1944 legte einen Bombenangriff Opladen in Trümmer.
Ziel des Angriffs war das kriegslogistisch relevante Reichsbahnausbesserungswerk (RAW),
Ein neuer Gedenkstein soll die Erinnerungen an die Gräuel des Krieges bewahren.
Leverkusen – Toni Blankerts war sieben Jahre alt, als es 1944 über Opladen Bomben regnete. „Damals war es genauso kalt wie heute“, erinnert sich der 82-Jährige – und betrachtet in der Neuen Bahnstadt das Denkmal, das ab sofort an den Bombenangriff gemahnt.
Er erzählt weiter: „Ich habe den Angriff im Hochbunker in der Karlstraße miterlebt. Es hat danach noch geschneit. Die Trümmer lagen alle unter dem Schnee.“ 20 Minuten dauerten die Bombardements britischer und kanadischer Flugzeuge in den Morgenstunden des 28. Dezember.
Das Bahnwerk als Ziel
Ziel des Angriffs war das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW), später als Bahnausbesserungswerk bekannt, das während beider Weltkriege der Kriegslogistik diente. Ein offizielles Kriegstagebuch der Luftabwehr listet 234 Opfer und enthält Berichte über beschädigte oder zerstörte Krankenhäusern, Kirchen und Schulen. Anfang der 1940er Jahre wurden viele Arbeiter für den Kriegsdienst eingezogen, sodass im RAW ein Personalmangel entstand, der durch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter wieder ausgeglichen werden sollte. Zugang zu den Schutzräumen hatte jedoch nur das deutsche Personal.
So kam es, dass sich unter den Gefallenen 85 russische Kriegsgefangene befanden, denen der Zugang zu den sicheren Räumen verwehrt worden war. Auch ihnen gilt die Inschrift auf dem Stein. Leverkusens ehemaliger Oberbürgermeister Paul Hebbel fasst bei dessen Einweihung zusammen: „Das Denkmal ist den Anwohnern, den Zwangsarbeitern und den Opfern von Krieg und Gewalt gewidmet.“ Heute herrsche weitgehend Frieden in Europa, selbstverständlich sei der allerdings nicht: „Er muss ständig neu erarbeitet werden“.
Denkmalstein von 1935
Bereits 1935 war auf dem Gelände ein Denkmalstein errichtet worden – als Erinnerung an die gefallenen Mitglieder des Eisenbahnervereins „Germania“. Der stand seinerzeit vor dem Eingang des Ausbesserungswerks. Nun hat er mit der neuen Inschrift „Den Opfern von Krieg und Gewalt. 1914 – 1918. 1939 – 1945.“ seinen neuen Platz vor dem Magazin gefunden.
Toni Blankerts ist letztlich einer der Wenigen, die ihre Erinnerungen an die Ereignisse noch mit der Nachwelt teilen können. Kurz vor den Angriffen sei von vorausfliegenden Flugzeugen mit Leuchtmunition dreiecksförmig in der Luft markiert worden, wo die Bomben abgeworfen werden sollten, sagt er. „Christbäume“ habe man diese Markierungen genannt. Eine nette Beschreibung für eine schreckliche Tat.
„Weil es an dem Tag, als die Bomben Opladen trafen, sehr windig war, wurden die Markierungen allerdings verweht und waren nicht mehr eindeutig sichtbar“, sagt Blankerts. Daher seien die Bomben auch auf andere Teile Opladens und auf angrenzende Stadtteile niedergegangen und hätten nicht nur das RAW getroffen. Und: Nur wenige Monate später, kurz vor der Kapitulation der deutschen Wehrmacht, kam es zu einem weiteren Bombenangriff auf Opladen. Der Betrieb des RAW wurde daraufhin eingestellt.
Erinnerungskultur erhalten
„Man kann nicht oft genug an die Gräueltaten von damals erinnern. Die Erinnerungen müssen wachgehalten werden. Ich verstehe nicht, wie bestimmte Gruppierungen fast noch verherrlichen, was damals passiert ist“, sagt Blankerts. Um die Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten, habe sich der Verkehrs- und Verschönerungsverein Opladen, dessen Vorstandsvorsitzender er ist, „gerne“ an dem Denkmalprojekt beteiligt. „Hier in der Bahnstadt entstehen Stadt und Zukunft. All das strahlt Optimismus aus. Der Gedenkstein soll aber auch Erinnerungen bewahren“, sagt Hebbel.
Vera Rottes, die Geschäftsführerin der Bahnstadt, erklärt zudem: „Das Neue soll mit dem Alten lebendig bleiben.“ Und präsentiert den Plan des ergänzend zum Denkmal konzipierten historischen Rundwegs, der zukünftig durch die Bahnstadt führt. Er hat zwölf Stationen. Und an jeder davon erinnert eine Stele mit Texten und alten Fotografien an die bedeutungsvolle Geschichte dieses Ortes.