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Emily Otto und Luna Keller treten zusammen auf„Wir haben versucht, Leverkusen mit Musik zu füllen“

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen auf einer Bühne

Zwei Stimmen, ein Gefühl: Emily Otto und Luna Keller verzaubern mit Klang und Emotion.

Emily Otto und Luna Keller entführen zweihundert Zuhörende am Donnerstagabend im frisch renovierten Werner-Heisenberg-Gymnasium in eine Welt aus Klang und Gefühl.

Roh und dezent, ohne Tamtam: eine Stimme, die die Luft durchdringt, sanft, aber bestimmt. Emily Otto versteht es, mit ihrer Musik Räume zu schaffen, in denen Worte tanzen. „Das ist das erste Mal, dass ich ein ganzes Konzert nur mit meinen eigenen Liedern spiele“, sagt sie, „sonst habe ich immer Covers zwischengestreut – oder eigentlich nur Covers gespielt.“. Ihr Bruder Dylan begleitet sie später am Schlagzeug und Bass. Es kommt Wohnzimmer-Jam-Atmosphäre auf.  „Wir spielen dieses Set auch als Vorbereitung für eine Recording-Session“, erzählt sie, „ich bringe im Sommer wahrscheinlich zwei EPs raus – eine soulig, jazzig, groovig, die andere mit einem Streicherquartett aus Düsseldorf.“

Und doch beginnt die zweite Hälfte des Abends ganz intim. Ihr Gesang gleitet über das Publikum. Sie spielt mit der Zeit – dehnt Töne, lässt Pausen klingen, phrasiert mit einer Selbstverständlichkeit. Diese Technik, im Jazz als „Rubato“ bekannt, macht jedes Stück zu einer lebendigen Erzählung. Otto schafft Klanglandschaften, in denen sich Alltagsbeobachtungen in Poesie verwandelt: ein Spaziergang durch die Stadt, ein flüchtiger Blick, ein unerwarteter Moment der Melancholie.

Luna Keller: Ein versteckter Star aus Wiesdorf

Dann ist da noch Luna Keller. Sie erschafft sogar spontan einen Song aus Wörtern aus dem Saal, darunter neben „Sonne“ und „Liebe“ auch „Fußballmeister“. Singer-Songwriterin durch und durch, verwurzelt in der Tradition des Indie-Folk, doch mit einer Tiefe, die weit über Genregrenzen hinausreicht - inspiriert aus vielen Ländern. „Luna ist einfach so ein Star, der sich in Leverkusen versteckt – seit Jahren schon“, sagt Otto über ihre Kollegin, „sie ist super, super cool. Und wohnt einfach in Wiesdorf. Und man weiß gar nicht, dass sie hier ist.“

Als Keller zu Beginn des Abends ansetzt, ist es, als würde sie einen Faden aufnehmen, der das Publikum mit ihren eigenen Erfahrungen verbindet. Die Songs ihres aktuellen Albums „The Ocean Inside Of Me“ sind von einer existenziellen Ehrlichkeit geprägt – sie erzählen von der Auseinandersetzung mit dunklen Momenten, von der Kraft, die in der Verletzlichkeit liegt. „Patterns“ erklingt zuerst – ein Stück, das mit seiner schlichten, aber eindringlichen Melodie den Raum still werden lässt. Es sind keine lauten, spektakulären Arrangements nötig. Jeder Ton sitzt. 

Zwei Stimmen, ein Gefühl

Und dann: Das Duett. Drei Songs singen Emily und Luna in der Mitte gemeinsam. Zwei Künstlerinnen, zwei Stimmen, zwei musikalische Sprachen, die ineinanderfließen. Jazz trifft Folk, Kontrolle trifft Intuition. Es ist ein magischer Moment, in dem Musik mehr ist als Klang – sie wird zu einem Gefühl. Otto und Keller erzählen gemeinsam eine Geschichte. Die Harmonien fließen, sie spiegeln und ergänzen sich. Keine Stimme dominiert, stattdessen entsteht eine Art musikalisches Gespräch, das sich im Raum entfaltet und das Publikum für einen Moment aus der Zeit hebt.

„Wir haben ganz viel analoges Marketing gemacht“, erzählt Otto. „Wir sind quer durch Leverkusen gefahren – in die Fußgängerzonen von Wiesdorf und Opladen. Haben mit Leuten gequatscht, spontan Songs gesungen, sogar mit Obsthändlern gejammt.“ So entsteht nicht nur Vorfreude auf einen Konzertabend – es entsteht Nähe. Musik als Einladung, als Begegnung. „Wir haben versucht, Leverkusen mit Musik zu füllen – nicht nur unsere Bekannten einzuladen, sondern wirklich alle“, sagt Otto.