AutobahnGutachten sieht keine unkalkulierbare Gefahr bei Eingriff in Dhünnaue
Leverkusen – Eine tickende Zeitbombe in der Dhünnaue? Eine Krankheit und Vernichtung in sich tragende „Büchse der Pandora“? Ein gärender Chemiecocktail von tödlicher Gefährlichkeit, wenn man ihn nur anrührt? Ingrid Obernosterer bleibt bei solcher Aufregung die Ruhe selbst. Die promovierte Sachverständige für Gefährdungsabschätzung mit dem Fachbereich Altlasten bezeichnet so etwas schlicht als „unsachlich“, wenn es um die Leverkusener Altlast Dhünnaue geht. „Wir wissen, was dort liegt, und können unkalkulierbare Gefahren ausschließen.“ Sie hat im Auftrag von Straßen NRW die Bodenuntersuchungen im Bereich des Autobahnkreuzes Leverkusen-West ausgewertet und kommt zu dem Schluss: Die Umbaupläne für den Autobahnanschluss auf der östlichen Seite der neuen Leverkusener Autobahnbrücke sind realistisch umsetzbar.
Eine wilde Mischung
Gut 120 Bohrungen haben in den vergangenen zwei Jahren untersucht, was im vergangenen Jahrhundert dort im Untergrund abgelagert wurde, von Erdaushub und Bauschrott über ein wenig Hausmüll bis zu Produktionsrückständen aus dem Bayerwerk. Eine wilde Mischung, ja, aber nirgendwo seien gefährliche Stoffkonzentrationen gefunden worden, die Anlass zur Sorge böten, betont Obernosterer. Natürlich habe man auch gefährliche Stoffe, hielten sich deren Konzentrationen meist in Grenzen und Ausgasungen gebe es so gut wie nicht.
Das strenge Sicherheitskonzept der Straßenbauer sehe vor, alles zweifelhafte Material noch kritischer einzuordnen als gesetzlich erforderlich, es eher auf die Sondermülldeponie zu bringen, eher zur Verbrennungsanlage, wo der relativ geringe Anteil gefährlicher Stoffe „thermisch behandelt“ werde. Sowohl für eine Deponierung als auch für die Verbrennung von Sonderabfällen seien in NRW ausreichend Kapazitäten vorhanden.
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Auch während der Arbeiten, in deren Verlauf sowohl für die neue Trasse der A1 als auch punktuell für die Gründung einzelner Brückenpfeiler im Kreuz West in den Deponiekörper eingegriffen werden muss, werde man auch Nummer sicher gehen, in Einhausungen arbeiten, den Aushub mit abgekapselten Fahrzeugen und in Gefahrgutcontainern abtransportieren, Reinigungs- und Sprühsysteme einsetzen.
Nach vorbereitenden Arbeiten hoffen die Straßenbauer, Ende 2017 richtig loslegen zu können mit dem Neubau der Rheinbrücke und ihrer Anschlüsse im Kreuz Leverkusen-West. Zu den gut 300 Einwendungen im Zuge des gegenwärtigen Planfeststellungsverfahrens haben Projektleiter Thomas Raithel und seine Kollegen schriftlich Stellung genommen. Der Erörterungstermin, zu dem die Bezirksregierung Köln die Einwender einladen wird, findet voraussichtlich in der Woche vor den Sommerferien statt. Raithel hofft auf einen Feststellungsbeschluss und damit die Baugenehmigung noch in diesem Jahr. Ob danach noch eine Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht den Bau stoppen werde, sei schwer vorherzusagen. Erfreulicherweise seien die Diskussionen um das Autobahnprojekt überwiegend sachlich verlaufen.