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Explosion in OpladenSetzte der Angeklagte nach der Wohnung sein Auto in Brand?

Lesezeit 3 Minuten
Brand nach Explosion Opladen feuerwehr. Foto: Ralf Krieger

Ist der Schutt vom Auto des Täters gefallen? Die Trümmer, die vom Haus auf die Straße gefallen sind, spielen im Verfahren eine Rolle.

Zunächst hatten die Ermittler keinen Zusammenhang zu einem ausgebrannten Auto unter der Stelzenautobahn hergestellt.

Zweimal brannte es in Leverkusen am 13. Mai innerhalb von einer Stunde: Erst explodierte um kurz nach zehn Uhr die Wohnung in der Opladener Augustastraße und nur eine Stunde später brannte unter der Stelze ein Auto. Ein möglicher Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen interessiert das Gericht, denn den gibt es: Beim Opladener Feuer stand die Wohnung der Exfreundin desjenigen in Brand, dessen Auto wenig später unter der Stelze ausbrannte.

Zu nah am Haus geparkt?

Dem Exfreund Mohammad N. wird die Brandstiftung der Wohnung vorgeworfen. Zeugenaussagen legen nahe, dass er bei der mutmaßlichen Tat möglicherweise genau vor dem Haus in der Augustastraße geparkt haben soll. Zu nahe vielleicht, denn bei der Zündung des Feuers in der Wohnung war es zur Explosion gekommen, bei der Steine, Balken und Dachziegel auf ein Auto gefallen sein sollen, das kurz nach der Explosion weggefahren worden sein soll.

Das muss zu Beschädigungen geführt haben, die er nur schwer hätte erklären können. Deshalb, so die Anklage, soll er an diesem Freitagvormittag zur Verdeckung seiner Taten nicht nur die Wohnung, sondern auch noch sein Auto angezündet haben.

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Den möglichen Zusammenhang beider Brände hatten die Ermittler nicht von Anfang an auf dem Schirm, wie eine Kommissarin aus dem Kölner Brandermittler-Team in der Verhandlung am Montag sagte. Sie beschäftigte sich erst drei Tage später am Montag mit dem Autowrack unter der Stelze. Das Feuer dort sei von hinten am oder im Kofferraum ausgebrochen.

Jetzt bin ich natürlich auch schlauer
Polizeibeamtin vor Gericht

Das Gericht sieht sich die Fotos an, die die Ermittler vor Ort von dem hellen SUV des Angeklagten gemacht haben. Deutlich sind Beschädigungen auf der Beifahrerseite und an der Frontscheibe zu sehen. Damals maßen die Ermittler dem noch keine besondere Relevanz zu, man ging zu dem Zeitpunkt beim Brand in der Augustastraße noch von einer Gasexplosion aus.

„Ja, jetzt bin ich natürlich auch schlauer“, sagt die Beamtin, als die Bilder mit dem Beamer im Saal an die Wand geworfen werden. Die Beulen sind länglich und sehen tatsächlich so aus, als ob sie durch Kräfte erzeugt wurden, die von oben gewirkt haben. Auf der Frontscheibe sind sechs Beschädigungen in der Verbundglasscheibe, die könnten von herabfallenden Gegenständen stammen.

Dass die Feuerwehr die Scheibe beim Löschen beschädigt haben könnte, schließt die Polizistin aus: Wenn die eine Frontscheibe zum Löschen einschlagen wolle, dann sei die hinterher auch weg und nicht nur beschädigt, so ihre Erfahrung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handele es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung.

Seltsame Brocken am Scheibenwischer

Mohammad N., der selbst in der „Security“-Branche tätig gewesen sein soll, habe damals die Erklärung gehabt, dass Jugendliche auf dem ausgebrannten Auto herumgetrampelt hätten. Der helle SUV wurde offenbar Tage später noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Auf den Fotos, die im Gerichtssaal gezeigt wurden, sieht man seltsame Brocken in dem Spalt zwischen Motorhaube und Scheibenwischer, die bei der Explosion auf das Auto heruntergefallen sein könnten, darüber dürfte in einer der kommenden Sitzungen zu sprechen sein.

Das Gericht versucht auszuschließen, dass es in der Wohnung vielleicht doch zu einer Gasexplosion gekommen sein könnte, die Verteidigung Mohammad N’s setzt womöglich auf diese Strategie.

Am Tag vor der Explosion hatte die EVL im Keller des Hauses turnusmäßig einen neuen Gaszähler installiert. Darüber gaben der EVL-Geschäftsführer Ulrik Dietzler und der ausführende Monteur Auskunft. Der erfahrene Gas-Wasser-Installteur sagte: „Das Rohr war dicht!“