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Elektroräder und UnfällePolizei bietet Ü-60-Sicherheitsfahrt durch Leverkusen an

Lesezeit 3 Minuten
Foto: Ralf Krieger

Eine der ersten Fahrradstraßen in Leverkusen war die Straße Am Stadtpark. Sonja Bongartz (rechts) gibt Hinweise zur Benutzung der Straße auf einer Radtour durch Leverkusen.

Auf der Radtour wurden viele Aspekte angesprochen. Es ging nicht nur um Verkehrsregeln, aber auch.

Fahrräder sind out – Elektroräder sind in. Dieser Eindruck beschleicht einen, betrachtet man die Räder der Teilnehmenden an der „Aktiven Verkehrsberatung auf dem Fahrrad für Menschen ab 60 Jahren“. Zu der Aktion hatte die Polizei am Dienstagmorgen eingeladen. Gerade mal einer von ungefähr 20 Mitfahrern, die zum Treffpunkt an der Dreifachsporthalle gekommen waren, nutzt in dieser Gruppe noch die reine Muskelkraft – alle anderen fahren mit Elektro-Unterstützung. Mit Pedelecs fahren auch ungeübte Radfahrer in der Tendenz viel schneller als auf herkömmlichen Rädern, was sich in der Unfallstatistik der Kölner Polizei niederschlägt. Besonders seit 2021 gibt es einen auffälligen Anstieg bei Unfällen mit Pedelec-Radlern, unabhängig davon, wer daran letztlich Schuld hatte. In Leverkusen registrierte die Polizei 66 Unfälle mit elf Schwerverletzten. Ein Plus von 29 Prozent von 2022 auf 2023.

Ein Schild mit Regeln für eine Fahrradstraße

Regeln für die Fahrradstraße

Punkt eins war dem Selbstschutz gewidmet: Reflektoren und Signalfarben sind wichtiger als man denkt. Und natürlich: Nie ohne Helm fahren, auch wenn es keine Helmpflicht für Radfahrer gibt. Die Schale soll auch möglichst nicht älter als fünf Jahre sein, sie wird dann hart und spröde. Das Herstellungsdatum steht normalerweise auf einem Schild innen im Helm.

Teilnehmerin Anneliese Mehne musste auf diese Weise feststellen, dass ihr Helm schon 2002 produziert worden war, das sei eindeutig zu alt, sagte Polizeihauptkommissarin Lise Zeh, auch wenn der Helm äußerlich noch tipptopp aussah. Was sie als Radfahrerin nervt? Ohne, dass sie lange überlegen muss, sagt sie: „Autofahrer, die keine Rücksicht nehmen.“ Sie werde nicht nur angehupt, sondern auch angebrüllt. Polizist Matthias Blasius klärt auf: Das Anhupen von Radfahrern als Maßregel, etwa wenn Radfahrer auf der Straße und nicht auf dem Radweg fahren, sei sogar verboten und mit einem Bußgeld belegt.

Fahrradstraße mit Beschilderung

Beschilderung der Fahrradstraße Am Stadtpark.

Auf einer Strecke von rund acht Kilometern Länge ging es durch das Leverkusener Stadtgebiet. Die erste Überraschung für manche: Wer hätte gedacht, dass man auch auf dem durchgehenden Radweg anhalten muss, wenn eine Ampel für die Autos rot zeigt, etwa vorm Calevornia? „Da wäre ich normalerweise immer durchgefahren“, sagt ein Teilnehmer. Jetzt weiß er es besser. Ein absichtlicher Rotlichtverstoß könne auch Radfahrer über 200 Euro kosten, sagt die Polizistin Sonja Bongartz, die selbst auf einem schnellen Elektro-Dienstrad sitzt, das ein Versicherungskennzeichen hat, wie ein Moped. Es kann noch um einiges schneller unterwegs sein als die Räder ohne Kennzeichen, dafür darf es nicht auf Radwegen gefahren werden.

Das weiße Fahrrad Robert-Blum-Straße Ecke Eisholz erinnert an einen toten Radfahrer.

Das weiße Fahrrad Robert-Blum-Straße Ecke Eisholz erinnert an einen toten Radfahrer.

Über die hohe Geschwindigkeit mancher Pedelec-Fahrer kann man sich durchaus wundern, allerdings ist das „Frisieren“ von handelsüblichen Rädern oder das Fahren illegaler, weil zu starker Räder inzwischen ziemlich üblich auf der Straße, wenn auch verboten.

Die Radtour ging über den Konrad-Adenauer-Platz in das Gewerbegebiet an der Syltstraße, dort wurden Radfahrer-Regeln für das „Überleben“ neben Supermarktparkplätzen besprochen. Durch die Radfahr-Zone in der Schleswig-Holstein-Siedlung führte der Weg letztlich zum „Ghostbike“, das an einen getöteten 39-jährigen Radfahrer an der Einmündung Eisholz auf die Robert-Blum-Straße erinnert. Dort erklärten die Polizisten, dass nur Radfahrer auf Zebrastreifen Vorrang haben, die das Fahrrad schieben.