Bayer 04 Leverkusen steht vor dem ersten Pflichtspiel der Saison. Die Ultras boykottieren den Supercup.
SaisonstartWieso die aktive Fanszene von Bayer 04 Leverkusen nicht zum Supercup kommt
Eigentlich sollte die Stimmung unter den Bayer-Leverkusen-Fans auf dem Hochpunkt sein: Das erste Pflichtspiel der ersten Saison als amtierender Deutscher Meister steht an. Und es geht auch um den ersten Titel der neuen Spielzeit. 2010 hat die DFL den „Supercup“ eingeführt, Meister gegen Pokalsieger. Da Bayer Leverkusen beides ist und nicht gegen sich selbst antreten kann, kommt der Ligazweite, der VfB Stuttgart, am Samstag um 20.30 Uhr als Gegner in die Bay-Arena.
Das Stadion scheint bis auf ein paar Plätze ausverkauft. Dennoch wird die Stimmung vermutlich nicht ihren Höhepunkt erreichen: Die aktive Fanszene hat angekündigt, dem Spiel fernzubleiben. Das Interesse an dem Supercup, den die Fanvereinigung „Nordkurve12“ in einem Facebook-Post als „Kirmespokal“ bezeichnet, ist ohnehin nicht groß. Umso größer aber ist die Verärgerung über die Terminansetzung. Während alle anderen qualifizierten Mannschaften am Wochenende die erste Runde des DFB-Pokals austragen, musste Leverkusens Erstrundenpartie bei Carl Zeiss Jena zugunsten des Supercups auf Mittwoch, 28. August, verschoben werden.
Leverkusen: Fan-Leben kehrt zurück
„Die erste Pokalrunde ist immer etwas Besonderes für jeden Fan. Auch Jena wäre das gewesen. Wäre“, schreibt die Nordkurve. Denn an einem Mittwochabend nach Jena zu fahren, belaste die Fans mit einer weiteren Auswärtsfahrt unter der Woche, von der es durch die „aufgeblähte“ Champions League ja ohnehin schon genug gebe. Und bringe nicht nur die Leverkusener, sondern alle vier betroffenen Mannschaften um den traditionellen Saisonauftakt. Auch die Ultras aus Stuttgart boykottieren den Supercup, zur ersten Pokalrunde müssen die Schwaben dann am Dienstag, 27. August zu Preußen Münster.
Ums Stadion ist derweil das normale Fan-Leben zurück. Vor den Ausfahrten vor und hinter der Bay-Arena sitzen meist Jugendliche und warten, dass ihre Stars in den Limousinen und Sportwagen vorbeifahren, bestenfalls kurz anhalten.
Die aktuelle Kritik und der damit verbundene Boykott der Bayer-04-Ultras richtet sich gegen die DFL als Ausrichter des Supercups. Aber auch unabhängig davon – so ist es rund ums Stadion zu hören – gibt es offenbar hier und da Zeichen von Unzufriedenheiten der Ultras mit Vorgängen im Club.
Die Ultras wollen mehr Plätze im Stadion, war zu hören, bestätigt ist die Information nicht. Offizielles aus der aktiven Fanszene über Social-Media-Posts hinaus zu bekommen, ist schwierig. Die Ultra-Bewegung ist eine große, aber dennoch nach außen hin weitgehend hermetische Gruppe, aus der nicht viel bekannt wird. Mit der freien Presse wird nicht geredet, gegenüber Pressefotografen geben sich Mitglieder der Szene nicht selten feindselig.
Leverkusen: Auch Kritik an der Saisoneröffnung
Auch zur Saisoneröffnung vor einer Woche sind viele Ultras wohl nicht an ihrem Treffpunkt Stadion-Eck gewesen und wohl auch nicht im Stadion. Hier und da war Kritik daran zu hören, dass die Bühne in Richtung der Haupttribüne und nicht der Nordkurve ausgerichtet war. „Was soll das eigentlich?“, kommentierte ein Mann aus dem Stadion-Umfeld am Freitag. „Wenn ich richtiger Fan bin, dann gehe ich doch immer zu meiner Mannschaft ins Stadion.“
In einem Fan-Forum gehen die Meinungen zum Boykott der aktiven Fanszene auseinander. Einer freut sich auf eine Ultra-Pause im Stadion. Wie auch immer die einzelnen Fans dazu stehen, festzuhalten bleibt: Bayer 04 kann die Arena zurzeit auch bei Stadion-Verweigerung der Ultra-Gruppen mit Publikum füllen.
Im Online-Eintrittskarten-Shop bei Bayer 04 waren am Freitagnachmittag mit Glück noch Karten zu bekommen, plötzlich gab es im Familienblock und in den Logen wieder einige Karten, die zuvor offenbar reserviert worden waren. Im Gegensatz zu den Ligaspielen: Zu den Bundesliga-Heimspielen sind zurzeit alle Karten ausverkauft, auch die Auswärtstickets für das erste Bundesligaspiel bei Borussia Mönchengladbach waren schnell vergriffen. Für neue Dauerkarten wurde erstmals in der Klubgeschichte eine Warteliste eingeführt, auf der bereits mehrere tausend Anwärter stehen. Auch im Stadtbild ist der Stolz über die Doublesaison weiter zusehen, zum Beispiel auf der Garage von Leser Heinz Georg Otten. Die hat dessen Enkel mit Opas Erlaubnis kunstvoll mit Meisterschale und Pokal besprüht.
Wenn sich die Euphorie noch nicht zum Supercup voll entfaltet, dann spätestens zum ersten Bundesliga-Heimspiel am 31. August um 18.30Uhr gegen RB Leipzig. Im vollen Stadion inklusive Nordkurve.