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Personalmangel, MitgliederschwundKirchenkreis Leverkusen fusioniert Verwaltungen

Lesezeit 4 Minuten
Christuskirche im Abendlicht angeleuchtet

Dunkle Wolken über der Wiesdorfer Christuskirche: Der evangelische Kirchenkreis Leverkusen steht vor großen Herausforderungen.

Weniger Kirchensteuer, höhere Ausgaben für die sozialen Aufgaben, fehlende Theologen – die evangelische Kirche Leverkusen muss umdenken.

Finanzielle Engpässe, Personalmangel – allzu weltliche Sorgen plagen die evangelische Kirche. Dazu kommen die Kriegsgeschehen in der Welt. „Es herrscht ein hohes Maß an Verunsicherung unter den Menschen, und das kann ich sehr gut verstehen“, sagt Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten. Auf seiner Herbstsynode in Bergisch Neukirchen hat der evangelische Kirchenkreis Leverkusen versucht, Antworten sowohl auf die aktuellen, als auch auf die internen Probleme zu finden.

Haltung zu Israel

„Es gibt keine Erklärung für dieses menschenverachtende Morden und die Geiselnahmen“, sagt Scholten über den Angriff der Hamas. In Bezug auf Antisemitismus werde zu häufig mit „Ja, aber“ argumentiert, das dürfe nicht sein, die evangelische Kirche stehe klar hinter Israel. Gleichzeitig sei es Aufgabe der evangelischen Christen, sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen und im Dialog zu bleiben. Empathie für die palästinensischen Opfer zu haben, sei kein Aufkündigen der Solidarität mit Israel. „Diesen Standpunkt in der Gesellschaft zu vertreten, ist aktuell nicht einfach“, gibt Scholten zu.

Verlust an Kirchenmitgliedern

Die Austrittsquote im Kirchenkreis Leverkusen beläuft sich in diesem Jahr auf etwa zwischen 1,5 und zwei Prozent. „Der Verlust an Gemeindegliedern ist allerdings höher“, sagt Scholten. Denn es sterben mehr Kirchenmitglieder, als neue getauft werden. Vor allem während Corona, als Taufen nur in sehr begrenztem Rahmen überhaupt möglich waren, seien die Zahlen extrem zurückgegangen. „Zuletzt haben viele Gemeinden tolle, große Tauffeste organisiert“, lobt Scholten. Allerdings werden dennoch immer weniger Kinder getauft. Die Gründe seien wahrscheinlich ähnliche, wie jene, warum Menschen aus der Kirche austreten.

Gründe für Kirchenaustritte

Scholten nennt eine Reihe an Gründen, warum Menschen aus der evangelischen Kirche austreten oder ihre Kinder gar nicht erst taufen lassen. „Finanzielle Erwägungen spielen sicher eine Rolle“, sagt der Superintendent. In Zeiten, in denen alles teurer wird, müssten die Menschen abwägen, wofür sie sich engagieren wollen. Auch ein Verlust an Spiritualität und ein allgemeiner Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung sei bemerkbar.

„Früher wurde man mit hochgezogener Braue angeschaut, wenn man gesagt hat, dass man aus der Kirche ausgetreten ist. Heute passiert das eher, wenn man sagt, dass man noch drin ist.“ Auch die Thematik Missbrauch in der Kirche sei ein Grund für viele Menschen, ihr den Rücken zu kehren. Hier versucht der Kirchenkreis Leverkusen, offensiv dagegenzuwirken: In diesem Jahr haben 20 Schulungen zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt stattgefunden, im kommenden Jahr sollen es noch einmal deutlich mehr werden. Außerdem werde ein System mit Vertrauenspersonen und verbindlichen Verfahren eingeführt.

Gleichzeitig wirbt Scholten für ein Engagement in der Kirche, sei es in Form von persönlicher oder finanzieller Unterstützung: „Es gibt viele gute Gründe, in der Kirche zu bleiben.“ Die gesellschaftliche Funktion, etwa im Betreiben von Kindertagesstätten und Ganztagsbetreuung an Schulen, in der Seelsorge und der Altenbetreuung sei besonders wichtig in Zeiten, in denen der Sozialstaat vor großen Herausforderungen stehe.

Personalmangel

Der Kirchenkreis Leverkusen, zu dem auch Langenfeld, Monheim, Burscheid, Leichlingen und Witzhelden gehören, hat aktuell Anspruch auf 26 Pfarrstellen. Bis zum Jahr 2030 hat die rheinische Landeskirche eine Kürzung auf 19 Pfarrstellen festgelegt. Natürlich sei das auch eine Folge der Sparzwänge, schon in diesem Jahr stehen dem Kirchenkreis sieben Prozent weniger Einnahmen zur Verfügung.

Der Hauptgrund allerdings sei, dass es nicht mehr genug Theologinnen und Theologen gebe, um alle Stellen zu besetzen. Der „Kooperationsraum“ der Kirchengemeinden Bergisch-Neukirchen, Burscheid, Leichlingen und Witzhelden zum Beispiel hat derzeit nominell 6,5 Pfarrstellen, bis 2023 sollen es nur noch vier sein. Von den 6,5 Stellen sind aktuell aber drei unbesetzt. „Das soll sich demnächst ändern, allerdings wird daraus klar, dass wir niemanden entlassen oder versetzen müssen, um die geforderte Reduktion umzusetzen“, sagt Scholten.

Vielmehr müssten Organisationsformen gefunden werden, „mit der die Identitäten der Gemeinde gewahrt und gleichzeitig die pfarramtliche Versorgung sichergestellt werden kann.“ Dafür seien die Gemeinden jetzt aufgerufen, eine Profilkonzeption zu erstellen. „Jede Gemeinde soll sich Gedanken darüber machen, was ihre Visionen und Ziele sind“, sagt Scholten. Das solle dann auch als Grundlage für die Gebäudeplanung dienen.

Zusammenlegung der Verwaltung

Bereits beschlossen ist, dass zum 1. Januar 2025 die Verwaltungen der Kirchenkreise Leverkusen und Lennep fusionieren. „Es handelt sich nicht um eine Fusion der Kirchenkreise und auch nicht eine Vorstufe dessen“, betont Scholten. In Zeiten von sinkenden Einnahmen und Personalmangels müsse auch die Kirchenverwaltung schlanker werden und Kooperationsmöglichkeiten finden, um weiter ein attraktiver Arbeitgeber sein zu können.

Der Kirchenkreis Lennep sei dafür ein guter Partner, da er in etwa gleich groß ist und in Wermelskirchen direkt an den Kirchenkreis Leverkusen angrenzt. „Wenn unsere Hauptverwaltung in Burscheid unglücklich umkippt, liegt sie schon fast im Kreis Lennep“, sagt Scholten. Der Zusammenschluss der Verwaltungen, der dann rund 100 Mitarbeitende angehören werden, soll auch durch den Ausbau von Digitalisierung, Homeoffice und Videokonferenzen begleitet werden. Wie der neue Verwaltungsverband genau funktionieren soll, verhandelt nun ein gemeinsames Gremium, das paritätisch aus beiden Kreisen besetzt wurde.