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SaisonabschlussWo Bayer Leverkusen wohl die mögliche Bundesliga-Meisterschaft feiern will

Lesezeit 4 Minuten
Fantribüne von Bayer 04 Leverkusen

Noch aus Pappe: Die Fans von Bayer 04 Leverkusen hoffen auf die echte Schale.

Bisher läuft die Saison fantastisch für Bayer 04 Leverkusen. Jetzt sickern Informationen über eine mögliche Meisterfeier durch.

Die Feier, die Bayer 04 Leverkusen zum Saisonende veranstalten wird, soll nach Informationen des „Leverkusener Anzeiger“ im Stadion und Umgebung stattfinden. Diese Information sickert in Leverkusen langsam aber sicher durch, mehrere gut unterrichtete Quellen berichten das der Redaktion. Eine offizielle Bestätigung gibt es noch nicht. Eine Stadtsprecherin sagt: „Der Verein ist Veranstalter. Solange die uns nichts fragen, prüfen wir nichts.“ Regelmäßigen Kontakt zum Verein gebe es aber.

Alleine das Stadion kann – sofern der Rasen abgedeckt wird – mehrere zehntausend Menschen aufnehmen. Auf anderen Plätzen in der Stadt müsste man dagegen mit Problemen rechnen: Wegen der 2015 eingerichteten Seveso-Zonen verbietet es sich, Menschenmassen auf der Kaiser-Wilhelm-Allee und im Neulandpark zusammenkommen zu lassen.

Meisterfeier von Bayer Leverkusen soll in und rund um die BayArena stattfinden

Der Rathaus-Platz in Wiesdorf dürfte zu eng sein, es könnte gar gefährlich werden, wenn zu viele Menschen aus den Straßen in Richtung der Rathaus-Galerie drücken, deren Baukörper wie ein Trichter am Rathaus zusammenläuft. Und: Zum Rasen abdecken im Stadion wäre Zeit, denn die Feier soll erst eine Woche nach dem letzten Spieltag steigen, also am letzten Maiwochenende.

Wolfgang Rolff, Erich Ribbeck Gert-Achim Fischer in Wiesdorf vorm Rathaus: UEFA-Pokal-Siegesfeier von Bayer 04 (1988). Foto: Holger Schmitt

Wolfgang Rolff, Erich Ribbeck Gert-Achim Fischer in Wiesdorf vorm Rathaus: UEFA-Pokal-Siegesfeier von Bayer 04 (1988).

Früher nahm man die Sache leichter: 1988, als Bayer 04 seinen bisher größten Erfolg mit dem Gewinn des Uefa-Cups feierte, hielt man am Freitag, zwei Tage nach dem siegreichen Fußballspiel, am Mittwoch, 18. Mai, auf dem Rathausvorplatz einfach eine Siegesfeier ab. Tausende waren gekommen, der Artikel im „Leverkusener Anzeiger“ vom 20. Mai vor 36 Jahren beschreibt die Situation so: „Es war kaum ein Durchkommen … es dauerte, bis sich alle durch die Massen gekämpft hatten.“ Dennoch quetschte sich ein Autokorso erfolgreich durch die Menge, im ersten Cabrio saß Erich Ribbeck, dem die Ehre zuteilwurde, der Masse den Pott als erster vorzuzeigen.

7000 Bayer-04-Anhänger sollen an dem Freitagvormittag gekommen sein, die würden heute ganz sicher nicht auf den Platz passen: Aus der Sicht heutiger behördlicher Sicherheitsdenke, die sich nach dem Loveparade-Unglück 2010 in Duisburg mit 21 Toten noch einmal deutlich verschärft hat, wäre das ein Unding.

Was könnte passieren? Die Menschen würden von hinten drücken und die ersten vorne würden an der Rathaus-Galerie wie in einen Trichter gepresst. Damals standen dort noch andere Bauten, es geschah kein Unglück, das einer Erwähnung in der Zeitung wert gewesen wäre.

Planung für die nächste große Feier: Als es gegen Unterhaching ging

Bei der Erinnerung an das Jahr 2000 werden hingegen nicht wenigen die Knie immer noch weich werden, denn damals vergeigte Bayer 04 die Meisterschaft in Unterhaching. Ganz Leverkusen nahm noch am Samstagvormittag vor dem Spiel an, dass der Sieg der Mannschaft nicht mehr zu nehmen sei.

Reiner Calmund hatte – wohl in Kenntnis der Unberechenbarkeit im Fußball – ein paar Tage zuvor im Scherz gedroht, jeden zu erschießen, der von einer Meisterfeier zu sprechen wage, und dennoch wollte die Stadt nicht unvorbereitet in das denkwürdige Wochenende rutschen. Trotz der Erschießungsdrohung Calmunds bereitete man sich also vor: Am Sonntag nach dem Spiel in Unterhaching sollte es im Schloss Morsbroich einen Empfang der Mannschaft mit Eintrag ins Goldene Buch geben.

In der Bayarena, so berichtete vor dem vorletzten Spieltag Matthias Bauschen, der in sportlichen Angelegenheiten stets gut unterrichtete Redakteur des „Leverkusener Anzeiger“, wollte man den Rasen abdecken und die Meisterfeier für alle abhalten. Die Feier sollte selbst bei dem höchst unwahrscheinlichen Fall laufen, wenn man den letzten notwendigen Punkt beim Underdog nicht holen würde. Dann sollte die Party „Saison-Abschlussfeier“ heißen. Von einer Niederlage ging niemand aus, Trainer Christoph Daum machte in der Woche vorm letzten Spieltag zum Beispiel diese Aussage: „Uns hält keiner mehr auf. Wir lassen uns das Ding nicht mehr nehmen.“

Unterhaching vs. Bayer 04 Leverkusen: Es kam anders

Am Spieltag selbst gab es im Stadion ein Public-Viewing mit Video-Wand für die Jahreskarteninhaber.

Falls die Meisterschaft schon am vorletzten Spieltag feststünde, werde es auch nicht den Hauch einer verfrühten Meisterfeier geben, sagte der damalige Sprecher Ulrich Dost. In der Woche vor dem letzten Spiel veränderte sich das Stadtbild: Viele Häuser wurden geschmückt, Fan-Schals und Flaggen zierten Fassaden. Auch am grünen Rathaus wurde am Spieltag ein Banner aufgehängt: „Leverkusen grüßt den Deutschen Meister 2000 Bayer 04 Leverkusen“.

2024 wird das alles etwas schwieriger

Der in Leverkusen hochverehrte Calmund wollte sich bis zum Schluss nicht aus dem Fenster lehnen: Die Party am Sonntag in der Bay-Arena durfte nicht Meisterfeier heißen.

Wie das alles ausging, wissen wir: tränenreich. Ins Banner am Rathaus fügte man nach dem verlorenen Spiel in Unterhaching ein „Vize-“ ein. Die (Trauer-)Feier in der Bay-Arena und der Empfang im Schloss Morsbroich führte man planmäßig durch. Eine kleine Bühne an der Kaiser-Wilhelm-Allee, wo man anscheinend mit der Belegschaft des Bayerwerks feiern wollte, baute man ebenso klammheimlich am Sonntag ab, wie man sie zuvor errichtet hatte.