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KundgebungWarum in Leverkusen über Agent Orange gesprochen wird

Lesezeit 2 Minuten
Kundgebung der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ auf dem Rathaus-Vorplatz in Wiesdorf

Spontan hatte sich auch Keneth Dietrich (rechts) der Kundgebung der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ angeschlossen.

Die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ sieht den Konzern in der Verantwortung. An der Kaiser-Wilhelm-Allee gibt es eine andere Lesart.

Dow Chemicals und Monsanto werden immer wieder als die Hauptlieferanten des Pflanzenvernichters „Agent Orange“ genannt. Jenes Dioxin-verseuchten Mittels, das von den US-amerikanischen Streitkräften über Vietnam versprüht wurde und bis heute Opfer fordert: durch Missbildungen bei Neugeborenen. Der 10. August ist nicht nur in Vietnam „Orange Day“, an dem das Schicksal der Geschädigten im Blickpunkt steht. Auf den 10. August 1961 wird in dem Land der erste Einsatz des Entlaubungsmittels datiert.

Schon am Freitag machte in der Wiesdorfer City die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) das Pflanzengift zum Thema. Vor dem Rathaus entrollte die Initiative drei Transparente, Ratsmitglied Keneth Dietrich (Die Linke) schloss sich der Aktion spontan an: Die soeben von Stadtkämmerer Michael Molitor verhängte Haushaltssperre wegen eingebrochener Gewerbesteuer-Einnahmen zeige, wie wenig verlässlich auch der Bayer-Konzern sei.

Was „Agent Orange“ angeht, sieht die „Coordination“ Bayer in zweifacher Hinsicht in der Verantwortung: durch die Monsanto-Übernahme und das Kapitel Mobay. Das war von 1954 bis 1967 ein Joint-Venture von Monsanto und Bayer. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, zu den Lieferanten der Dioxin-verseuchteten Trichlorphenoxyessigsäure zu gehören, die für die Herstellung von Agent Orange verwendet wurde. Bayer bestreitet das allerdings. Und was Monsanto angeht: Das Unternehmen habe nur Anweisungen der US-Regierung befolgt. Diese habe die Spezifikationen des Entlaubungsmittels Agent Orange entwickelt und vorgegeben, wann, wo und wie es eingesetzt wird. Das ist Bayers Lesart.

CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann formuliert daher so: „Die Produzenten des Herbizides, das zur Waffe umgebaut wurde, schlugen aus dem Leid und dem Tod von Millionen Milliardenprofite. Ganz vorne mit dabei: Monsanto. Auch Bayer selbst mischte beim Chemical Warfare mit.“ Aus Sicht des Bayer-Kritikers ist es Zeit, „dass der Konzern sich der Verantwortung stellt, die er sich mit der Monsanto-Übernahme eingekauft hat“. Und deshalb sei der Konzernsitz Leverkusen auch ein passender Ort für den „Orange Day“.