Am Mittwoch geht es für die Werkself um den Einzug in das DFB-Pokal-Finale. Unsere Leserinnen und Leser teilen ihre schönsten Pokalerlebnisse.
Vor dem HalbfinaleLeverkusener erinnern sich an ihre schönsten Bayer-04-Pokalerlebnisse
Das Pokalfinale im Olympiastadion in Berlin scheint für die Werkself in greifbarer Nähe. Am Mittwoch, 3. April, empfängt Bayer 04 Leverkusen Zweitligist Fortuna Düsseldorf zum DFB-Pokal-Halbfinale in der Bay-Arena. Die Leverkusener gelten inzwischen als Favorit auf den Pokalsieg und könnten sich wie den Fans einen lang gehegten Traum erfüllen. Der letzte und einzige Sieg im DFB-Pokal liegt rund drei Jahrzehnte zurück. Leserinnen und Leser des „Leverkusener Anzeiger“ teilen zum anstehenden großen Spiel ihre schönsten Pokalerlebnisse und Anekdoten.
Die Geschichte von Thomas Fischers Bruder Klaus reicht weit zurück: Wir schreiben das Jahr 1976/77. Bayer 04 spielt in der zweiten Bundesliga, der Aufstieg wird erst 1979 gelingen. Klaus fuhr als einer der ersten „Schwarzen Wölfe“ mit zu einem Auswärtsspiel. Erst rund zwei Jahre später gründete sich der Fanclub offiziell. In der Pause begrüßte der Stadionsprecher die „zahlreichen“ Unterstützer von Bayer 04. „Die fünf Fans sprangen auf und machten einen Radau wie heute 5000“, erinnert sich Fischer an die Erzählungen seines Bruders, der leider vor wenigen Jahren einen Schlaganfall erlitten hat. Die zweite Halbzeit durften die Fünf dann von der Ehrentribüne verfolgen.
1993: Finalsieg euphorisiert Leverkusen Fans
Und auch eine weitere besondere Erinnerung teilt Thomas Fischer mit seinem Bruder an einen der größten Erfolge des Fußballvereins: den DFB-Pokal-Sieg 1993. „Auf der Rückfahrt hatten wir fast mehr Spaß als im Stadion“, trotz 1:0-Erfolg gegen die Amateure von Hertha BSC. Kurz nachdem die beiden die Heimreise mit dem Auto angetreten hatten, überkam sie die Müdigkeit. Sie machten Halt am nächsten Rastplatz. Damit waren nicht allein: „Der Parkplatz war voll mit schwarz-rot geschmückten Autos, wo die Fans drin schliefen.“ Nach wenigen Stunden ging es dann weiter, jedoch nicht mehr allein, sondern im Konvoi mit vielen Autos aus denen selbst gestrickte Schals aus den Fenstern baumelten, „laut hupend an jedem Rastplatz vorbei, wo wir schwarz- rot sahen“.
Wir bleiben im Jahr 1993: Markus Dräger war Vorsitzender eines Fanclubs und organisierte eine Berlin-Reise. Nach freudigem Umtrunk in der Stammkneipe „Sportivo“ am Vorabend des Pokalfinalspiels ging es los in die Hauptstadt. Das Stadion war damals noch nicht komplett überdacht und die Zuschauenden patschnass nach Dauerregen, aber mehr als zufrieden nach dem Sieg der Werkself. Zurück in „unserer geliebten Farbenstadt“ wartete der Wirt ihres Vertrauens bereits mit Frühstück. Anschließend ging es zu den Feierlichkeiten vor das Rathaus. „Nach fast 72 Stunden mit nur wenig Schlaf ging ein toller Berlin-Trip zu Ende. Daran konnte auch nicht der Angriff von Berliner-Hooligans auf uns in unserer Frühstücks-Location etwas ändern.“
Nach 2009 wäre es dieses Jahr Drägers dritter Bayer-04-Pokalendspiel-Trip nach Berlin. Bereits im letzten Juli haben er und seine 13-jährige Tochter voller Optimismus für das Pokalendspiel 2024 ein Hotel und die Zugfahrt gebucht. „Und keine Fragen, dass wir den Trip zum Europa League-Finale nach Dublin bereits zu den gleichen Zeiten gebucht haben.“
UEFA-Cup 1988: Joh.-Günter „‚Hagü‘“ Wagner schaut sich gerne das Foto an, auf dem sein 33-jähriges Ich den originalen Pokal bei der Siegesfeier im Arm hält. Es bleibt bis heute der einzige UEFA-Cup-Sieg. Auch vor zwei Wochen fieberte Wagner im Trikot am Tag des Europa League-Spiels gegen Qarabag FK für seine Mannschaft mit – doch dann verletzte er sich, musste ins Krankenhaus. In diesem Moment war ihm trotz allem eines wichtig: Mein altes Trikot darf nicht zerschnitten werden. Sein Sohn Tobias half ihm dabei, es auszuziehen. Bis heute pflegt er Erinnerungsstücke und seine Begeisterung für den Verein.
