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120 Jahre TSV BayerWas Leverkusens größtem Sportverein blüht

Lesezeit 3 Minuten
120 Jahre TSV Bayer 04. Foto: Ralf Krieger

120 Jahre TSV Bayer 04: In der „Kinderhalle“ war besonders viel los.

Der TSV wird 120 Jahre alt und feierte das mit einem Sommerfest – die Zukunft wird herausfordernd.

Dass man der Stadt Leverkusen den Stempel „Sportstadt“ aufdrückte, hat maßgeblich, wenn nicht sogar ausschließlich damit zu tun, dass am Montag vor 120 Jahren, am 1. Juli 1904, in der alten Speiseanstalt im Werk der „Turn und Spielverein der Farbenfabriken vorm. Fried. Bayer & Co.“ gegründet wurde. Die Bayer AG stattete den Verein über viele Jahre mit reichlich Geld aus, dass man bis zur heutigen Größe von 9000 Mitgliedern anwachsen konnte.

120 Jahre TSV Bayer 04. Foto: Ralf Krieger

Sommerfest zu 120 Jahre TSV Bayer 04: Überall waren Menschen auf dem Gelände.

Am Sonntag, 30. Juni 2024, richtete der Verein ein großes Sommerfest aus: Sportarten wurden vorgeführt, es gab einen Flohmarkt. Der alte TuS heißt heute TSV Bayer 04, und man scheint nicht abergläubisch zu sein: Präsident Klaus Beck schnitt in der Judohalle eine Geburtstagstorte an, streng genommen war das einen Tag zu früh.

120 Jahre TSV Bayer 04. Foto: Ralf Krieger

120 Jahre TSV Bayer 04: Präsident Klaus Beck schneidet in der Judohalle eine Torte an.

Der TSV, dem Verein, aus dem auch die Fußball GmbH hervorgegangen ist, hat eine große Geschichte, die damit verbundenen Namen kennen in Leverkusen die meisten: Ulrike Nasse-Meyfarth, Heide Ecker-Rosendahl, der norddeutsche Willi Holdorf, der erste Olympia-Sieger aus Leverkusen, um drei der berühmtesten zu nennen. Auch wenn diese ganz großen Welterfolge seit der 100-Jahr-Feier vor 20 Jahren seltener geworden sind, hat der TSV immer noch eine relativ breite Riege an Leistungssportlern.

Von denen können einige sogar von ihren Löhnen als Sportler leben, sagt Uwe Pulsfort, der sich um Kommunikation des Vereins kümmert. Es sind nicht viele, schätzt Pulsfort, eher im einstelligen Prozentbereich. Keine Sport-Millionäre, aber es könnten zum Beispiel einige Giants-Basketballer ihr Studium durch den Sport finanzieren.

120 Jahre TSV Bayer 04. Foto: Ralf Krieger

120 Jahre TSV Bayer 04, mit Flohmarkt

Das wichtige aber ist die Breite im Sportangebot, und noch wichtiger sind die tiefen und festen Beziehungen, die Sportler und Sportlerinnen mit den Jahren aufbauen und die nicht selten ein Leben lang halten. Das ist neben der Gesundheitserhaltung das Wichtigste, was ein Sportverein den Menschen gibt. Natürlich nicht nur der TSV Bayer, der im Übrigen längst nicht der älteste sportliche Zusammenschluss auf dem heutigen Leverkusener Stadtgebiet ist.

Der TSV hat heute 13 Abteilungen, in denen eine kaum zu überblickende Zahl an Disziplinen geübt wird, von Faustball bis Rhönradturnen. Präsident Beck sagt, nachdem er die Torte geteilt hat, dass die schwersten Jahre für den TSV bald bevorstehen könnten, das hängt mit der Autobahn-Erweiterung zusammen. Die Megastelze wird erschreckend nah an das Vereinsgelände des TSV heranrücken und Baustelleneinrichtungsflächen werden zusätzlich gebraucht.

„Nach derzeitigem Stand sieht es danach aus, als könnten wir hier auf unserem Gelände weitermachen“, sagt Beck, wohin man die Zu- und Abfahrt zu den Hallen und Sportplätzen legen will, konnte er auch noch nicht genau sagen. Ein großes Problem ist, dass die Kurt-Rieß-Anlage des TSV, zu der auch ein Sportinternat gehört, in einer Insellage liegt: im Westen das Stadion, im Osten die Eisenbahn, im Süden das Naturschutzgebiet Dhünn und im Norden die Autobahn, also die künftige Baustelle. Die Diskussion um diese enorm wichtigen Fragen der Zukunft der Stadt hat längst begonnen.

Trotz dieser Fragen hat sich der TSV, dessen einziger Souverän die Mitglieder sind, als bedeutendes Element der Stadtgesellschaft bei der stadtweiten Autobahn-Protest-Vereinigung „Keinen Meter mehr“ bisher nicht engagiert. Auch das ist ein Aspekt der 120-jährigen Geschichte des Vereins.