Bayer-04-Fanpetition: „Keiner will sehen, wie Spieler den Pokal mit Abstand hochhalten“

Leverkusen – Marvin, Sie sind Fan von Bayer 04 Leverkusen und fordern eine Verlegung des Pokalfinales in Berlin in eine Zeit, in der wieder Zuschauer ins Stadion dürfen. Wie viele Menschen haben sich inzwischen an der Petition, die Sie Internet starteten, beteiligt?

Das ist meiner Einschätzung nach noch ein bisschen wenig. So ein Stadion – also knapp 50 000 - wäre toll. Aber ich weiß auch, dass dies utopisch ist und bin eigentlich ohnehin schon überrascht, was aus dieser Idee geworden ist. Ich hätte damit nicht gerechnet.

Gleich nach dem Halbfinale in Saarbrücken. Als ich danach nach Hause fuhr. Ich hatte das bei einem Freund zusammen auf der Couch geschaut und mich an die spanische Liga erinnert. Dort sind die Vereine an den Verband herangetreten und haben gesagt, sie würden das Pokalfinale gerne vor Fans austragen. Darüber habe ich dann nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es vielleicht gar nicht so unrealistisch ist, das Ganze mal anzugehen und zumindest zu versuchen, etwas zu unternehmen.

Ganz genau. Es geht eben um diesen Pokal. Um das Endspiel und seinen besonderen Charakter. Es ist ja so: Man fiebert jahrzehntelag mit seinem Verein und hofft, dass man mal in so ein Finale kommt. Dann schafft man es. Aber anstatt sich mit allen in den Armen zu liegen und zu feiern und die Reiseplanung anzugehen, denkt man nur noch: „Ja, dann sind wir jetzt eben im Finale. Schön.“ Sprich: Es kommt keine richtige Freude auf. Dabei sind es doch genau solche Bilder wie etwa die vom Finale 2018, die so ein Spiel ausmachen: Mijat Gacinovic von Eintracht Frankfurt läuft auf das leere Bayern-Tor zu, schiebt den Ball rein und rennt danach in die Kurve, wo die Fans komplett ausrasten.

Wo waren Sie eigentlich 1993, als Bayer 04 das Pokalfinale gegen die Amateure von Hertha BSC gewann?

Als wir 1993 gewonnen haben, war ich noch gar nicht auf der Welt. Ich wurde erst 1994 geboren. 2002 gegen Schalke war also auch noch zu früh. Und als wir 2009 wieder in Berlin waren und gegen Bremen verloren, war ich 15 und durfte nicht hin, weil meine Eltern meinten, ich sei immer noch zu jung. Insofern ist das nach wie vor ein unerfüllter Kindheitstraum von mir.

Der Bayer-04-Geschäftsführer Fernando Carro sagte jetzt, dass auch er beim DFB darauf einwirken will, Fans ins Stadion zu lassen. Offenbar folgt er Ihrem Weg…

Dass auch von Seiten des Vereins Interesse daran besteht, dass Fans beim Finale dabei sind, wurde mittlerweile klar. Richtig. Aber da geht es ja eher darum, 5000 Fans jedes Finalisten ins Stadion zu lassen. Selbst wenn das zweifelsohne ein Schritt in die richtige Richtung ist, sehe ich das als problematisch an. Denn wie will man diese 5000 denn auswählen? Auch wenn ja immer wieder gesagt wird, Bayer hätte nur zwei Fans, bin ich mir sicher, dass da auch bei 5000 Tickets viel zu viele auf der Strecke bleiben würden.

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Haben sich auch schon Bayern-Fans - oder generell Fans anderer Vereine – an Ihrer Petition beteiligt?

Das weiß ich nicht. Ich sehe nur die Namen der Unterzeichner. Mehr nicht. Aber ich denke schon, dass viele Leute Wind von der Sache bekommen haben. Insofern möchte ich das nicht ausschließen.

Sie sagen, Sie können die Namen lesen: Sind denn schon bekannte von Bayer 04 dabei?

Bislang ist mir noch keiner aufgefallen. Wobei das natürlich ein Signal wäre…

Unbegrenzt. Ich werde das so lange aktiv halten, wie sich sehe, dass sich Menschen beteiligen. Und das ist nach wie vor der Fall. Sollte das irgendwann zurückgehen, dann werde ich die Petition mit den Unterschriften an die Verantwortlichen der beteiligten Vereine und an den DFB schicken und abwarten, was passiert.

Dann wäre das zwar erwartbar, aber auch durchaus ein großer Dämpfer. Denn egal wer gewinnt: Keiner will sehen, wie Spieler den Pokal mit Abstand und eventuell auch noch mit Mundschutz hochhalten – und vor ihnen stehen drei Leute, die zuschauen. Da fehlt doch alles.

Bei einer Verlegung des Finales ins kommende Jahr oder die kommende Saison könnte es indes sein, dass etwa Kai Havertz plötzlich für Bayern gegen die Werkself trifft, für die er ja derzeit noch spielt…

Dann wäre das eben so. Beide Vereine werden Spieler abgeben und kaufen. Aber das ist in anderen Wettbewerben ja nicht anders. In der WM-Quali beispielsweise spielt ja auch immer eine andere Mannschaft als später bei der WM. Spieler kommen und gehen. Aber für die Fans ist dieses Finale ein Traum, der in Erfüllung geht. Und das ist es, was zählt.

Man sollte es ja nicht übertreiben, aber: Bayer 04 kann ja noch ein weiteres Finale erreichen. Das in der Europa-League. Und dieses Endspiel soll im August in Köln stattfinden. Als Geisterspiel. Was ist denn, wenn dieser Fall eintreten sollte?

Dann muss ich zusehen, dass ich mich irgendwie in Stadion schleiche… (lacht) Aber im Ernst: Darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Das tue ich erst, wenn es soweit sein sollte.