemitismus zu kämpfen. In Leichlingen wurde 2023 ein solcher Makkabi-Verein gegründet, sein offizieller Name: TuS Makkabi Leichlingen e.V.

Vereine unter dem Namen bekennen sich zu Israel, man kann laut den Regeln der Dachorganisation Makkabi Deutschland aber Mitglied in den Ortsvereinen werden, ohne jüdischen Glaubens zu sein, so soll es auch in Leichlingen sein.

Der Initiator, Bronislav Ryzhyk ist ein 65-jähriger Mann. Er kam vor über einem Jahr aus der Ukraine aus Saporischschja und konnte in Leichlingen unterkommen.

Erfolgreicher Sportlerin der Sowjetunion

Er selbst sei ein erfolgreicher Sportler in der Sowjetunion gewesen, sagt seine Übersetzerin Bella Buchner, eine gebürtige Kasachin, die man in Leverkusen durch ihr Engagement im Integrationsrat kennt. Sie spricht Ukrainisch, Deutsch und Russisch. Ryzhyk selbst spricht noch so wenig Deutsch, dass ein direktes Gespräch mit ihm ohne Dolmetscherin nicht möglich ist.

Viel mehr als die Gründung, die schon vom 7. März ’23 datiert, sei bisher nicht geschehen. Es liefen aber Gespräche mit der Stadt, sagt Frau Buchner, in denen es zum Beispiel um Hallenzeiten gehe. Anbieten will man mehrere Sportarten, in der Halle etwa Hockey, draußen Tennis. Die in der jüdischen Gemeinschaft aus anderen Selbstverteidigungsmethoden entwickelte Nahkampf-Sportart Krav Maga soll auch auf Ryzkyks Liste stehen. Krav Maga gilt als besonders kompromisslos im Umgang mit Angreifern. Schach als Sport könnte dagegen schon jetzt in den Räumen des Vereins Davidstern in Leverkusen gespielt werden, zu dem Ryzhyk ebenso Kontakte haben soll, wie zur Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf.

Bella Buchner sagt, der Ursprungsgedanke des Gründers sei es gewesen, etwas für Jugendliche zu tun, sie zu motivieren, Sport zu machen, statt abzuhängen.

Gewichtheber zu Sowjet-Zeiten

Ryzhyk war zu Sowjet-Zeiten Gewichtheber in einer Leichtgewicht-Klasse unter 60 Kilogramm. Er soll bedeutende Erfolge errungen haben. Zurzeit plagten ihn Rückenprobleme nach einer Operation in Opladen, sagt Frau Buchner. Dass der Sport in Deutschland bei weitem nicht so stark vom Staat organisiert sei, wie in der Ukraine oder anderen Staaten in Osteuropa, damit müsse man erstmal zurechtkommen. Als Sportler mit jüdischen Wurzeln habe Bronislaw Ryzhyk an Makkabi-Spielen teilgenommen, an denen sich ausschließlich jüdische Sportler beteiligen.

Die Dachorganisation Makkabi-Deutschland gibt an, dass die Geschichte der jüdischen Turnvereine bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht. 1898 wurde in Berlin der erste Verein gegründet, noch unter anderem Namen. 1939 verboten die Nationalsozialisten die Gruppe. Es soll zu Spitzenzeiten etwa 90 jüdische Sportvereine in Deutschland gegeben haben.

Die erste Neugründung in Deutschland nach dem Holocaust sei 1961 der TuS Maccabi Düsseldorf gewesen.