Die Vorfreude auf die immer wahrscheinlichere Meisterschaft steigt. Unser Reporter hat einen Rundgang durch einschlägig bekannte Treffpunkte gemacht.
Meisterschaft in greifbarer NäheWie Fans von Bayer 04 Leverkusen ihre Heimspiele feiern
Wie ist die Stimmung rund um das Stadion des potenziellen deutschen Meisters Bayer 04? Viele der Fan-Gruppen gehen ihren festen Traditionen vor Heimspielen nach – und diese drehen sich in aller Regel um Kaltgetränke in verschiedenen Fan-Kneipen und -Büdchen. Ob „Käffchen und Co.“, Stadioneck oder Schwadbud: Es wird gehofft, sogar gebetet und getrunken.
Traditionspflege im Clubhaus der Lev-Szene ´86
Im Clubhaus der Lev-Szene ’86 wird die Tradition gehütet – alle Wände, der Tresen, ja sogar die Decke sind voll mit Erinnerungsstücken. Überwiegend in Form von sogenannten „match worns“ – also Trikots, die von Spielern auf dem Platz getragen worden sind. „Diese werden nicht gewaschen, man sieht teilweise noch die Grasflecken“, erklärt Marco Giese. Ein ganz besonders hat Uwe Gillissen für den Club ergattert: „Nach dem Sieg beim UEFA-Cup 1988 bin ich aufs Feld gerannt und habe das Trikot von Kapitän Wolfgang Rolff bekommen, das er anhatte, als er den Elfmeter geschossen hat und den Pokal bekommen hat.“
Hinter jedem Exponat hier steckt eine Geschichte, über die sich die Besucher bei dem ein oder anderen Bier austauschen – ob Aufstieg 1979, DFB-Pokal 1993 oder die aktuelle Meisterschaft „Für uns fängt die Geschichte des Vereins nicht erst 1979 mit dem Bundesliga-Aufstieg an“, sagt Giese, „die Alten sind schließlich die Wurzeln unseres Vereins.“
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Im Untergeschoss des Clubhauses, das wie eine Mischung aus Museum und Kneipe anmutet, finden sich die Mannschaftsfotos seit 1907. Während die Lev-Szene ’86 ursprünglich ein reiner Männer-Club war, sind nun auch einige Frauen und Kinder im Clubhaus am Konrad-Adenauer-Platz zugelassen. Für die „erste oldschool Bande“ sei das Dokumentieren der Vereinsgeschichte „Ideologie“ erklärt Giese.
Arndt Ollig ist eines der Gründungsmitglieder, er ist begeistert von der aktuellen Stimmung: „Es ist nun immer voll, wir haben aktuell den absoluten Hype.“ Die Männer sind sich sicher: „Was wir hier machen, ist einzigartig und mit Sicherheit die größte existierenden Ausstellung von Trikots und Bildern.“
Bier vom Stadion Büdchen gehört zur Vorbereitung für das Heimspiel
Das Stadion-Büdchen dient hunderten Fans als Startrampe für das Heimspiel: An den sechs Kühlschränken mit 73 Biersorten – es gibt sogar portugiesisches Bier – geht es in den Stunden vor dem Anpfiff zu wie im Taubenschlag.
Die Schlange an durstigen Werkself-Fans reißt nicht ab und Inhaber Orhan Ekicioglu und seine helfenden Freunde füllen ohne Pause neue Flaschen nach. „Barzahlung hier vorne“ oder „Türkische Pizza bei mir“ hallt es durch das kleine Geschäft. Ekicioglu und seine Frau Susana Couto übernahmen das Stadion-Büdchen neben dem bekannten „Stadioneck“ in der Karl-Marx-Straße im letzten Herbst und renovierten es in den Vereinsfarben. „Das ist geordnetes Chaos“, erklärt Ekicioglu.
Neben Schreckenskammer-Kölsch wird das portugiesische „Superbock“ hier am häufigsten verkauft. Das mache Couto besonders stolz: Die 40-jährige Portugiesin fühle sich wohl, wenn es hier „am Eck“ so richtig losgeht.
Die ganze Straße ist dicht gedrängt mit Fans und Ultras. Die Spannung vor dem Spiel ist deutlich zu spüren. „Wir leben vom Fußball“, so Ekicioglu. Couto wird von allen Fans Susi genannt und von einigen schon als Glücksbringerin für die Meisterschaft gehandelt.
Auch das hat Tradition: Plötzlich biegt der Mannschaftsbus oben am Haus Janes um die Ecke und alle aus Stadion-Eck und -Büdchen strömen auf die Bismarckstraße, um der Mannschaft zuzujubeln, die langsam in Richtung Stadion rollt: Es fühlt sich schon an, wie ein kleiner Vorgeschmack auf das, was bald kommen könnte. Denn, was müsste jetzt noch geschehen, dass die Meisterschaft noch verloren gehen könnte, nachdem die Bayern in Dortmund verloren haben und Bayer 04 wieder mal gewonnen hat?