Leverkusen – „Leverkusen geht uns am Arsch vorbei“, stellt der Bundesvorsitzende der Partei namens „Die Partei“, Martin Sonneborn, beim Halt seiner Wahlkampftour am Samstag am Wiesdorfer Platz klar. Mit dabei: Direktkandidatin Frauke Petzold, die für Leverkusen in den Bundestag einziehen will.
Zwei Lieferwagen mit der Aufschrift „Turbopolitik“, aus denen das Lied „Ein Affe und ein Pferd“ von K.I.Z. dröhnt, sorgen direkt bei der Ankunft von Sonneborn zwischen den anderen Wahlkampfständen für mächtig Aufmerksamkeit. Es sei eine Ehre, dass er überhaupt hier sei, denn Ziele für die Stadt habe er keine, sagt er.
Aber wenn er eins vorhabe, dann einen Tunnel unter ihr drunter durch zu errichten, um nie wieder durchfahren müsse. „Ich bin nur da, um die vorhandene Restintelligenz zu beeindrucken“, so der Vorsitzende der „Partei“, „dann fahre ich weiter in richtige Städte“.
Die Inhalte und Slogans der „Partei“ sollen provozieren und aufrütteln, sorgen aber auch für Ärger, wie jüngst der Wahlkampfspruch „Nazis töten“, den Teile der CDU für missverständlich hielten. Weiterhin fordert „Die Partei“ eine „Abfuckprämie für SUV“ und „Klimadiktatur jetzt“.Passantinnen und Passanten regieren teils irritiert auf die Anhänger der Satirepartei in Wiesdorf mit ihren blauen Hemden und roten Krawatten.
„Ich verstehe nicht, was Sie hier vorhaben“, wundert sich ein Bürger. Martin Sonneborn, der auch im Europaparlament sitzt, erklärt dem Passanten seinen Besuch folgendermaßen: „Es ist so: Am 26. September veranstalten wir, »Die Partei«, eine Bundestagswahl. Aus sportlichen Gründen haben wir Versagerparteien mit auf die Stimmzettel drucken lassen.“
Er folgert: „Wenn ich Sie wäre, würde ich »Die Partei« wählen, die einzige Partei, die auch nach der Wahl hundertprozentig in der Opposition sein wird. Am 27. September, werden wir Corona dann beenden. Ehrenwort.“
Die Leverkusener Direktkandidatin Frauke Petzold plant beim Wahlsieg den Einzug ins Schloss Morsbroich – vorher würde dieses jedoch grau gestrichen werden. Sie lockt Wählerinnen und Wähler damit, die Umweltverschmutzung durch den Verkehr abzuschaffen: „Rathenaustraße, Bismarckstraße, das kommt alles weg. Wir bauen eine Achterbahnstrecke bis nach Köln-Mülheim – natürlich und alles betrieben mit Ökostrom.“
Ferner sehe sie Nachbesserungsbedarf bei der Pommesabdeckung von Leverkusen: „Es kann doch nicht sein, dass mir nur Fastfoodketten bleiben, wenn ich nachts Pommes haben möchte.“
Am Wahlkampfstand gibt es außerdem das Spiel „Rußflockenwerfen“, bei denen unterschiedlich schwere, schwarze Tütchen schnell in ein Ziel geworfen werden müssen. Den Inhalt der Tütchen darf der Spieler behalten. „Das ist wie bei Currenta, man weiß nicht was drin ist“, erklärt Malte Kemp, Mitglied bei „Die Partei“. „Zum Glück war es nur Leverkusen, was da getroffen wurde“, gibt sich Sonneborn erleichtert.
AfD-Stand umzingelt
Auf einmal herrscht Aufbruchstimmung und die beiden großen Transporter setzen sich in Bewegung. Sie fahren aber nicht wieder weg, sondern parken nochmal um, um dann kistenweise „Sonnebräu“ – das Bier von Sonneborn, das für eine Bierpreisbremse wirbt – auszuladen. Eine Menschenkette der „Partei“-Mitglieder laden Flasche für Flasche in Zeitlupe aus, Sonneborn signiert jede Flasche mit Widmung. Die Folge: Der benachbarte Wahlkampfstand der AfD ist auf einmal von den Transportern umzingelt, an ihn ist kein Herankommen mehr.
Einige ältere Herren hinter den Fahrzeugen echauffieren sich daraufhin lautstark, wenig später ist die Polizei da. Vom AfD-Stand guckt nur noch die blaue Pavillonspitze oben heraus, sonst ist er komplett abgeschirmt.
Auch wenn Petzold darauf beharrt, dass die Genehmigung das Parkmanöver hergebe, appelliert die Polizei: „Gas zu geben“, um das friedliche Miteinander zu fördern. „Wir haben hier noch 14 Kisten“, ruft jemand vom Kofferraum. Minuten später, ist der AfD-Stand abgebaut. Das muss also die „Turbopolitik“ sein.