Wie viel, das will die Stadt Leverkusen herausfinden.
Sparvorschlag für WissingDie Nebenkosten beim Autobahnausbau zahlt Leverkusen
Was kann die Bankenmetropole Frankfurt von der Chemiestadt Leverkusen lernen? Da gibt es Dinge, denn beide Städte haben jetzt dasselbe Problem: Das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium will ausgeführt von der Autobahn GmbH auch in Frankfurt einen riesigen Autobahnausbau durchziehen. Zwar hat der Verkehrssektor sein Klimaziel mit Abstand nicht erreicht, dennoch will das Wissing-Ministerium die Autobahn 5 zehnspurig ausbauen. Rödelheim, Griesheim und Schwanheim werden ähnlich betroffen sein wie Manfort und Wiesdorf. Auch dort will man sich gegen die Autobahn wehren. Der „Spiegel“ überschrieb einen Artikel mit „Erste deutsche Autobahn soll zehnspurig werden“ und verglich den Ausbau mit Freeways in Los Angeles.
„Die kennen Leverkusen eben nicht“, sagt die Ratsfrau Gisela Kronenberg, die sich seit Jahren durch die Pläne der Autobahn GmbH für Leverkusen wühlt. In Leverkusen wird an der A3 in der Schleswig-Holstein-Siedlung vorm Kreuz eine bis zu 14-spurige Asphaltbahn geplant. Kronenberg sagt, man könne „diesen Wahnsinn in Frankfurt und hier“ nicht isoliert betrachten.
Leverkusen: Vorbereitungen für Ausschreibung laufen
Unterdessen, sagt die städtische Pressestelle, liefe die Vorbereitung einer Ausschreibung, die die Mehrkosten beziffern soll, die durch den Bau der Megastelze (A1), den Ausbau der A3 und des Autobahnkreuzes für die Stadt Leverkusen entstünden: die „Nebenkosten“ des Ausbaus, die in den Berechnungen des Ministeriums nicht mit aufgeführt werden, weil das Verfahren das nicht verlangt.
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Was ist damit gemeint? Etwa die Schäden an städtischen Straßen, die die abertausenden LKW beim Autobahnbau und den Umleitungsverkehr aufnehmen müssen. Ein LKW soll Straßen laut mehrerer Fachmedien mehrere zehntausendmal stärker beanspruchen als kleine Autos. Ausgerechnet werden sollen auch die Kosten durch Krankheiten in der Stadt: Lärm, Lungenprobleme, das bedeutet auch Krankheitstage. Auf Unternehmen und die Stadtverwaltung kommen umfangreiche Planungskosten zu: Es wird Umleitungen geben müssen, Materiallager, Rettungswege müssen nach dem Stand der Sperrungen während der Bauphase angepasst werden.
Dem kleinen Gewerbegebiet an der Syltstraße droht, dass die Zufahrt wegfällt. Wie können die Händler dort angeschlossen werden? Im Gespräch ist eine Unterführung unter der Bahnstrecke vom Innovationspark aus: Bauleute haben Horror vor solchen Projekten, bei denen man mit der Bahn klarkommen muss und der nicht gerade billig ist.
Dann wird es in der Stadt einen großen Verlust an Grünflächen geben, weil sie mit Asphalt überdeckt werden sollen. Autobahn-Böschungen, Bäume, Lebensräume für Insekten und andere – das sind Grundstücke, die die Stadt noch kühlen, auf denen auch der Regen versickert und nicht im Kanal endet. Alles Kosten, die die Gesellschaft genauso tragen muss, wie die eigentlichen Autobahnbaukosten, für deren komplexe Berechnung noch Fachleute gefunden werden müssen.
Eine Stadtsprecherin schreibt, Eile sei nicht geboten, weil „das Gutachten, für das mit einer Bearbeitungszeit von rund zwölf Monaten zu rechnen ist, bis zur Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens (nach aktuellem Stand Ende 2026/Anfang 2027) vorliegen muss“. Genehmigt sind zurzeit lediglich der Abbruch der alten Brücke, der Bau der zweiten Brücke und der Hochstraßen im Kreuz Leverkusen-West und der Autobahn bis über die Dhünn (Hochstraße A). Dort baut man derzeit schon.
Den Ausbau der Stelze, des Kreuzes und der Autobahn 3 zwischen Willy-Brandt-Ring bis Hilden sollen nach heutigem Stand der Dinge in einem einzigen Verfahren gemeinsam genehmigt werden. Zuerst soll dann die Stelze erneuert und verbreitert werden. Zuletzt hatte das Ministerium verlauten lassen, dass auch am Autobahn-Ausbau gespart werden soll.
Auf Bayer 04 Leverkusen könnten Probleme zukommen
Auch in Leverkusen? Gisela Kronenberg hat einen Vorschlag für den Minister: „Wenn wir erstmal nur das Leverkusener Kreuz umbauen würden, würden wir sehen, dass der Verkehr läuft.“ Die doppelt breite Megastelze könne man sich dann sparen. Die A3 sei groß genug, wenn man die Seitenstreifen freigebe. „Das mit freigegebene Seitenstreifen funktioniert in Leverkusen auf der A3 seit über 30 Jahren gut“, sagt Kronenberg.
Auf Bayer 04 Leverkusen kommen Probleme zu. Als Bundesliga-Verein muss der Klub VIP-Parkplätze in der Nähe des Stadions anbieten. Nur wo soll dieser Platz sein, wenn die Stelze umgebaut wird und die Fläche wegfällt? Über ein Parkhaus neben dem McDonalds hat man angeblich nachgedacht, aber das wäre teuer. „Dafür muss man wohl eine Fläche nehmen, die heute noch als Sportplatz genutzt wird“, sagt ein Insider.
Die Frankfurter können von Leverkusen vor allem eins lernen, es nämlich anders zu machen und von Anfang an einen gemeinsamen starken Widerstand zu organisieren.