Planspotter und Flugzeugfreunde habe ihren Spaß am Kurtekotten, ein scheinbar bewaffneter Mann sorgte für Unruhe beim Flugplatzfest.
Flugplatzfest LeverkusenPolizeieinsatz wegen Angst vor Anschlag
Am Rollfeld herrscht reges Treiben. Ein starker Wind peitscht über die Wiese. Familien mit Kindern, Flugbegeisterte und Neugierige strömen herbei, um die beeindruckenden Flugzeuge aus nächster Nähe zu bestaunen. Kinder mit vor Aufregung roten Wangen lassen sich auf dem Boden nieder, die Köpfe weit in den Nacken gelegt, um den Kunstfliegern am Himmel zu folgen. Es riecht nach frischen Bratwürsten, die mit der fröhlichen Stimmung um die Wette dampfen.
Leverkusen: Polizeieinsatz wegen Anschlagsangst
Rund 1700 Erwachsen und 800 Kinder seien am Samstag über den Tag verteilt zum Fest gekommen, sagt Organisator Markus Ley. Im Vorjahr waren es rund 600 Menschen mehr – das liege wohl vor allem an den schrecklichen Ereignissen in Solingen am Freitagabend. „Mein Bauchgefühl ist, dass das einen großen Einfluss gehabt hat“, sagt Ley. Dass die Menschen nach dem Anschlag – zurecht – besonders sensibilisiert sind, zeigte sich auch bei einem Vorfall am Samstagmittag. Ein schwarz gekleideter Mann war auf das Gelände gekommen, aus seinem Rucksack ragte ein Schwertgriff heraus. „Unter den Besuchern, die diesen Mann gesehen haben, brach eine kleine Panik aus“, berichtet Ley.
Vermeintliches Schwert war ein Regenschirm
Er habe die Polizei gerufen, die sehr schnell mit 20 Einsatzkräften vor Ort waren und den Mann „entwaffnet“ haben. Es handelte sich bei dem Gegenstand lediglich um einen Regenschirm. Das Personal am Eingang hatte das auch überprüft, den Mann aber dennoch mit dem Schirm auf das Gelände gelassen. Für den Sonntag hat Ley nun klare Anweisungen gegeben, dass bei Taschenkontrollen alles, was eine waffenähnliche Erscheinung hat, nicht auf das Gelände gelassen wird. „Wie kann man so unsensibel sein, mit irgendwas, was aussieht wie eine Waffe, auf ein Fest zu gehen?“, fragt er empört. Der Mann wurde des Flugplatzes verwiesen.
Viele Besucher aber haben von dem Vorfall gar nichts mitbekommen. Aufregung herrscht vor allem am Stand, an dem Rundflüge gebucht werden können. Während die Sonne höher steigt, wächst auch die Zahl derer, die den Mut aufbringen, sich für einen Rundflug anzumelden. Der strahlend blaue Himmel ist wie gemacht dafür: Für 200 Euro pro Person kann man direkt vor Ort im Zelt der Junkers Aircraft einen Rundflug in der historischen Junkers F13 buchen. Die 35-minütige Tour führt über den Kölner Dom oder das Bergische Land. „Ein exklusives Erlebnis für bis zu drei Passagiere, das unvergessliche Ausblicke garantiert“, bewirbt der Moderator diese Gelegenheit durch das Mikrofon. Günstiger sind die Rundflüge, die der Luftsportclub anbietet und auch unter allen Besuchern verlost.
Aber auch schon am Boden begeistert das Fest, besonders zum Beispiel Maya (7) und Jesse (9) aus Leverkusen: „Man kommt so nah an die Flugzeuge!“ Neben dem Spektakel in der Luft gibt es auch am Boden viel zu erleben: Körbe werfen bei den Bayer Giants, am Simulator Kunstflüge üben, Schaumküsse per Tennisball von einem Katapult in den Mund feuern.
Auch „Plane Spotter“ waren gekommen
Torsten und Luke Sterzenbach aus Frechen sind leidenschaftliche „Plane Spotter“, die in ihrer Freizeit seltene Flugzeuge und Hubschrauber in der Luft fotografieren. Luke nutzt dafür eine Kamera mit beeindruckendem Objektiv von 150 bis 600 Millimeter Brennweite: „Um die Flugzeuge aus großer Entfernung detailreich einzufangen.“ Seine Fotos teilt er online unter dem Namen „aviation_etnn“ mit einem internationalen Publikum. „Es ist toll, sich mit anderen Enthusiasten aus aller Welt zu vernetzen und gemeinsam dieses besondere Hobby zu teilen“, sagen die beiden. Das Highlight der beiden beim Flugplatzfest: „Der rote Baron – der größte Doppeldecker der Welt.“
Unter dem Flügel einer Beechcraft Twin Bonanza haben es sich Stella Schäfers, Jil Sadlowski und Pia Sadlowski gemütlich gemacht, plaudern begeistert über das Flugzeug. „Wusstet ihr, dass diese Maschine in den 1950er Jahren als Luxus-Transporter entwickelt wurde?“, fragt Schäfers. Pia Sadlowski fügt hinzu: „Mit ihren zwei Motoren konnte sie damals sogar in der Armee eingesetzt werden!“ Ihre Schwester ergänzt mit leuchtenden Augen: „Und trotz ihres Alters fliegt sie noch immer sicher und zuverlässig!“ Sie sind sichtlich beeindruckt von der Geschichte und den Fähigkeiten dieses klassischen Flugzeugs.
Und bei so vielen strahlenden Gästen strahlt auch Flugplatzfest-Sprecher Alexander Erven. Das Flugplatzfest sei nicht nur ein Event für die Besucher, sondern auch eine wichtige Plattform für den Verein. „Es helfen alle Mitglieder mit, ob als Aufseher an den Zäunen, im Getränkewagen oder an den Ständen“, betont Erven, „ein Jahr Vorbereitung steckt in diesem Wochenende.“
Und dann mussten am Samstagabend und am Sonntagmorgen alle noch einmal besonders mit anpacken: Vor dem aufziehenden Gewitter wurden alle Zelte abgebaut und die Flugzeuge in die Hallen in Sicherheit gebracht. Alles konnte nicht gerettet werden: Das große Notausgangschild auf 12 Zentimeter dicken Balken wurde vom Sturm abgebrochen, auch auf die Suche nach den WC-Hinweisschildern mussten sich Vereinsmitglieder am Sonntagmorgen machen. "Wir haben eigentlich das ganze Fest ab- und wieder aufgebaut", erzählt Ley. Aber dann konnte es am Sonntag weitergehen mit dem zweitägigen Fest.
Das Flugplatzfest auf dem Kurtekotten ist nicht nur ein Ort, an dem Träume von der Fliegerei Wirklichkeit werden, sondern auch ein Ort, an dem Gemeinschaft gelebt wird. Das Fest am Flugplatz Kurtekotten, LSC Bayer Leverkusen, Kurtekottenweg 1, 51373 Leverkusen, findet am Sonntag noch von zehn bis 18 Uhr statt. Der Eintritt kostet acht Euro und gilt für beide Tage, Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt. Die Anfahrt mit dem Auto direkt zum Platz ist gesperrt. Der Verein empfiehlt, mit dem Fahrrad zu kommen oder mit der S6 und oder Bus bis zur Haltestelle Leverkusen-Chempark zu fahren, von dort fahren Shuttlebusse zum Flugplatz.