Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

BesuchNRW-Schulministerin lässt sich interreligiösen Unterricht in Burscheid zeigen

Lesezeit 3 Minuten
Frauen mit Kindern.

Schulministerin Dorothee Feller (r) besucht die Johannes-Löh-Gesamtschule von Schulleiterin Angelika Büscher (l) und wird von den Miniköchen begrüßt

Die Johannes-Löh-Gesamtschule widmet sich in einem religionsübergreifenden Projekt dem Thema „Fasten“.

Eine Schule in kirchlicher Trägerschaft mit dem Schwerpunkt interreligiöse Bildung – wie passt das zusammen? „Unsere Schule wird zwar von der evangelischen Landeskirche getragen, aber unser Einzugsgebiet hier in Burscheid ist multikulturell“, erklärt Schulleiterin Angelika Büscher. Da habe es sich sehr gut ergeben, dass just im Jahr der Schulgründung 2014 islamischer Religionsunterricht als ordentliches Schulfach anerkannt wurde. „Da haben wir uns gedacht: Da müssen wir etwas draus machen“, sagt die Schulleiterin. Miteinander reden, statt übereinander reden, ist das Motto. 

Das wollte sich NRW-Schulministerin Dorothee Feller genauer anschauen und ist am Donnerstag auf den Burscheider Schulberg gereist. Begrüßt wurde sie von den „Miniköchen“ mit Gemüsespießen und Fruchtcocktail. Die Schule ist Teil des Projekts „Europa-Miniköche“, in dem die Kinder spielerisch die Freude am Kochen und einer guten Ernährung erlernen sollen. Freude am Servieren für Ministerin, Bürgermeister und Co. hatten sie in jedem Fall.

Um Essen geht es auch im interkulturellen Projekt der Schule, das unter dem Motto „Fasten“ steht. Das Besondere: Für die über mehrere Wochen angelegte Projektarbeit werden die Siebtklässler aus dem katholischen, evangelischen und islamischen Religionsunterricht gemischt. Fünf Klassenräume wurden dafür in Projekträume umgewandelt, die jeder Schüler und jede Schülerin in den gemischten Gruppen durchläuft. Zwischendurch werden die Ergebnisse in den Stammgruppen – also mit der jeweiligen Religionslehrerin – besprochen.  

Ministerin mit Schülerinnen

Schulministerin Dorothee Feller lässt sich von Schülerinnen das Unterrichtsmaterial zeigen

„Ich habe vieles über das Fasten im Islam gelernt, von dem ich noch nie gehört hatte“, sagt etwa Luisa, die selbst evangelisch ist. Eine Erfahrung, die Selen Ünlüasik häufig macht: „Wir sprechen viel darüber, was in den Religionen unterschiedlich ist, aber am Ende stellen wir fest, dass es viel mehr Gemeinsamkeiten gibt, als man vorher dachte.“

Ünlüasik unterrichtet seit November islamische Religion in Burscheid. Warum hat sie sich für dieses Fach entschieden? „Ich bin selbst Muslimin, und bei mir an der Schule gab es das damals nicht. Mir hat eine Bezugsperson gefehlt und genau das möchte ich hier für die muslimischen Schüler sein.“ Als weltoffene, junge Lehrerin, die unabhängig von einer Gemeinde ist, empfindet sie das interreligiöse Projekt als eine gute Möglichkeit, Klischees und Vorurteile zu überwinden.

Im Fastenprojekt geht es nicht nur um Ursprung, Bedeutung und Rituale des religiösen Fastens, auch Themen wie gesunde Ernährung, Magersucht oder bewusste Konzentration auf den Genuss von Lebensmitteln – etwa am Beispiel einer einzelnen Weintraube – werden thematisiert. „Das ist ein sehr spannendes Projekt“, urteilt die Schulministerin, die sich auch immer wieder Zeit nimmt, in den Klassenzimmern mit den Schülerinnen und Schülern zu sprechen. „Sie haben mir gesagt, dass sie schon viel über die Religionen ihrer Mitschüler gelernt haben, was sie früher nicht wussten.“