BMX-Weltmeister im PortraitPeter Jandt will mehr Rampen nach Leverkusen bringen
- Leverkusener Peter Jandt möchte Skateparks in der Stadt und der Region verbessern
- Er blickt auf eine erfolgreiche Karriere als BMXer zurück – 1991 war er Weltmeister
- Ein Portrait über einen Sport-Pionier mit Erfolgen und Visionen
Leverkusen – „Es ist eigentlich wie beim Eiskunstlaufen“, sagt Peter Jandt und meint damit den Sport, der sein Leben prägte. „Man fährt eine Kür von so ungefähr eineinhalb Minuten und zeigt alles, was man kann.“ Nur, dass sich sein Sport nicht auf dem Eis bewegt. Oder auf Kufen. Oder olympisch ist. Die Leidenschaft, der der 50-Jährige verfallen ist, ist BMX. BMX ist eine Abkürzung für Bicycle Motocross, das X steht im englischen Sprachgebrauch für „cross“, also durchkreuzen.
Seit er zwölf Jahre alt war, übte Jandt ständig, immer und überall. Tricks, alte wie neue, riskante Kombinationen, Rennen durchs Gelände. Und Jandt war gut – sehr gut sogar. Vierter bei den Weltmeisterschaften des noch jungen Sports 1990. Dritter 1991. Und im Team sogar noch besser – mit zwei Kollegen wurde er 1991 Weltmeister im BMX-Freestyle. Zu diesem Zeitpunkt fuhr er seit neun Jahren.
Aus Baustellen bedient
Unter der Stelzenbrücke übte er jeden Tag, richtige Rampen gab es kaum, Trainer und Unterricht schon mal gar nicht. „Ich bin nach der Schule immer direkt aufs Rad“, sagt Jandt. Die Trainingsplätze bauten sie selbst. Sicherheit war kaum einen zweiten Gedanken wert. „Wir haben uns an Baustellen bedient“, so der Hitdorfer, „Holz mitgenommen und zusammengebaut, was wir eben so brauchten.“
Peter Jandt ist gelernter Industriemechaniker. Nach seiner Lehre arbeitete er aber nur ein Jahr in dem Beruf. Denn seine andere Karriere bot viel mehr Möglichkeiten. Schon während der Lehrzeit verdiente er teilweise durch die Wochenendauftritte, als sein Lehrgehalt ihm im Monat bot. Jandt fuhr Wettbewerbe, aber vor allem auch Shows, zeigte seine Tricks und waghalsigen Stunts vor einem Publikum, das gerade begann, sich für BMX, Breakdancer und die anderen, sogenannten urbanen Sportarten und Kunstrichtungen zu interessieren.
Aus Trend wurde Popkultur
Wie so oft begann der Trend schon früher – in den USA. Tony Hawk, Skater-Legende, gründete Anfang der 90er seine Firma Birdhouse für den Vertrieb von Skateboards, 1995 fanden die ersten X-Games statt, 1999 gelang Hawk sein spektakulärer Trick, bei dem er sich zweieinhalb mal mit seinem Board in der Luft drehte – der sogenannte 900°. Skater, BMXer, Graffiti-Künstler bekamen ihren festen Platz in der Popkultur.
Und Peter Jandt, der Teamweltmeister von 1991 konnte sich seinen Lebensunterhalt mit seiner Leidenschaft finanzieren. 1994 machte er sie zu seinem Hauptberuf. Mit seinem Team gründete er eine Agentur. Das „Team Promotion“, vorher schon Jandts Teamname, vermittelte Auftritte, Gigs und Aufträge BMXer, Breakdancer, Sprayer. Leute wie Jandt selbst eben.
Bis 2004 wuchs die Agentur mit 25 Mitarbeitern stetig an. In seinem Betrieb bildeten sie zum Veranstaltungskaufmann aus. Die Aufträge und Repräsentationen mehrten sich, eine zweite Agentur kam dazu. Jandt und seine Partner richteten Wettbewerbe und Touren in ganz Europa aus. „Spielbetrieb“, so der Name der Agentur für Livekommunikation, veranstaltete unter anderem die BMX Masters, ein Extremsportevent mit unzähligen Fans.
Sohn Ben teilt die Leidenschaft
Mittlerweile fährt Jandt keine Tricks mehr. „Ach, ich bin 50. Irgendwann geht’s halt nicht mehr“, winkt er ab. Im Skatepark ist er trotzdem regelmäßig. Denn sein Sohn Ben teilt die Leidenschaft seines Vaters – fast. Sein Zweirad der Wahl ist nicht das BMX-Rad, sondern ein Stuntscooter, also eine Art Roller. Jandt stört das nicht. „Ich bin froh, dass wir zusammen in den Park fahren können“, sagt er. Seine Tochter, Bens Zwillingsschwester Zoe, geht mit Jandts Frau reiten. Die Hobby-Betreuung ist also klar verteilt.
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Die Begeisterung seines Sohnes gab auch Ausschlag für Jandts neueste Karriere-Entscheidung. 2014 verkaufte er seine Agentur-Anteile und gründete Localpark. Eine Beratungsfirma, die sich – natürlich – auf BMX spezialisiert. Allerdings mit einem sehr konkreten Anliegen: Skateparks besser zu machen. Zwar würden in den letzten Jahren mehr Parks und Anlagen gebaut als in seinen Anfangszeiten, sagt Jandt, aber die Städte und Gemeinden wie auch einige private Betreiber wüssten einfach nicht, was die Szene braucht und will. „Es findet einfach kein Gespräch statt. Viele Hersteller sehen schick aus, bauen aber nicht optimal.“
Noch keine Angebote in Leverkusen
Damit sein Sohn, genauso wie alle anderen Skater in Leverkusen, nicht „die rostigen Nägel mit Steinen wieder in die Rampen hauen muss“, will Jandt mit Localpark Städte und Gemeinden sowohl beim Bau als auch bei der Instandhaltung beraten. Ein Angebot, auf das die Stadt Leverkusen bisher noch nicht einging.
Dabei hat Localpark durchaus Referenzen. Die Wuppertaler Skatehalle „Wicked Woods“, beliebte Anlaufstelle in der Szene, wurde bereits einige Male nach Jandts Vorschlägen renoviert und umgebaut. „In Leverkusen ist die Szene recht klein“, so Jandt. Es mangelt an Angeboten.
Geld aus einem Fond
Der Park unter der A1 sei dem modernen Sport längst nicht mehr angemessen. Die Rampe in Hitdorf, die im Sommer neu eröffnete, sei zwar jetzt den Sicherheitsanforderungen entsprechend, aber klein und kaum zum ernsthaften Trainieren geeignet. Beauftragt wurde Localpark für den Umbau vom Stadtteilmanager Hitdorf.
Es konnte auf einen kleinen Fond aus Landesmitteln zurückgegriffen werden, eine Spende von einem Hitdorfer Verein floss ebenfalls in das Projekt. 5000 Euro kostete der Umbau. „Leverkusen braucht einfach viel viel mehr.“ Reich wolle er nicht werden mit Localpark, sagt Peter Jandt. Aber was heißt das schon für einen Mann mit Leidenschaft.