Leverkusen – Die gelben, mit Helium gefüllten Luftballons an zehn Meter langen Schnüren hängen noch keine halbe Stunde in der Luft da machen die ersten schon allmählich schlapp. Aber sie müssen auch nicht lange durchhalten an diesem Samstagmorgen, es ging nur darum, ein Zeichen zu setzen, zu verdeutlichen, wie viel Platz die mitten durch Leverkusen verlaufende Autobahn A3 (Frankfurt–Oberhausen) bei der vom Bund geplanten Erweiterung zusätzlich in Anspruch nehmen wird. Die ganze Syltstraße in Manfort fiele weg, machen die Demonstrierenden mit ihren Ballons deutlich, die sich in einer langen Reihe auf dem Gehweg gegenüber der Schallschutzwand aufgebaut haben.
Selbstgemalte Schilder
Die Kundschaft von Metro, Bauhaus und Aldi staunt. Viele Autofahrer verrenken sich am Steuer den Kopf, um die Aufschriften der selbstgemalten Schilder zu entziffern. „Keinen Meter mehr“ und „Stoppt den Ausbau der A3“ steht da unter anderem zu lesen.
Friedrich Jonas von der Interessengemeinschaft Schleswig-Holstein-Siedlung hatte zu dieser stillen Demonstration aufgerufen und vieler Unterstützer auch aus anderen Initiativen gefunden. Peter Westmeier, der den Protest gegen eine Raststätte an der A1 bei Steinbüchel und Lützenkirchen organisiert, ist ebenso dabei wie Vertreter von Parents for Future, die ein Memorandum für die Autobahn-Ausbau fordern, auch einige Rats- und Bezirkspolitiker lassen sich sehen, machen gar selbst mit Luftballon.
Findet die Demonstration auf der Syltstraße, östlich der Autobahn, wegen des Betriebs der Großmärkte einige Beachtung bei deren Kunden, ist es auf der Westseite zur gleichen Zeit weitaus stiller. Hinter den Berufsschulen stehen die Ballon-Haltenden ganz allein, Publikum für ihre Demonstration gibt es hier nicht.
Politiker mit Ballons
Allerdings sind hier einige Ratsvertreter dabei von SPD, CDU, Grünen und FDP – darunter auch Nyke Slawik. Die Bundestagsabgeordnete der Grünen sitzt immerhin nun im Verkehrsausschuss des Bundestages und kann die ablehnende Reaktion der Leverkusener Bevölkerung dorthin transportieren. „Ich werde mich im Bundestag gegen den Autobahn-Wahnsinn stark machen“, postet sie nachmittags auf Facebook.
Autobahn durch den Garten
Ganz einsam schwebt ein gelber Ballon über dem Ende der Straße Am Stadtpark, kurz vor der A3-Lärmschutzwand an einen Stein angebunden. Und in der parallel zur A3 verlaufenden Wohnstraße Ratherkämp beschränkt sich der Protest auf Schilder, die in den meisten Vorgärten bekunden, dass es keinen Meter Grundstück für eine breitere Autobahn geben soll. Denn fünf Meter würden in den meisten Fällen von den Gärten hinter den Häusern abgeschnitten.
Unterm Strich ist Demo-Organisator Friedrich Jonas sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Aktion. „Wir haben vielen Menschen vor Augen geführt, was ein Autobahn-Ausbau an dieser Stelle bedeuten würde.“ Der Verkehr sei bewusst an keiner Stelle lahmgelegt worden. Weitere Aktionen sollen folgen. „Darüber müssen wir aber noch ein wenig nachdenken“, sagt Jonas.