Jan Zimmermann hat sich mit jedem einzelnen Spiel der Fabelsaison von Bayer 04 Leverkusen beschäftigt.
„Lebenstraum“Fan von Bayer 04 Leverkusen bringt Buch über Doublesaions heraus
Wahrscheinlich ging es vielen Fans von Bayer 04 Leverkusen im Verlaufe dieser Saison so wie Jan Zimmermann. Erst mal will man gar nicht so richtig wahrhaben, wie gut diese Mannschaft tatsächlich ist und dass es wirklich etwas werden könnte mit dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. „Ich träume eigentlich recht schnell, aber im Fußball wird man ja auch schnell wieder enttäuscht“, sagt der 30-Jährige. Zimmermann ist Bayer-Fan und hat ein Buch über die Fabelsaison von Xabi Alonsos Truppe geschrieben. Und jetzt, da die Vorbereitung von Bayer 04 für die kommende Saison gerade begonnen hat, ist das Buch eine gute Möglichkeit, sich nochmal die Heldentaten der Mannschaft in der vergangenen Saison in Erinnerung zu rufen.
Auf insgesamt 125 Seiten widmet sich der Düsseldorfer jedem der 53 Saisonspiele seiner Werkself. Mit einer kurzen Geschichte, die jedes Spiel besonders gemacht hat, vor allem aber mit vielen großformatigen Bildern von Tah, Grimaldo, Boniface und dem Rest der Doublesieger.
Das Rückspiel gegen Bayern München, dieser 3:0-Sieg. Das sei ein Moment gewesen, in dem Zimmermann dämmerte, dass es echt gut aussieht für seine Mannschaft. Denn die Mannschaft war so gefestigt, hat gegen die „Kleinen“ nichts liegen gelassen. Und dann klappte es auch noch gegen die „Großen“. Bayer 04 Leverkusen hat gegen niemanden etwas liegenlassen.
In der Saison 1999/2000, der traumatischen Unterhaching-Saison, habe er den Verein erstmals so richtig wahrgenommen – mit Ze Roberto und Bernd Schneider. Feine Fußballer hatte Bayer schon häufig in seinen Reihen. In diesem Jahr kamen laut Zimmermann gute Transfers, Erfahrung und ein toller Trainer hinzu. Fan war er damals allerdings noch nicht, wie er sagt. Das begann dann eher im Jahr danach, als diese vermeintlichen Weltklasse-Spieler plötzlich gegen den Abstieg spielten. „Da habe ich gemerkt, dass das einen so richtig mitnimmt, im Positiven wie im Negativen.“
Jetzt ist er Bayer-Fan durch und durch. In diesem Jahr hatte er erstmals eine Auswärtsdauerkarte, 40 bis 45 Spiele habe er sicher im Stadion verfolgt, richtet Urlaub und Beruf nach den Bayer-Spielen. Jan Zimmermann hat Soziale Arbeit studiert und ist Schulsozialarbeiter in Meerbusch. Er kommt aber vom Radio und hat Journalistik studiert, hat in der Unternehmenskommunikation bei einem Zweitligisten gearbeitet.
Irgendwann habe der Fan Jan Zimmermann aber nicht mehr seinen Berufsalltag im Fußball verbringen wollen. Daher der Umschwung zur Sozialen Arbeit. Seine durch seine Radiovergangenheit erworbene Sprechfähigkeit setzt der 30-Jährige aber weiterhin ein, und zwar für Menschen mit Sehbehinderung.
Jedes zweite Heimspiel sitzt Zimmermann im H-Block der Bay-Arena und ist, wie er sagt, für Menschen mit Sehbehinderung „die Augen“. Das heißt, er schildert, was gerade auf dem Spiel passiert. Aber nicht wie im Fanradio oder auf WDR2, sondern möglichst nüchtern und detailliert. Bayer 04 Leverkusen war laut Zimmermann 1999 der erste Verein, der so etwas eingeführt habe.
Er hat bereits ein Bayer-04-Buch geschrieben: „Bayer 04 Leverkusen: Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“. Das habe er eigentlich nie wieder machen wollen. Über einen Kontakt von damals sei aber auf einer Buchmesse die Idee entstanden, über jedes Spiel dieser sich als außergewöhnlich andeutenden Saison eine kleine Geschichte zu schreiben. Die Idee, daraus ein Buch zu machen, entstand dann Ende März/Anfang April, also relativ spät in der Saison.
Da das Werk nicht zu weit weg vom Saisonfinale erscheinen sollte, hieß es dann: schreiben, schreiben, schreiben. Nach Feierabend, im Flixbus auf dem Weg zu den Auswärtsspielen. Jan Zimmermann tippte Texte ins Handy, bearbeitete sie später am Computer und konnte so im Delius-Klasing-Verlag sein Buch veröffentlichen.
Gern erinnert sich der Fan natürlich an das Bremen-Spiel, als die Meisterschaft endlich perfekt gemacht wurde. Noch anrührender sei für ihn aber das letzte Heimspiel am 34. Spieltag gegen Augsburg gewesen. Als in Minute 19 der Toten gedacht wurde, die diese Saison nicht mehr miterleben konnten, und man im Stadion für kurze Zeit fast eine Stecknadel fallen hören könnte. Oder an das Rückspiel in der Europa-League gegen Qarabağ Ağdam, als Bayer – wie so oft – noch in der Nachspielzeit das Spiel dreht und so ins Viertelfinale einzog.
„Das ist ein Lebenstraum, von dem ich dachte, dass ich ihn niemals erleben werde“, sagt Zimmermann. Und wenn er sich daran erinnern will, schaut er in sein Buch, das es als Hardcover für 24,90 Euro überall gibt, wo es Bücher gibt.