Von Korea bis nach Leverkusen: Fußball verbindet Familien
Für Jan Ernst ist „ganz klar“: Der erste Besuch mit seinem Sohn Henri im Bayer-Stadion beim Pokalspiel gegen SC Paderborn im Dezember zählt zu seinen schönsten Pokalerlebnissen. Und auch über Ländergrenzen hinaus verbindet der Leverkusener Fußball Familien, das zeigt das deutsch-koreanische Pärchen Hyeon-Kyo Jeong und Daniela Rehbein. Im Februar war das Paar, das derzeit im über 8000 Kilometer entfernten Korea lebt, für drei Wochen auf Deutschlandreise. Hyeon-Kyo kannte Danielas Familie nur aus Video-Calls und merkte ihnen gleich die Begeisterung für Bayer 04 an.
Hyeon-Kyo verfolgte einige Spiele der Werkself aus Korea. Das war nicht einfach: Es braucht einen bestimmten Streaming-Anbieter, die DFB-Pokalspiele werden gar nicht übertragen. In Deutschland war die Sprachbarriere groß, der Fußball schlug eine Brücke: „Als ich mir mit dem Vater meiner Freundin das DFB-Pokalspiel im Stadion anschaute, war diese Sprachbarriere jedoch vollkommen egal. Die Gemeinsamkeiten, dass wir beide Fußball mögen und dass wir beide Leverkusen-Fans sind, stellten eine Verbindung her.“
Spitzenspiele wie gegen Bayern München brennen sich unabhängig von Pokalspielen in das Gedächtnis der Fans ein. So auch in diesem Jahr beim Meisterschaftsspiel. Sebastian Pissarczyk aus Königswinter lief zur Eröffnung als Fahnenschwenker mit auf den Platz, „keine 40 Meter von Neuer und Co. entfernt“. 2009 erhielt Fan Marcus Wiesemann laut eigener Angabe in letzter Minute Karten für das Pokalspiel Bayer 04 gegen Bayern München von Adidas, die ursprünglich dem Neffen von Miroslav Klose gebührten. Nach einem spannenden Schlagabtausch, erzielte Stefan Kießling den Siegtreffer zum 4:2: „Unvergesslich!“
Die Fußball-Euphorie in Leverkusen ist ungebrochen. Für das Halbfinale am Mittwoch um 20.45 Uhr wollte Lars Trümpelmann unbedingt zwei Karten ergattern. Er selbst musste arbeiten und gab seiner Frau einen „sehr detaillierten Zettel“ mit allen wichtigen Infos. Sie kam telefonisch tatsächlich zum Ticketshop durch und dann der Blackout: „Nachdem die beiden wohl herzlich miteinander gelacht und meine Frau ihren schlauen Zettel wiedergefunden hatte, bin ich nun sehr gespannt darauf, das Spiel zusammen mit unserem Sohn im Stadion anzuschauen“. Ende gut, alles gut.