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Gedenken an NS-OpferStiftung der Bayer AG verlegt Stolpersteine in Krefeld

Lesezeit 3 Minuten
Finkelstein Stiftung verlegt Stolpersteine in Krefeld.

In Krefeld-Uerdingen erinnern seit heute zwei Stolpersteine an Dr. Hans Finkelstein und seinen Sohn Berthold Finkelstein.

Die Hans und Berthold Finkelstein-Stiftung ist im vergangenen Jahr gegründet worden.

Die Finkelstein-Stiftung, die die Bayer AG im vergangenen Jahr gegründet hat, hat in Krefeld-Uerdingen zwei Stolpersteine für die beiden Namensgeber der Stiftung Hans und seinen Sohn Berthold Finkelstein verlegt. Der Konzern hatte die Stiftung gegründet, um nach eigener Aussage „die Erinnerungskultur im Unternehmen Bayer“ zu schärfen und die „Forschungs- und Erinnerungsprojekte zu den Verbrechen der Nationalsozialisten – insbesondere zum Thema NS-Zwangsarbeit und der I.G. Farben“ zu unterstützen.

Die Steine sind am Standort des ehemaligen Wohnhauses der Familie eingesetzt worden. Seit 1992 verlegt der Künstler Gunter Demnig Steine mit kleinen Gedenktafeln darauf, die an Menschen erinnern sollen, die während der NS-Zeit, verfolgt, ermordet und vertrieben wurden. Name und Geburtsdatum finden sich auf den Steinen. In den vergangenen 32 Jahren hat Demnig mehr als 100.000 solcher Gedenksteine in ganz Deutschland verlegt.

Matthias Berninger, Leiter Public Affairs, Bayer AG, Johannes Finkelstein, Enkelsohn und Sohn von Dr. Hans und Berthold Finkelstein, Timo Kühn, 1. Bürgermeister der Stadt Krefeld und Sandra Franz, Leiterin der Villa Merländer NS-Dokumentationsstättenin Krefeld, vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Finkelstein in Krefeld-Uerdingen.

Matthias Berninger, Leiter Public Affairs, Bayer AG, Johannes Finkelstein, Enkelsohn und Sohn von Dr. Hans und Berthold Finkelstein, Timo Kühn, 1. Bürgermeister der Stadt Krefeld und Sandra Franz, Leiterin der Villa Merländer NS-Dokumentationsstättenin Krefeld, vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Finkelstein in Krefeld-Uerdingen.

Hans Finkelstein war Erfinder der nach ihm benannten Finkelstein-Reaktion. Der Jude war Forschungsleiter bei „Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer“ in Uerdingen, das Unternehmen ging 1925 in die I.G. Farben auf, woraus schließlich die Bayer AG hervorging. Finkelstein musste das Unternehmen 1938 verlassen, weil er Jude war, hatte der Historiker Rüdiger Borstel im Bayer-Archiv herausgefunden. Noch im selben Jahr nahm sich Hans Finkelstein das Leben. Sein Sohn Berthold war später Zwangsarbeiter bei der I.G. Farben. Nach dem Krieg war er unter anderem Gründer des Gustav-Stresemann-Instituts in Bonn.

„Die Biografien der Finkelsteins stehen stellvertretend für die Geschichten unzähliger Menschen, die im Nationalsozialismus Unrecht und Verfolgung erfahren mussten und oft mit dem Leben bezahlten“ teilt die Bayer AG mit. Matthias Berninger, Leiter Public Affairs bei Bayer, sagt: „Wir haben im vergangenen Jahr die Hans und Berthold Finkelstein Stiftung ins Leben gerufen und damit unsere Erinnerungskultur weiter gestärkt.“ Das Unternehmen fördere ausdrücklich die Vielfalt von Meinungen und Lebenseinstellungen. Ausgrenzung und Hass seien aber keine Meinung. „In diesem Zusammenhang gilt für uns auch und gerade für Unternehmen die Pflicht zur Erinnerung an die Menschen, die Unrecht während der Zeit des Nationalsozialismus erfahren mussten.“

Bei der Verlegung anwesend war auch Johannes Finkelstein, Sohn von Berthold und Enkel von Hans Finkelstein: „Antisemitismus und Rassismus sind nicht verschwunden, ganz im Gegenteil, die Diskriminierung nimmt zu. Das Thema Ausgrenzung ist also aktueller denn je. Auch der Geschichtsrevisionismus, also der Wille, Geschichte bewusst umzudeuten oder vergessen zu machen, wächst. Diese Stolpersteine sind für mich und für uns als Familie neben den vielfältigen zukunftsgerichteten Aktivitäten der Finkelstein Stiftung ein weiterer wichtiger Ausdruck für eine lebendige Erinnerungskultur.“

An der Verlegung der Stolpersteine waren neben der Finkelstein-Stiftung auch die Stadt Krefeld und ihr NS-Dokumentationszentrum beteiligt.