Der Bahnhof Leverkusen Mitte soll nach Informationen des Behindertenbeirats erst zu Weihnachten barrierefrei werden
BahnhofAufzüge in Leverkusen-Mitte werden erst zu Weihnachten fertig sein
Diese Aussicht wird Senioren, körperlich geschwächte Menschen, Radfahrer, Gehbehinderte, Mütter mit Kinderwagen und Reisende mit schwerem Gepäck nicht erfreuen: Die Aufzüge im wichtigsten Bahnhof der Stadt sollen erst zu Weihnachten funktionieren.
Diese Information gaben zwei Vertreterinnen der Bahn, darunter die Projektleiterin für den Bahnhof Leverkusen Mitte in einem Gespräch beim Leverkusener Behindertenbeirat heraus. Das Gespräch fand schon am 5. März statt, teilgenommen hat neben anderen Bernd Schuster, der Vorsitzende des Gremiums, ein Mitglied der Stadtverwaltung aus dem Dezernat Bürger, Umwelt und Soziales und zwei Personen von der Klimaliste.
Andere Teilnehmer aus dem Gremium bestätigte die Informationen. Das Gespräch fand in den Räumen der Stadtverwaltung an der Hauptstraße statt. Damit wurde in der Interessenvertretung für Leverkusenerinnen und Leverkusener mit Behinderungen eine wesentlich genauere Zeitangabe gemacht als in einer Mitteilung vom 7. März. Damals hatte die Bahn auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ sehr unscharf mitgeteilt, dass die Aufzüge im zweiten Halbjahr 2024 freigegeben werden können.
Leverkusen-Mitte war noch nie komplett barrierefrei
Schuster sagt, im Behindertenbeirat habe man auf diese Information mit Entsetzen reagiert: „Als man uns gesagt hat, dass die Aufzüge erst zu Weihnachten kommen sollen.“ Ein Vorwurf, der der Bahn immer wieder gemacht wird, ist die unzureichende Kommunikation gegenüber den Passagieren. In dieser Angelegenheit bestätigt der Konzern ihn durch sein Verhalten. Den beiden Frauen von der Bahn sei keinesfalls ein Vorwurf zu machen, sagt Schuster, die Ursachen lägen im System: Im Behindertenbeirat sei erklärt worden, dass die Bahn bei ihren Aufzügen Rahmenverträge mit zwei Firmen habe. Eines der beiden Unternehmen soll Lieferschwierigkeiten haben, weshalb es zu Verzögerungen komme. Schuster zieht den Vergleich mit der Kölner Oper, die wird seit 2012 saniert und ist bisher nicht fertig.
Für Wiesdorf also bei einem anderen Anbieter einen Aufzug zu kaufen, soll schon deshalb nicht möglich sein, weil die Schächte genau für die Standardmodelle des betreffenden Unternehmens ausgerichtet sind. Die Bahn habe ja ein eigenes Interesse daran, dass die Aufzüge funktionieren, sagt Schuster, denn in ganz Leverkusen sei es unsicher für Gehbehinderte, auf die Bahn zu setzen.
Die Probleme mit den Aufzügen sind seit Jahren Stadtgespräch. In Küppersteg und Rheindorf, von wo aus man immerhin mit der S-Bahn zu einem barrierefreien Bahnhof fahren kann, sind die Aufzüge alt – sie sollen gelegentlich ausgefallen sein.
Die nicht vorhandene Barrierefreiheit des Bahnhofs Leverkusen Mitte wurde seit dessen Eröffnung 1979 immer wieder thematisiert. Aufzüge hat es in den jetzt 45 Jahren der Existenz dieses Bahnhofs noch nie gegeben. Allerdings konnten Gehbehinderte vor dem aktuellen Umbau das S-Bahngleis barrierefrei über eine Rampe erreichen. Der Bahnhof war so organisiert, dass von Gleis 1 die S-Bahn in beide Richtungen hielt -nach Köln und nach Essen. Nach der Erweiterung des Bahnhofs ist das jetzt nicht mehr möglich und solange es noch keine Aufzüge gibt, ist die Situation erheblich verschlechtert.
Ein Teilnehmer erinnert sich, dass auch zur Sprache gekommen sein soll, dass die Fußball-Europameisterschaft einen Einfluss auf den Freigabetermin der Aufzüge haben soll. Da Leverkusen kein EM-Spielort ist, dürfte der hiesige Bahnhof auch nicht auf irgendeiner Prioritätenliste stehen, andernfalls hätte man wahrscheinlich eine zügigere Fertigstellung vorangetrieben.