Siegmar Heß will das Bundestagsmandat des Wahlkreises Leverkusen/Köln IV für die CDU holen.
BundestagswahlSiegmar Heß will Aufbruchstimmung für die CDU in Leverkusen nutzen

CDU-Kandidat Siegmar Heß in der „Wacht am Rhein“.
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Der Tag ist für einen Besuch in der „Wacht am Rhein“ denkbar ungünstig. Es ist so nebelig wie selten, der feuchte, graue Dunst über dem Strom entzieht die vorüberziehenden Frachter komplett dem Blick des Betrachters. Dass draußen vor den großen Glasfenstern der Rhein entlangfließt, kann der Besucher des Lokals am Wiesdorfer Rheinufer allenfalls erahnen. Auch die Rheinbrücke hat der Nebel vollständig verschluckt.
Siegmar Heß kennt diesen Abschnitt des Rheinufers von Ausflügen. Der 58-jährige Kölner ist Direktkandidat der CDU für den Wahlkreis Leverkusen/Köln IV. Er will Karl Lauterbach das Mandat des Wahlkreises abjagen, das dieser bereits fünf Mal gewonnen hat. Und Heß sieht dafür gute Chancen, denn er sieht eine Aufbruchstimmung zugunsten der CDU, ähnlich der, die zu Beginn der Kanzlerschaft von Helmut Kohl herrschte.
Leverkusener Kandidat leitet Axa-Rechtsabteilung
„Damals wie heute waren viele Leute unzufrieden mit der SPD-geführten Regierung“, so Heß im Gespräch. Und er sieht weitere Parallelen zum Beginn der 80er-Jahre. „Damals gab es zwei Themen: die Nato-Nachrüstung und die wirtschaftliche Krise. Auch heute wird die außenpolitische Lage immer schwieriger und wir stecken in einer Wirtschaftskrise. Wir verlieren Arbeitsplätze in der Industrie. Wir brauchen aber eine starke Industrie.“
Wenn er für seine Partei in den Bundestag kommt, will sich der gebürtige Wermelskirchener, der in Remscheid aufwuchs, deshalb dafür einsetzen, dass über geringere Netzentgelte die Kosten der Unternehmen für Energie sinken und sich für den Abbau von Bürokratie einsetzen. Außerdem ist er dafür, auch Rentnerinnen und Rentnern freiwilliges längeres Arbeiten zu ermöglichen, auch und gerade in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
Wir wollen, dass Rentnerinnen und Rentner bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei dazuverdienen können.
Der Leiter einer Rechtsabteilung beim Kölner Axa-Versicherungskonzern nennt dazu ein Beispiel aus einer beruflichen Praxis. Er habe als Ersatz für eine junge Kollegin, die in Elternzeit ging, einen 68-Jährigen eingestellt, der bis zur Rente im Versicherungswesen gearbeitet hatte. Halbtags sei dieser Mann jetzt seit einem Jahr im Einsatz und leiste sehr gute Arbeit. Heß: „Es wäre doch gut, wenn er das Gehalt für diese Arbeit steuerfrei bekommen könnte. Wir wollen, dass Rentnerinnen und Rentner bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei dazuverdienen können.“
Wenn einer gesund ist und Bürgergeld bezieht, warum soll er dann nicht in den Kommunen einfache Arbeiten verrichten?
Beim Stichwort Arbeit ist Heß auch für die – verfassungsrechtlich zumindest umstrittene – Arbeitspflicht für Bürgergeldbezieher. „Wenn einer gesund ist und Bürgergeld bezieht, warum soll er dann nicht in den Kommunen einfache Arbeiten verrichten?“, fragt er. Den strukturellen Arbeitskräftemangel in vielen Branchen will Heß über die gezielte Anwerbung von ausländischen Fachkräften lindern. „Das soll nicht heißen: Wir nehmen in Deutschland keine Flüchtlinge mehr auf, die zum Beispiel vor Krieg fliehen. Das unterscheidet uns von der AfD. Aber wir wollen auch über die Flüchtlingszuwanderung wieder die Kontrolle.“ Denn die Kommunen seien aktuell überfordert mit der Zahl an Flüchtlingen, etwa wenn es um Kita- und Schulplätze für minderjährige Geflüchtete gehe.
Seinen eigenen Arbeitsplatz sieht Heß in diesen Wochen nicht. Er hat sich von seinem Arbeitgeber für den Bundestagswahlkampf zwei Monate lang freistellen lassen. Heß, der in Köln-Nippes wohnt, berichtet von positiven Erlebnissen beim Haustürwahlkampf. „Auch wenn die Leute politisch vielleicht gar nicht einer Meinung mit mir sind, wird das sehr positiv aufgenommen, dass da jemand an die Tür kommt und mit ihnen ins Gespräch kommen will.“
Wieso treffen wir uns in der „Wacht am Rhein“?
Mir gefällt es hier sehr gut, weil man, wenn es nicht neblig ist wie heute, einen schönen Blick auf den Rhein hat. Auch der Blick auf die Rheinbrücke ist eindrucksvoll. Man merkt, dass man im Zentrum Westdeutschlands und Europas ist.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Leverkusen?
Leverkusen ist eine Industriestadt mit hart arbeitenden, bodenständigen Menschen, die die rheinische Lebensart pflegen, eine Stadt mit einem starken Vereinsleben, die sich nicht hinter der großen Nachbarstadt verstecken muss.
Was nervt Sie an Leverkusen?
Es gibt hier zu viel Beton durch die vielen Autobahnen. Wenn man sich unter die Stelzenautobahn stellt, sieht das beängstigend aus. Eines meiner Themen ist deshalb, mich für den Ausbau der A1 als Tunnel einzusetzen. Ein oberirdischer Ausbau würde noch mehr Lärm und noch mehr Feinstaubbelastung für die Menschen bedeuten.
Was muss sich in den kommenden vier Jahren ändern?
Wir müssen die Wirtschaft wieder in Gang bringen und so die Industriearbeitsplätze in Leverkusen und Köln sichern. Wenn es der Wirtschaft besser geht, geht es auch der Stadt besser, weil sie dann höhere Einnahmen hat, die sie im sozialen Bereich, für das Kulturleben und auch die Sicherheit auf den Straßen einsetzen kann.
Was ist Ihr Herzensthema?
Mein Herzensthema ist die äußere und innere Sicherheit. Wir werden in den nächsten Jahren mehr Geld in die Landesverteidigung investieren müssen. Das kostet viel Geld, dass wir nicht über Schulden finanzieren können. Auch bei der inneren Sicherheit gibt es viel zu tun, weil es nicht mehr so sicher ist auf unseren Straßen. Es gibt Straßen und Plätze, auf die sich Frauen abends nicht mehr trauen. Da war das Cannabiskonsumgesetz auch nicht gerade hilfreich, weil es das Geschäft der Dealer vorangebracht hat, die ihre Vertriebsgebiete mit brutalsten Mitteln verteidigen. Wir wollen den legalen Cannabiskonsum deshalb wieder abschaffen.