Im März 2023 hat unsere Autorin den erfolgreichen Darts-Spieler Alexander Steinmetz getroffen.
Vize-Weltmeister aus SchlebuschWie ein Schüler aus Leverkusen die Darts-Welt erobert
Großer Erfolg für Alexander Steinmetz: Der Dartspieler aus Leverkusen gewann beim WDF World Cup im dänischen Esbjerg zusammen mit seinem Spielpartner Yorick Hofkens den Jugend-Vize-Weltmeistertitel im Dart-Doppel. Im März dieses Jahres hat unsere Autorin Julia Hahn-Klose den mittlerweile 18-Jährigen getroffen. Den Artikel dazu stellen wir hier zum Nachlesen.
Drei Pfeile wirft Alexander Steinmetz. Pock, pock, pock. Kurz hintereinander landen sie in einer runden Scheibe. Dann zieht der 17-Jährigeseine Pfeile aus dem Sisal-Board und stellt sich wieder in seine Spielposition: Die Beine stabil, seinen Oberkörper leicht vorgelehnt. Exakt 237 Zentimeter ist seine rechte Fußspitze vom Ziel entfernt. Den rechten Oberarm hält er beim Werfen ganz ruhig, im rechten Winkel.
Pock, pock, pock. Er wirft erneut, sein Unterarm schnellt nach vorne. Er zieht den Schwung seines Arms noch ein Stück weiter durch, mit geöffneter Hand der Flugbahn des Pfeils hinterher, während dieser schon wieder im Board gelandet ist. Diese eine Bewegung zu perfektionieren, das ist Darts.
Jeden Tag eine Stunde Training
Jeden Tag eine Stunde lang wirft Alexander Steinmetz seine drei Pfeile. Das Üben hat sich für den Leverkusener ausgezahlt: Seit vergangenem Jahr ist er Teil des Jugendkaders der deutschen Nationalmannschaft. Was findet ein Leverkusener Jugendlicher an Darts spannend? „Dartspieler sind immer nett und Darts ist nicht abhängig von körperlichen Faktoren“, sagt Steinmetz.
2019 hat der Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums angefangen, Darts zu spielen. Wie so viele schaute er die WM im Winter, war angefixt und versuchte sich selbst an der Hobby-Scheibe der Familie. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen hörte er nach der WM nicht auf damit, Steinmetz trat im April in den Dart Club Leverkusen ein. Damals konnten die Mitglieder ihm noch Tipps geben, heute besiegt er sie meistens.
Alexander Steinmetz fing schnell an, Jugendranglisten zu spielen und in den Liga-Betrieb einzusteigen. Sein erstes größeres Turnier gewann er im September 2020. Mittlerweile säumen Pokale sein Zimmer, er dürfte Leverkusens bester Dartspieler sein. „Ich habe Corona als Trainingszeit genutzt“, sagt Steinmetz.
23 Gramm wirft er seither täglich, so viel wiegt einer seiner Darts. Zurzeit spielt er mit durchsichtigen pinken Shafts und Flights am hinteren Ende der Pfeile, ansonsten ein gängiges Modell. Ausgefallene Darts braucht er nicht, sagt Steinmetz.
Ende der Saison 2022 auf Platz 1 der U18-Liga
Im zweiten Lockdown habe er eine schwache Phase erlebt, dann auf einmal einen Leistungsschub. Woran das liegt, wisse er nicht. Auch das ist normal im Darts. Darts ist Kopfsache. „Die Leistungsverbesserung im Dart verläuft nicht so“, er zeichnet mit seinem Finger eine gerade Linie noch oben in die Luft, „sondern so-o-o“, er imitiert eine wilde Zickzacklinie. „Es ist auch ein frustrierender Sport“, sagt Steinmetz, „wenn man vorher nichts trifft, und dann auf einmal die 180.“
Das ist die höchste Punktzahl, die mit einem Pfeil erreicht werden kann: Die Triple-Twenty. Die trifft er in Turnieren nun häufig. Ende der Saison 2022 belegte der Leverkusener den ersten Rangplatz der U18-Liga und spielte sich damit in die Jugendnationalmannschaft.
Top-Spieler aus Leverkusen: Alexander Steinmetz baute sich Trainingsraum im Keller
Im Kader wird das Werfen und die Mentalität gecoacht. Und auch zuhause hat sich Alexander Steinmetz einen Trainingsraum geschaffen. Gemeinsam mit seinem Großvater baute er den Keller seines Elternhauses um. Sie strichen die Wand dunkelblau und bauten eine Oche aus rotem Vlies, damit ist die 237 Zentimeter lange Dartmatte gemeint, die den korrekten Abstand zur Scheibe markiert. Dort ist auch Platz für ein weiteres Hobby des Jugendlichen, für das er Zeit findet: seine kleine Gitarrensammlung. Seit zehn Jahren spielt Steinmetz das Instrument, für seinen älteren Bruder stehen zwei Klaviere im Haus.
Die Wochenenden widmet Steinmetz den Dartturnieren, dann fährt er durch ganz Deutschland, auch mal in die Niederlande und nach Österreich. „Man sagt, dass Turniere einen besser machen, weil man unter Druck spielt.“ In seinem Trainingskeller spielt er im Modus von 121 Punkten runter, das trainiere auch das Rechnen. Beim Darts senken die Spielenden durch die getroffenen Felder den Ausgangsstand auf null Punkte, in der Liga meist bei 501 startend.
Kölner Profi gibt Tipps
Freitagabends fährt Steinmetz meistens in den Cologne Cue Club, dort veranstaltet das Dart Team Köln freundschaftliche Turniere, offen für jeden. Die großen Summen wie in der Professional Darts Corporation, der PDC, gibt es dann nicht zu gewinnen, aber Erfahrung. Und Tipps vom Kölner Dart-Profi Florian Hempel hat der Leverkusener Nachwuchsspieler dort schon bekommen. Wie Hempel einmal zur WM in den Ally Pally, den Alexandra Pallace in London, zu fahren, ist das große Ziel im Darts. Bis dahin muss Steinmetz in der PDC Qualifying School mitspielen und gut abschneiden, um in die Premier League aufgenommen zu werden.
„Ich werde immer weiter spielen, das ist schon klar“, sagt Steinmetz. Dieses Jahr macht er sein Abitur, danach wolle er sich ein Leben unabhängig vom Dart aufbauen, erst einmal studieren. Und vielleicht wird er es dann schaffen, beim jährlichen Stopp der PDC (Professional Darts Corporation) European Tour in seiner Heimatstadt Leverkusen auf der Bühne zu stehen.