Die Hotelchefs freuen sich über große Reichweite. Die Provision, die der Plattformbetreiber erhebt, schlagen sie auf die Zimmerpreise auf.
„Enorme Reichweite“Warum Hotels im Rhein-Sieg-Kreis trotz Provision Booking.com nutzen

Sebastian Heitmann leitet mit seinem Mann das Hotel Von Landsberg in Hennef. Er schlägt die Provision von Booking auf den Preis drauf.
Copyright: Marius Fuhrmann
Viele Urlauberinnen und Urlauber, die den Rhein-Sieg-Kreis besuchen, benutzen für ihre Hotelsuche die Buchungsplattform Booking. Sie ist mittlerweile Marktführer in Europa. Doch Hotel-Betreiberinnen und -Betreiber müssen für die erlangte Reichweite teils hohe Kommissionen zahlen. Zwei von ihnen berichten.
Hennefer Hotel verzeichnet zunehmend Direktbuchungen
In Stadt Blankenberg in Hennef betreibt Sebastian Heitmann mit seinem Mann David das Hotel Von Landsberg. „Wir nutzen Booking seit der Eröffnung vor einem Jahr. Es hilft uns sehr, Reichweite zu bekommen, dafür zahlen wir aber einen großen Anteil ein Provision“, sagt er.
Etwa 60 Prozent der Gäste buchten ihr Zimmer über die Plattformen. „Das nimmt gerade etwas ab, weil die Zahl der Hochzeiten und Taufen in unserem Saal zunimmt, diese Gäste buchen über uns“, berichtet Heitmann. Auch Besucher von Messen in Köln, Wanderer oder Niederländer auf dem Heimweg aus dem Süden stiegen im Von Landsberg ab. Die beiden Ehe- und Geschäftspartner haben das Hotel im Zentrum des Mittelalter-Dorfs 2023 gekauft und kernsaniert. Es verfügt über 16 Zimmer mit handgefertigtem, hochwertigem Interieur.
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Wer auf der A3 unterwegs ist und spontan eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, findet uns über Booking
„Da wir noch neu und kein Teil einer Hotelkette sind, ist es für uns schwerer, Reichweite zu generieren. Wer auf der A3 unterwegs ist und spontan eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, findet uns über Booking – dafür ist die Seite gut“, schildert er. Doch pro Buchung würden zwölf Prozent Provision fällig.
Je nachdem, wie viele Boni und Rabatte die Heitmanns im Angebot bereitstellten, seien es 32 Prozent. Fast ein Drittel des Zimmerpreises zahlen sie so an die Vermittlungs-Webseite. „Anfangs habe ich das gemacht, aber dann dachte ich mir: Wieso sollte ich mein Produkt günstiger verkaufen?“, sagt Heitmann. Seitdem schlage er die Provision auf den bei Booking angezeigten Preis drauf.
Bei Booking koste das Standardzimmer 124 Euro statt 109 wie auf der eigenen Homepage. „Es ist wie mit Amazon: Das mag eigentlich auch keiner, aber weil dort Name und Kreditkartendaten hinterlegt sind, bestellt trotzdem jeder dort. So ist es auch bei Booking.“
Hotelier aus Hennef stört sich am Bewertungssystem der Plattform
Ihn störe auch das Bewertungssystem der Plattform. Gäste können ihre Unterkunft anhand verschiedener Kriterien wie Lage, Ausstattung oder Komfort mit Punkten von 1 bis 10 bewerten. „Wir stehen bei 9,1 – das ist sehr gut. Auch eine 7 ist eigentlich gut, aber bei Booking sieht das schlechter aus, als es ist. Eben, weil das System die Bewertungen vorgibt.“ Dennoch habe das Hotel viele zufriedene Gäste, unterstreicht der Geschäftsführer.
Das Friendly Cityhotel Oktopus in Siegburg empfängt nicht nur Gäste mit Tauchschein, sondern auch viele Geschäftsreisende und Touristen, die Köln und Bonn besuchen wollen. Auch Familien, denen klassische Urlaubsregionen zu teuer seien und die stattdessen Ferien im Rhein-Sieg-Kreis machten, buchten Zimmer, berichtet Hoteldirektor Thomas Oharek.

Das Friendly City-Hotel Oktopus in Siegburg bezieht 14 Prozent seiner Kunden über Booking, was mit einem enormen Gewinn zu Buche schlägt.
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„Booking hat mittlerweile ein Monopol in Europa, obwohl es so etwas gar nicht mehr geben dürfte“, sagt er. „Diese Vermittlungswebseiten zwingen Hotels zu Preisparität. Das heißt, wir müssten eigentlich den gleichen Preis bieten wie sie auf ihren Seiten. Wir richten uns aber nicht danach.“
Wie auch andere Plattformen verlange Booking eine Provision, in dem Fall 15 Prozent. „Wir weisen unsere Gäste darauf hin, dass es für sie günstiger ist, über unsere Webseite zu buchen. Auf die Preise bei Booking schlagen wir nämlich nochmal zehn Prozent drauf.“ Auf die Vermittlung der Webseite verzichten will Oharek trotzdem nicht. „Bei uns macht der Anteil der Buchungen über Booking 14 Prozent aus. Das klingt nach wenig, schlägt aber mit rund einer halben Million Euro zu Buche.“
Im Idealfall seien Hotels gar nicht auf Vermittler angewiesen. „Früher rief man im Hotel an und reservierte. Heute können die Gäste vorab im Internet Preise und Ausstattung am Zielort vergleichen. Für die ist das ein Vorteil, aber die Vermittler lassen sich das natürlich bezahlen.“
Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband sei Booking auch ein Thema, teilt der Nordrhein-Vorsitzende Bernd Kranz mit. „Fast alle Hotels nutzen es – außer, sie sind so groß, dass sie viele Stammkunden haben“, sagt er. Das Portal versuche, günstiger zu sein, und verzichte dadurch auf Marge.
Die Partner können ihre Preisstrategie vollkommen frei festlegen
„Dazu gibt Booking nachträglich Rabatt und gibt viel Geld aus, um bei Suchmaschinen ganz oben angezeigt zu werden. Die Kunden wissen nicht, wie es hinter den Kulissen läuft“, sagt Kranz. Dennoch könnten Hotel-Betreiber über Booking eine enorme Reichweite erzielen.
Auf Booking.com sind knapp 2000 Unterkünfte im Rhein-Sieg-Kreis gelistet. „Die Preise und Verfügbarkeit der Angebote auf Booking.com werden direkt von den Unterkunftspartnern festgelegt. Wie sie ihre Preise gestalten, ist äußerst dynamisch und hängt von einer Reihe verschiedener Faktoren ab“, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit.
Zu diesen Faktoren zählten die Jahreszeit, Veranstaltungen in der Nähe, die Region und die Nachfrage von potenziellen Gästen. „Die Partner können ihre Preisstrategie vollkommen frei festlegen. Bonusprogramme sind zudem optional und freiwillig.“