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Bilanz für 2022Trotz Krise keine Kreditausfälle bei der Sparkasse Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf den Schriftzug „Sparkasse“ an der Hauptstelle in der City C.

Die Sparkasse ist recht gut durch das turbulente Jahr 2022 gekommen, zeigt die Bilanz.

Die größte Bank der Stadt spürt die Krise. Dennoch zeigt sich Vorstandschef Markus Grawe zufrieden mit dem Geschäftsgang.

„Krise ist das neue Normal.“ So beschreibt Markus Grawe das vergangene Jahr. Der Vorstandschef der Sparkasse ist angesichts der enormen Verwerfungen, die es nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auch im Finanzsektor gegeben hat, sehr zufrieden. Zwar ist das Geschäft mit neuen Krediten im Vergleich zu 2021 ziemlich deutlich geschrumpft: Nur noch 520 Millionen Euro wurden neu ausgeliehen, 216 Millionen weniger als im Jahr davor. Aber das sei mit Blick auf die großen Unsicherheiten noch sehr beachtlich. Unternehmenskredite sind um 27 Millionen Euro geschrumpft, Privatkredite indes um 197 Millionen. Allerdings gab es auch keine Sondereffekte mehr wie Corona-Hilfspakete oder Hochwasser-Kredite. Insgesamt zeige sich aber: Die Menschen sind vorsichtig geworden.

Markus Grawe, Vorstandschef der Sparkasse Leverkusen, steht an einem roten Sparschwein.

Vorstandschef Markus Grawe verspricht: Das Filialnetz der Sparkasse bleibt.

Woran das liegt, erklärt Grawe auch: Der für Darlehen maßgebliche Immobiliensektor leide unter den stark steigenden Baupreisen, den nach wie vor hohen Preisen und den steigenden Belastungen für Häuslebauer und -käufer: „Der Zins ist über Nacht zurückgekommen.“ Deshalb sei das Geschäft mit Immobiliendarlehen nach einem starken ersten Quartal eingebrochen. Natürlich: Wenn – wie jetzt – der Darlehenszins von knapp einem auf gut drei Prozent steigt, bedeute das für den Kreditnehmer in etwa „die doppelte Belastung“.

Kreditsumme wird größer

Insgesamt verzeichnet Leverkusens größte Bank aber ein Plus von gut fünf Prozent bei den Krediten; die Summe beläuft sich auf rund 3,6 Milliarden Euro. Davon sind gut 2,1 Milliarden an Unternehmen verliehen, fast 1,5 Milliarden an Privatkunden. Glücklich ist der Bank-Vorstand darüber, „dass wir auch in diesem schwierigen Jahr keine Kreditausfälle hatten“.

Auch bei den Einlagen gebe es keine Delle, heißt es am Donnerstag in der Wiesdorfer Hauptstelle. Im Gegenteil: 3,3 Milliarden Euro bedeuten ein Plus von rund vier Prozent. Das Wertpapiergeschäft ist trotzdem deutlich kleiner geworden. Der Umsatz lag 2021 noch bei 510, im vorigen Jahr aber nur noch bei 369 Millionen Euro. Auch das sei natürlich der allgemeinen Unsicherheit geschuldet, sagt Grawe. „2022 musste man die Nerven behalten“ – auch als Anleger.

Der Reingewinn bleibt bei 2,3 Millionen

Insgesamt mündet das in einem Ergebnis, das die Sparkasse auf dem Stand des Vorjahres hält: 2,3 Millionen Euro. Welcher Anteil davon an die Stadtkasse ausgeschüttet wird, muss sich zeigen: Der teils von Politikern besetzte Verwaltungsrat wird dem Stadtrat einen Vorschlag machen, der unter normalen Umständen angenommen wird. Voriges Jahr floss eine Million in die Stadtkasse.

Dem erneuten Kahlschlag im Filialnetz soll kein weiterer folgen, verspricht Grawe. Mit nun noch sechs Filialen sei man gut aufgestellt, „und dabei bleibt es auch“. Das digitale Bankgeschäft werde immer größer; inzwischen nutzten 75.000 Kundinnen und Kunden das Angebot im Netz. Das sind 71 Prozent. Den Eindruck, dass auch wegen der Corona-Pandemie viel weniger bar bezahlt wird, kann man bei der Sparkasse bestätigen: 800.000 Vorgänge wurden registriert, das sind doppelt so viele wie im Jahr davor. Kartenzahlung: Auch das ist „das neue Normal“.


496 Männer und Frauen arbeiten bei der Sparkasse Leverkusen. Es könnten mehr sein, „wir suchen Personal“, sagt Vorstandschef Markus Grawe. Frauen überwiegen leicht in der Gesamtbelegschaft, aber nicht in der Führungsebene. Allerdings liege der Anteil mit 38 Prozent über dem Schnitt des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands. Leitende Positionen würden längst auch geteilt, um vor allem Frauen mehr Optionen zu geben, sagt Grawe. Man könne es sich auch gar nicht leisten, auf Personal zu verzichten, nur weil keine Vollzeit-Stelle passe.

Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber gehe allein schon aus demographischen Gründen zurück, berichtet der Vorstand der Sparkasse. Für die 14 Ausbildungsstellen, die jedes Jahr ausgeschrieben werden, interessierten sich im Schnitt noch rund 120 junge Leute. Dass die Note in Mathematik ausschlaggebend sei für eine Banklehre, stimme längst nicht mehr, so Grawe: „Das Rechnen erledigen bei uns die Computer.“