Unterschriftenaktion an Syltstraße„Parents for Future“ kämpfen weiter gegen A3-Ausbau
Leverkusen – Eigentlich haben sich die Leverkusener „Parents for Future“ gegründet, um etwas allgemein gegen den Klimawandel zu tun. Die Leverkusener Realität zwingt sie aber mehr und mehr in Richtung Verkehrspolitik: Ihre Linie ist einfach, klar und aus Sicht mancher auch radikal: Keine neuen Autobahnen, auch keine zweite Brücke, keine Ausbauten der bestehenden Autobahnen auf Leverkusener Gebiet.
Enttäuschend für die Mitglieder der Gruppe war der Versuch, mit einem Bürgerantrag im letzten Bauausschuss die Solidarität der Politik einzufordern. Die sollte die Forderung nach einem sofortigen Baustopp unterstützen. Der Antrag wurde abgelehnt, weil damit auch der Bau der zweiten Rheinbrücke gemeint war, den eine Ratsmehrheit aus CDU, SPD, FDP, Grüne aber nicht mehr in Frage stellt. Enttäuscht vom Leverkusener Rat wollen die „Parents“ am Samstag deshalb ab 11 Uhr – wieder ganz außerparlamentarisch – auf der Syltstraße vor Bauhaus und Metro Unterschriften für ihren Plan sammeln.
Verkehrswende wollen sie alle
Das Thema gibt es nicht nur in Leverkusen, es ist ein deutschlandweites: Zwar ist eine Verkehrswende wenigstens in der Theorie das Ziel fast aller politischen Bekenntnisse, dennoch sollen oder werden an vielen Orten neue Autobahnen und Bundesstraßen gebaut oder ausgebaut. Überall gibt es Initiativen, um das zu verhindern, die sich als Bündnis Verkehrsinitiativen zusammengeschlossen haben. Zentrale Forderung ist der Baustopp aller Autobahnen, den auch die „Parents“ wollen und die auch vom renommierten Wuppertal-Institut unterstützt wird.
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So weit wie die Protest-Profis will die Stadt Leverkusen wie gesagt nicht gehen, das Initiativen-Bündnis will man nicht unterstützen. Inzwischen wurde aber ein stadteigenes Aktions-Konstrukt ins Leben gerufen unter dem Leitspruch „Keinen Meter mehr“. Eine Ausschreibung für ein Logo ist bereits abgeschlossen. Mit welchen Protestformen man da aktiv werden will, ist aber noch nicht festgelegt.
Die „Parents for Future“ haben hauptsächlich das Klima im Blick, die Ziele der Bürgerinitiative „3reicht“ richten sich hauptsächlich gegen den Verlust an Lebensraum durch die geplante Ausweitung der Autobahn 3. Deren Sprecher Karl Wilhelm Bergfeld kommt, wie viele seiner Mitstreiter, aus der Umweltbewegung. Kommunale Unterstützer waren von Anfang an die Städte Solingen, Langenfeld und Leichlingen. Es hat etwas länger gebraucht, auch die Leverkusener Stadtspitze für die Ziele von „3reicht“ zu gewinnen.
„3reicht" fühlt sich vom OB unterstützt
Den bisherige Standpunkt, den der Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath vertreten hat, lautet etwa: Wenn die Städte im Norden von Leverkusen die Autobahn schlank halten, wird es bei uns zu viel mehr Staus und Ausweichverkehr in Leverkusen kommen.Inzwischen solle der Oberbürgermeister aber eingesehen haben, dass das keine gute Argumentation sei, sagt Bergfeld. „3reicht“ fühlt sich mittlerweile auch von Leverkusen wenigstens ideell unterstützt.
Die Hoffnung aller, die sich kritisch mit Verkehrsfragen auseinandersetzen, liegt derzeit auf den Koalitionsverhandlungen in Berlin. Man hofft, sagt Bergfeld, dass dort wenigstens eine Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans beschlossen wird. Richtig fröhlich wird Bergfeld aber, wenn er an das Karriereende des amtierenden Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer denkt, der sich immer beinhart für Autobahn-Ausbau eingesetzt hat: „Wenn der weg ist, werden sicher viele Sektkorken knallen.“