In Manfort war auf dem Werksgelände von Dynamit Nobel ein Feuer ausgebrochen.
Dynamit NobelEntwarnung bei Großbrand in Leverkusen – alle Brandherde gelöscht
Das Feuer auf dem Gelände von Dynamit Nobel in Manfort ist gelöscht. Um kurz vor 21 Uhr ertönte die Sirene im Dauerton – das Zeichen für Entwarnung. Auch die Warnapps meldeten Entwarnung zu „Rauchwolke durch Großbrand“. Damit ist auch der letzte Brandherd auf dem Werksgelände gelöscht. Eine Stunde zuvor hatte die Feuerwehr noch mit einem verbliebenen von drei Brandherden zu kämpfen. An die dritte Stelle war die Feuerwehr nicht gut herangekommen. Auch das THW war vor Ort, um das Gebäude zu öffnen und an den Brandherd heranzukommen.
Die Feuerwehr ist weiterhin für Nachlöscharbeiten in Manfort im Einsatz. Infolge des Brandes könnten Menschen in der Umgebung immer noch etwas riechen. Gesundheitsschädliche Stoffe sind laut Stadt nicht ausgetreten, das hätten Messungen ergeben. Insgesamt waren inzwischen 412 Kräfte im Einsatz, die komplette Feuerwehr aus Leverkusen, die Werkfeuerwehren und Kräfte aus dem Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis.
Auf dem Gelände von Dynamit Nobel in Leverkusen-Manfort war am Nachmittag ein Großbrand ausgebrochen, bei dem Schadstoffe freigesetzt wurden. Auslöser waren Schweißarbeiten, hatte die Stadt Leverkusen, die einen Krisenstab eingerichtet hat, mitgeteilt. Schon am späten Nachmittag konnte die Stadt vermelden: „Nach ersten Erkenntnissen wurden keine Personen verletzt“, vermeldet die Stadt außerdem. Auch Dynamit Nobel bestätigte, dass „keine eigenen oder Mitarbeiter von Partnerfirmen verletzt wurden“.
Nachdem die anfangs weit sichtbare und in nördliche Richtung ziehende, dunkle Rauchwolke erst zurückgegangen war, hatte sich die Lage am frühen Abend allerdings offenbar noch einmal verschärft. Über Radio Leverkusen verkündete die Feuerwehr daraufhin: „Alle, die draußen sind, sollen bitte ins nächstgelegene Gebäude gehen.“ Bei dem Brand seien laut Feuerwehr wohl auch Schadstoffe freigesetzt worden. Mehrere Messfahrzeuge sind seit dem im Einsatz. Aus anderen Unternehmenskreisen hieß es gegenüber dem „Leverkusener Anzeiger“, es sei zu einer Verpuffung gekommen.
Die Stadt Leverkusen hat eine Bürgerhotline eingerichtet. Diese ist unter den Nummern 0214 - 406 33000 und 0214 - 406 33001 erreichbar.
Straßen und Autobahnabfahrt gesperrt
Der Unfall führte auch zu starken Verkehrseinschränkungen: Die Bahnstrecke im Bereich des Werks wurde gesperrt, die Regionallinien 7 und 48 fahren derzeit nicht. Beide werden über Düsseldorf umgeleitet. Der Willy-Brandt Ring ist zwischen Karl-Carstens-Ring und Carl-Duisberg-Straße gesperrt. Außerdem wird die Abfahrt Leverkusen-Zentrum der A3 in Richtung Leverkusen-Manfort gesperrt. Auch die Fähre zwischen Hitdorf und Langel hat den Betrieb eingestellt. Die Buslinie 207 wird in beiden Fahrtrichtungen über den Moosweg umgeleitet. Die Haltestellen Kalkstraße und Heidehöhe auf der Kalkstraße werden derzeit nicht angedient.
