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Corona in LeverkusenBayer-Kultur streicht Veranstaltungen – Auswirkung auf Jazztage?

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Bei den Jazztagen im kommenden Herbst soll unter anderem der US-Sänger Gregory Porter (rechts) wieder auftreten – wenn er denn darf.

Leverkusen – Das Coronavirus führt aktuell zu zahlreichen Absagen von Veranstaltungen. Betroffen sind davon auch Kulturanbieter in Leverkusen.

Am Mittwoch meldete Kerstin Heber, Sprecherin der Bayer-Kultur, dass zunächst bis zum 19. April keine Konzerte, Theateraufführungen oder Ähnliches mehr im Erholungshaus stattfinden würden. Damit reagiere das Unternehmen auf den Erlass der NRW-Landesregierung an die Kommunen: Dieser besagt, dass Veranstaltungen mit 1000 oder mehr Besuchern grundsätzlich abzusagen seien. Bei kleineren Veranstaltungen – so wie denen der Bayer-Kultur – sei eine Einschätzung der örtlichen Behörden und Anbieter erforderlich. Und Bayer reagierte umgehend: „Das Gemeinwohl und die Gesundheit unseres Publikums sowie die der Künstlerinnen und Künstler liegt uns am Herzen“, sagt Thomas Helfrich, Chef der Kulturabteilung.

Noch keine Absage im Scala

Noch nicht betroffen von der Entwicklung ist zwar Fabian Stiens. Er betreibt das Opladener Scala, in dem beinahe täglich Konzerte und Auftritte nationaler wie internationaler Musiker und Comedians vor bis zu 300 Besuchern stattfinden. Stiens sagt: „Bislang hat noch kein Künstler abgesagt. Und unsere Veranstaltungen beispielsweise am vergangenen Wochenende waren allesamt ausverkauft und entsprechend besucht.“

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Indes: Er erhalte durchaus vermehrt Nachrichten von Besuchern, die Tickets für das Scala erworben hätten und nun fragten, ob sie diese zurückgeben könnten. „Und natürlich sprechen wir mit den Menschen.“ Er berichtet zum Beispiel vom Fall eines Mannes, der Chemotherapie-Patient – und somit der Corona-Risikogruppe angehörig – sei und eine bereits gekaufte Konzertkarte habe umtauschen wollen. „Und das haben wir natürlich gemacht“, sagt Stiens. Es gebe intern auch schon „Worst-Case-Regelungen“ mit dem einen oder anderen Künstler, falls Auftritte entfallen sollten. Diese würden dann auf einen späteren Termin verschoben.

Kommt Jamie Cullum?

Weitere Berührungspunkte, die Stiens nun Probleme bereiten könnten: Im Mai soll der englische Superstar Jamie Cullum im Rahmen des Jazztage-Jubiläums, das im vergangenen Jahr mit der 40. Ausgabe des Festivals gefeiert worden war, im Forum auftreten. Sollte die derzeitige Regelung bestehen bleiben, müsste dieser Auftritt ausfallen – in den Terrassensaal passen knapp 2000 Zuschauer. Und: Im kommenden Herbst ist der US-Sänger Gregory Porter bereits als Künstler für die 41. Jazztage gebucht. „Und er hat seine aktuelle Tour hierzulande gerade abgesagt“, sagt Stiens. Insofern werden auch für ihn die kommenden Wochen turbulent.

Viel „Wischi-Waschi“

Derzeit sagt er: „Ich mache erst einmal weiter.“ Er werde nicht von sich aus Veranstaltungen absagen, denn dann könnten Künstler Regressforderungen stellen . „So wie es nun auch bei der Lit.Cologne der Fall ist.“ Sollte aber eine offizielle Regelung kommen, eine behördliche Anordnung, dann wäre das etwas Anderes. „Aber dann müsste die auch für alle gelten.“ Sprich: Dann müssten neben Clubs und Konzerthallen auch Restaurants, Kinos, Bibliotheken, Sportstätten aller Art und Schulen zugemacht werden. „Und zwar nicht nur in Leverkusen, sondern auch in den umliegenden Kommunen. Wir sitzen alle in einem Boot.“ Die bisherige Linie der Politik sei ihm für eine Entscheidung noch zu inkonsequent. Er sehe da „viel Wischi-Waschi“. Wie er als Privatunternehmer am Ende dastehe, könne er noch nicht absehen. „Ich weiß nicht, ob ich, wenn es hart auf hart kommt, pleite gehen werde. Ich weiß nur: Es wird weh tun, wenn es so weitergeht.“

Chorkonzert abgesagt

Eine weitere Veranstaltung, die in Leverkusen mittlerweile abgesagt wurde, ist das für den 28. März geplante Frühlingskonzert des Türkischen Gesangsvereins Leverkusen sowie zahlreichen Gastchören im Forum – auf Betreiben des Vereins hin. Nach Aussage der zweiten Vorsitzenden Bärbel Cramer-Ihrac bemühe man sich derzeit mit der das Forum betreibenden „Kultur-Stadt-Lev“ (KSL) um einen Ersatztermin. Geklärt werde müsse aber auch die Frage, ob der Verein, der den großen Saal des Forums angemietet hatte hatte und mit 970 Gästen sowie über 100 Mitwirkenden Menschen gefüllt hätte, nun regresspflichtig gegenüber der KSL sei.