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Bayer-Spende ans KlinikumBessere Sicht auf das heikle Organ

Lesezeit 2 Minuten

Interessant, besonders für Männer über 50. Jürgen Zumbé (links) und Werner Baumann am Prostata-Diagnosegerät.

Leverkusen – „Das ist wie Schiffe versenken.“ Daniel Porres ist sehr angetan von der neuen Möglichkeit, mit Prostatakrebs umzugehen. Der Chefarzt an der Urologischen Station des Klinikums erklärt am Donnerstag eine Methode, über die bisher nur ein Dutzend Krankenhäuser im Land verfügen. Bei der MRT-Fusionsbiopsie kommen zwei bildgebende Verfahren zusammen – und eröffnen Arzt und Patient neue Möglichkeiten.

Zum üblichen Ultraschall kommt eine Magnetresonanztomographie der Prostata. Weil das MRT ein viel exakteres, weil geschichtetes Bild des Organs zeigt, lässt sich auch besser behandeln. Der Arzt sieht genau, wo Gewebe entnommen werden muss. Er kann sozusagen Schiffe versenken, zielgenau arbeiten und dem Patienten manches Leid ersparen.

Kein Blindflug mehr am Ultraschall

Denn die Prostata ist ein medizinisch schwieriger Fall. „Bisher konnte man nicht sagen, wo der Tumor ist“, sagt Porres’ Kollege Jürgen Zumbé. Mit Ultraschall gehe man „eher blind“ vor. Das Problem gebe es sonst bei keinem Organ. Auch deshalb gehört Prostatakrebs zu den gefährlichsten Erkrankungen beim Mann. Jeder Zehnte, der Krebs bekommt, stirbt an einem Prostatakarzinom.

Mit der Fusionsbiopsie lasse sich auch ermitteln, ob überhaupt Prostatakrebs vorliegt. Das übliche Symptom – ein verdächtiger PSA-Wert – bedeute durchaus nicht, dass man erkrankt ist. Die MRT-Fusionsbiopsie habe eine „immens höhere Trefferquote“, berichtet Kai Peter Schuster. Der Arzt ist mit einem Kollegen der Spezialist im Klinikum für die neue Diagnostik.

Falsche Therapien vermeiden

Es habe sich gezeigt, dass zumindest in drei, vier Verdachtsfällen gar kein Prostatakrebs vorlag, sagt er mit Blick auf die rund 100 Patienten, die sich seit Ende vorigen Jahres haben untersuchen lassen.

Mit der herkömmlichen Ultraschall-Diagnose wären sie womöglich konventionell behandelt worden: Manchem wäre das Organ entnommen worden, andere hätten sich einer Strahlentherapie unterziehen müssen. Wenn das gar nicht nötig ist, kann der Krebs überwacht und lange im Zaum gehalten werden. Ein relativer Segen für den Erkrankten.

250.000 Euro Zuschuss vom Konzern

„Man kann Menschen vor fatalen Krankheitsverläufen bewahren“, sagt Werner Baumann. Bayers Vorstandschef ist ins Klinikum gekommen, weil es die supermoderne Diagnostik im städtischen Krankenhaus nicht gäbe, hätte der Konzern nicht eine Viertelmillion zugeschossen.

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An der Spitze der Entwicklung zu sein, das ist für den Pharma-Konzern immer reizvoll. Es ist nicht das erste Mal, dass das Krankenhaus am Firmensitz von einer großen Spende profitiert. Auch deshalb bezeichnet Chefarzt Zumbé die Visite des Bayer-Chefs als „nachbarschaftlichen, partnerschaftlichen, freundschaftlichen Besuch“. Baumann nimmt das erfreut zur Kenntnis. Für einen Stunde darf er sich auf etwas anderes konzentrieren als die Monsanto-Misere.