Um 18.05 warnt die Feuerwehr über Nina auch die Bewohner von Leichlingen und Burscheid. Dort ist aber nur von einer Geruchsbelästigung die Rede: „Es besteht keine Gesundheitsgefahr.“ Die Warnung ist inzwischen wieder aufgehoben.
Anlage für die Synthese von Feinchemikalien
Die Feuerwehr war um 14.47 Uhr alarmiert worden. Als sie vor Ort eintraf, stand eine Lagerhalle in Vollbrand. Nach ersten Angaben vom Unternehmen handelt es sich um einen Brand in einer Anlage für die Synthese von Feinchemikalien im Werk. Darauf hat sich Dynamit Nobel fokussiert, nachdem die Sprengstoff-Produktion auf dem bewaldeten Hügel über Schlebusch aufgegeben wurde. Bei DNES, das steht für Dynamit Nobel Explosiv und Systemtechnik, werden Vorprodukte für die Pharmaindustrie synthetisiert, die auch Spuren von Nitroglycerin enthalten können. Das gibt es unter anderem bei Herzmedikamenten.
In der Gefahrenmeldung Warnmeldung der App Nina wurden Anwohner aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. In der ganzen Stadt wurden außerdem die Sirenen aktiviert.
Warnung vor Brandgasen
Um 16.05 Uhr kam über die Warnapp eine aktualisierte Meldung mit der Warnstufe „Gefahr“ heraus, gewarnt wurde vor Brandgasen. „Eine Gesundheitsgefahr kann aktuell nicht ausgeschlossen werden“, heißt es. Dynamit Nobel meldete in einer Mitteilung von 16.30 Uhr, dass die Anlage noch immer brenne und Fenster und Türen weiter geschlossen bleiben sollten. Die Rauchentwicklung allerdings ließ zu dem Zeitpunkt sichtlich nach. Gegen 17.20 allerdings bildete sich erneut eine dunkle Rauchwolke über dem Gelände. Anwohner in Wiesdorf berichteten gegen 19.15 Uhr von Lautsprecherwagen, die vor Rußniederschlägen warnten.
Dazu die Stadt: „Durch den Brand kann es zu Rußniederschlag gekommen sein. Das KiTa-Personal im betroffenen Bereich wird darüber informiert, die Außengelände der Einrichtungen nach größeren Rußpartikeln abzusuchen und mögliche Befunde zu melden.“ Man werde auch die öffentlichen Spielplätze und Außenanlagen nach Ruß absuchen. Die Stadt empfiehlt, Obst und Gemüse mit glatten Oberflächen gründlich abzuwaschen. Dann könnten sie auch gegessen werden. Aber: „Nicht abwaschbare, angebaute Lebensmittel sollten vorsorglich nicht verzehrt werden. Befunde durch Anwohnende können der Stadt gemeldet werden.“
Als Reaktion auf die Warnung hatte die Avea am Nachmittag das Wertstoffzentrum geschlossen. Auch das Müllheizkraftwerk blieben für den Rest des Tages geschlossen, die Grünschnitt- und Schadstoffsammlung entfiel ersatzlos.
Schon im September 2020 hatte es einen schweren Sprengunfall bei Dynamit Nobel gegeben. Mitarbeiter Achim Cladders schwebte damals in Lebensgefahr, nachdem eine Flasche mit Lösungsmittel Feuer fing und seine Beine verbrannte. Auf dem weitläufigen Gelände sind seit Gründung des Werks 1871 Bunker verteilt, in denen früher Sprengstoff abgefüllt wurde. Die weiträumige Verteilung der Produktionsstätten war aus Sicherheitsgründen erforderlich. Das Unternehmen war unter dem Namen Kayser & Edelmann gegründet worden, 1884 gelangte es in die Hände des international tätigen Sprengstoffkonzerns von Alfred Nobel. 2004 wurde das Werk verkauft, zu dieser Zeit hatte es rund 300 Beschäftigte. Zunächst hieß der Eigentümer Novasep, inzwischen firmiert die DNES GmbH als Teil der Axplora-Gruppe.
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