Wer keine braune Tonne bestellt und seine Gewohnheiten nicht ändert, wird seit Jahresbeginn erheblich zur Kasse gebeten.
AbfallgebührenOhne Biotonne kann es in Leverkusen sehr teuer werden
Bodo Heinrichs redet von „Wucher“. Er hat die neuen Abfallgebühren mit denen verglichen, die bis zum 31. Dezember 2022 galten – und ist entsetzt. Singles würden extrem belastet. Eine alleinstehende Person, die bisher einen 60-Liter-Behälter hatte und Bioabfälle selbst kompostierte, zahlte zuletzt 83,93 Euro. Künftig ergäben sich laut Gebührenrechner diese Zahlen: Bleibt es bei der 60-Liter-Tonne und Eigenkompostierung steigt die Gebühr auf 191,72 Euro. „Das sind 128 Prozent mehr.“
Aus der Gebührenfalle könne man sich auch kaum befreien, hat Heinrichs festgestellt. Nimmt man statt der 60- nur eine 40-Liter-Tonne für den Restmüll, kommt man bei Eigenkompostierung immer noch 133,76 Euro.
Aber auch die von Stadtverwaltung und Avea heftig empfohlene Biotonne ist fast immer viel teurer: Wer bei seiner 60-Liter-Tonne für den Restmüll bleibt und sie wie bisher alle zwei Wochen leeren lässt, zahlt jetzt 203,89 Euro: 143 Prozent mehr als vorher. Allerdings kann man neuerdings eine vierwöchige Leerung bestellen. Dann sinkt der Preis stark, bleibt mit 116,95 aber immer noch deutlich über der bisherigen Gebühr.
Die Gebühr steigt in jedem Fall
Bleibt die Alternative, eine 40-Liter-Restmüll- mit einer Biotonne zu kombinieren. In der Erwartung, dass weniger Abfall in die graue Tonne wandert. Aber auch bei dieser Variante fällt mit 145,93 Euro eine Gebühr an, die um 59 Prozent über der bisherigen liegt. Den Single-Haushalt bewahrt noch nicht einmal die maximale Beschränkung vor einer höheren Gebühr: Lässt er die 40 Liter große Restmüll-Tonne nur alle vier Wochen abholen, zahlt er jetzt 89,97. Also immer noch gut sechs Euro mehr als im alten System.
Aus Sicht der Stadtverwaltung ist dieser niedrigstmögliche Gebührensatz aber die Referenz: Wer organischen Abfall trenne, brauche nur noch eine kleine Tonne, erklärte jetzt Julia Trick, Sprecherin im Rathaus, auf Anfrage.
Dazu kommt etwas Anderes: Größere Familien werden nach dem neuen System, das nur noch auf die Größe der Mülltonnen abstellt, nicht mehr ungerecht behandelt: Der bisherige Einwohnermaßstab habe nämlich dazu geführt, dass zum Beispiel fünf Personen für eine 240 Liter große Restmülltonne 482,95 Euro pro Jahr bezahlten, während acht Personen für das gleiche Volumen 772,72 Euro bezahlen mussten. Nach dem neuen Behälter-Maßstab zahlten sie jetzt fast 40 Euro weniger. Und wenn sie, wie gewünscht, eine Biotonne bestellen und weniger Restmüll haben, sogar rund 270 Euro weniger.
Vorteile biete das neue System auch dort, wo bisher viel Restmüll anfiel, dem man mit zusätzlichen Tonnen beikommen musste. Werde dort Abfall besser getrennt und so Restmüll eingespart, lasse sich das Regelvolumen pro Einwohner erreichen. Damit ließen sich die Abfallgebühren senken. Das gelte übrigens auch, wenn man keine Biotonne bestellt. Für den Einpersonen-Haushalt gilt das freilich nicht.