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Verkehrsprobleme in LeichlingenFortbewegung in der Stadt ist oft ein Hindernislauf

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Vor der Ampel hinüber zum Marktplatz, klagen Fußgänger, muss man zu lange auf grünes Licht warten.

Leichlingen – Wie bewegen Sie sich fort? Und viel wichtiger: Wie können Sie sich in Zukunft besser fortbewegen? Die Stadtverwaltung arbeitet gemeinsam mit zwei Planungsbüros an einem Mobilitätskonzept für Leichlingen, das allen Bürgerinnen und Bürgern eine von Hindernissen freiere und umweltfreundlichere Flexibilität ermöglichen soll. Die Menschen werden in den Prozess intensiv eingebunden. Etwa durch regelmäßige Meetings, pandemiebedingt per Videochat, wie am Mittwochabend zum wiederholten Mal.

Die Parkplätze am Rand der unteren Mittelstraße sind eigentlich viel zu schmal. Aber breiter passen sie nicht, dann müssten sie ganz weg.

Wegweisend ist die inzwischen erfolgte Haushaltsbefragung, die das Mobilitätsverhalten der Leichlinger Bevölkerung untersucht hat. Vom Rücklauf von 22 Prozent der teils digitalen Umfragebögen ist Klimaschutzmanagerin Monika Meves begeistert. Damit haben neun Prozent der Einwohnerschaft teilgenommen – ein derart repräsentatives Ergebnis erzielen nicht viele Umfragen, freut sich Meves. Die Auswertung soll Ende März abgeschlossen sein.

Detektivarbeit geleistet

Indes ist die andere partizipative Aktion „Wegedetektiv“ schon aufgearbeitet worden. Bei ihr konnten Hindernisse im Fußgänger-, Rad-, Auto- und öffentlichem Nahverkehr gemeldet werden. Als größtes Manko für Fußgänger hat sich die Ampelschaltung am Marktplatz Brückerfeld herausgestellt, deren lange Wartezeit am häufigsten kritisiert wurde. Auch fehlen Überwege in Förstchen.

Laternenpfahl mitten auf dem Gehweg in Metzholz.

Radfahrende bemängelten die „fehlende Radwegsinfrastruktur“. Autofahrende forderten häufig eine Reduzierung der Geschwindigkeiten. Im Busverkehr wird immer wieder die Forderung nach einer besseren Anbindung nach Langenfeld laut.

Die Planungsbüros Isaplan und Via haben zudem eine eigene Erhebung der momentanen Situation durchgeführt. Ihr Fazit deckt sich mit dem Feedback der Bürgerschaft. Sie betrachten die Ambivalenz der Nutzung des gesamten Straßenraums: Sollen mehr Parkplätze eingerichtet werden, damit Eltern ihre Kinder sicherer und zügiger von Schule und Kita abholen können und so Rückstaus vermieden werden? Oder soll der Raum lieber für den Radverkehr gesichert werden? Sie stehen vor schwierigen Entscheidungen, die jeweils ihre Vor- und Nachteile für Umweltschutz und Sicherheit mit sich bringen.

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Leichlingens Stärken im Öffentlichen Personen-Nahverkehr liegen demnach in den neuerdings eingesetzten Wasserstoffbussen, dem Bürgerbus und dem Bergischen E-Bike. Besonders der am 12. Dezember in Kraft tretende neue Bus-Fahrplan mit einem deutlichen Ausbau der Verbindungen nach Witzhelden sei „eine kleine ÖPNV-Revolution“, bewertet Herbert Eidam von Via-Büro die Taktverdichtung.

Allerdings seien die Hanglagen im Vergleich zum Ortskern schlechter angebunden und Haltestellen kaum barrierefrei ausgebaut.

Beim Radverkehr lobten die Experten die gute Wegweisung des 92 Kilometer langen Radfahrnetzes und die vorhandenen Nahmobilitäts-Achsen – breite Wege abseits der Straße, wie sie an Wupper und Rathaus zu finden sind. Es fehlen hingegen Schutzstreifen und zu oft wird der Bürgersteig sowohl für den Rad- als auch den Fußverkehr genutzt, das birgt Gefahren. Zudem sei die Wegeführung vielerorts unklar und das Netz lückenhaft. Ein Problem stellen Schilder und Laternenmasten dar, die nicht selten mitten auf dem Rad- oder Gehweg stehen und diesen absurderweise blockieren. Besonders in den „historischen Ortslagen“ sind die Bürgersteige häufig sehr schmal. Dort sind die Straßen für heutige Anforderungen auch nicht mehr breit genug. In der Mittelstraße etwa vermaß Svenja Gest von Isaplan die Fahrbahn und bemängelte die eingezeichneten Parkbuchten als zu schmal. Sollten diese verbreitert werden, wäre aber die Fahrgasse zu schmal.

Der Marktplatz in Witzhelden gefällt Isaplan und Via gut, weil die Fläche von verschiedenen Verkehrsteilnehmenden genutzt werde. Insgesamt sei der Straßenzustand prekär. Bürgermeister Frank Steffes kündigte an, dass die vielfach geforderte Sanierung der L 359 von Oberbüscherhof bis Flamerscheid für 2022 auf der To-do-Liste von Straßen NRW stehe. Im Herbst soll der Stadtrat über ein Gesamtkonzept zur Mobilität abstimmen. Bis dahin arbeiten Stadt, Bürgerschaft, Planungsbüros, Kreis und Verbände weiter an den Zielen.